Leseprobe. Aurelia Spendel Voll guter Hoffnung Gedanken auf dem Weg zur Krippe. Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de

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1 Leseprobe Aurelia Spendel Voll guter Hoffnung Gedanken auf dem Weg zur Krippe 20 Seiten, 14 x 17 cm, gebunden, durchgehend farbig ISBN Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. St. Benno Verlag GmbH, Leipzig 2018

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3 Erfüllt von den Wundern Maria und Elisabeth Es war wunderschön bei Elisabeth. Sie zeigte sich so anders als sonst, viel fröhlicher, auch wenn sie hin und wieder sehr nachdenklich schaute. Wer würde das nicht verstehen? Ich habe gut nachspüren können, was in ihr vorging. In ihrem Alter schwanger und das zum ersten Mal! Ihr ehrfürchtiges Staunen, dass sie nach all den Jahren nun doch noch Mutter werden durfte, hat mich tief berührt. Wie unbeirrt sie über dem Gerede der Leute stand! Ich habe mich an ihrer vertrauensvollen Zuversicht festhalten können. Auch meine Situation ist ja nicht so, wie es für manche Menschen richtig wäre. Jetzt hat Elisabeth ihren Sohn geboren und ist glücklich mit ihm, und ich warte auf den meinen. Die Väter Josef und Zacharias gehen gut mit, auf sie ist Verlass. Ich merke immer wieder, dass wir vier ganz erfüllt sind von den Wundern, die an uns geschehen. Ich weiß: Gott ist da. Das genügt. Menschen brauchen einander. Nicht viele, aber die richtigen. Die, die gut tun und die da sind, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Aber auch die sind wichtig, die mich brauchen, selbst wenn sie anstrengend sind. Und dann sind da noch die, die das Leben leicht machen, die es schön werden lassen und reich. Sie sind wie ein Wunder, wie eine unverdiente Gabe. Ich wünsche mir, dass ich die einen wie die anderen in diesem Advent bewusster wahrnehme als sonst. Dann kann ich besser auch auf die schauen, die ich ansonsten übersehe. Vielleicht ist unter ihnen ja ein noch unerkannter Wundermensch, der auf unsere Begegnung wartet. 3

4 Der Zauber des Anfangs Eine Nachbarin Mein Alltag ist wie jeder Alltag manchmal hektisch, manchmal langweilig. Manchmal erfüllend und manchmal bedrückend leer. Jeder Tag hat seine ganz besondere Farbe. Ich muss sie nur wahrnehmen, so wie ich gerade gesehen habe, dass die junge Frau von nebenan schwanger ist. Sie war lange weg, drei Monate, und nun ist sie wieder da, schon mit einem kleinen Bäuchlein. Auch wenn ich mich frage, wie das so überraschend hat kommen können ist sie überhaupt schon verheiratet?, es ist doch schön, wenn sie sich ein Baby zutraut, so jung wie sie noch ist. Wie war das eigentlich bei mir, das Guter-Hoffnung-sein? Fast habe ich sie schon vergessen die Anfänge, die immer wieder ins Leben drängen. Fast hat das tägliche Einerlei sie zum Verschwinden gebracht. Dabei tut es so gut, immer wieder neu anfangen zu können. Es bringt Leben in die Tage und Jahre, und der Alltag ist nicht mehr nur alltäglich. Immer ist dann so ein zartes Leuchten da. Aller Anfang ist schwer, sagt man. Und doch liegt im Anfangen ein Zauber verborgen. Dieser Advent ist ein solcher Anfangs-, ja mehr noch: ein Verheißungsbeginn. Ich will ihn zum Aufblühen bringen. Er soll zur Welt kommen dürfen und Frucht bringen. Heute weiß ich noch nicht, was er brauchen wird, um sich zu entfalten und wie seine Frucht einmal aussehen wird. Aber ich will es wagen anzufangen und will mit dem Anfangen auch dann nicht aufhören, wenn der Alltag sich lautstark in den Vordergrund zu drängen versucht. 5

5 Oh Gott, hilf doch! Josef Manchmal ist mir richtig schlecht. Mein Herz klopft, ich bin nervös bis in die Fingerspitzen, mein Magen rebelliert. Diese Reise ist der reinste Wahnsinn. Hochschwanger unterwegs auf völlig verstopften Wegen, nirgendwo ein Unterkommen und jetzt auch noch eine Geburt im Stall. Ich weiß nicht mehr, was werden soll, wer ich überhaupt noch bin. In Nazareth war ich Josef, ein geachteter Handwerker. Man nannte mich sogar schon einmal Josef, den Gerechten. Wer bin ich jetzt, hier, wenn ich meiner Frau kein Dach über dem Kopf bieten kann, keinen sicheren Ort, wo sie in Ruhe das Kind zur Welt bringen kann? Oh Gott, hilf doch! Hast du mich ganz aus den Augen verloren? Ich bin wie ein verlorenes Schaf. Nimm mich an die Hand, führe mich durch dieses finstere Tal der Angst. Lass meine Seele wieder wohnen in deinem Haus, sei mein guter Hirte. So viele Menschen sind in diesen Tagen auf der Flucht, innerlich und äußerlich. Ich will dieser Not nicht ausweichen, auch meiner Hilflosigkeit nicht und nicht den engen Grenzen meiner persönlichen Möglichkeiten. Ich will um das bitten, was diese Menschen zum Leben brauchen. Ich werfe gerne alles in die Waagschale, was helfen kann: mein Gebet; das, was ich konkret geben darf und auch meinen Protest gegen alles, was diese Menschen am Leben in Fülle, in Sicherheit und Gerechtigkeit hindert. 6

6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Fotonachweis: Alle Fotos stammen aus dem Krippen-Museum Oberstadion, Gemeinde Oberstadion Besuchen Sie uns im Internet: Gern informieren wir Sie unverbindlich und aktuell auch in unserem Newsletter zum Verlagsprogramm, zu Neuerscheinungen und Aktionen. Einfach anmelden unter ISBN St. Benno Verlag GmbH, Leipzig Covergestaltung: Rungwerth Design, Düsseldorf Coverbild: Jakub/Fotolia Gesamtherstellung: Arnold & Domnick, Leipzig (A)