Wie wird der Wald von morgen aussehen?

Transkript

1 Wie wird der Wald von morgen aussehen? Rupert Seidl Institut für Waldbau BOKU Wien 1

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3 Inhalt Was kommt auf den Wald zu? Für den Wald relevante Entwicklungen im Globalen Wandel Wie wird sich die Walddynamik verändern? Auswirkungen des Globalen Wandels auf die Waldentwicklung Welche Auswirkungen kann das auf die Artenvielfalt haben? Effekte auf die Biodiversität unserer Wälder

4 Was kommt auf den Wald zu? 4

5 Globaler Temperaturanstieg

6 Abweichung vom Mittelwert Globaler Klimawandel Gemessene Temperaturabweichung (globales Mittel) Gemessene Temperaturabweichung (globale Verteilung) Jahresmittelwerte Jahr Trend ( C) IPCC (2013) 6

7 Klimawandel in Österreich In Österreich war der Temperaturanstieg in den letzten Jahrzehnten ungefähr doppelt so stark wie im globalen Mittel Österreich Globales Mittel Jahr Böhm (2012) 7

8 Mill. Mill. intl. Ankünfte Mill. t 1000 m³ ppm C Welt im Wandel CO 2 Temperatur Umwelt Märkte Papierverbrauch Wasserverbrauch KFZ Intl. Tourismus Gesellschaft Steffen et al. (2007) Jahr Jahr 8

9 Die große Beschleunigung the great acceleration

10 Kumulativer Artenverlust (%) Globaler Artenverlust Verlust an Arten aktuell 100x größer als durch natürliche Prozesse erwartet Säugetiere Wirbeltiere Vögel Andere Wirbeltiere Hintergrund Zeitraum Chapin et al. (2000), Ceballos et al. (2015) 10

11 Rund 75% aller landbewohnenden Arten leben in Wäldern Waldbild Diversität 11

12 Mill. Mill. intl. Ankünfte Mill. t 1000 m³ ppm C Welt im Wandel CO 2 Temperatur Umwelt Märkte Papierverbrauch Wasserverbrauch KFZ Intl. Tourismus Gesellschaft Steffen et al. (2007) Jahr Jahr 12

13 Mill. Mill. intl. Ankünfte Mill. t Milliarden Menschen 1000 m³ ppm C Welt im Wandel Umwelt CO 2 Weltbevölkerung Temperatur Märkte Papierverbrauch Wasserverbrauch Gesellschaft KFZ Jahr Intl. Tourismus Steffen et al. (2007) Jahr Jahr 13

14 Milliarden Menschen Die Zukunft Weltbevölkerung

15 Die Klimazukunft: Temperatur Periode relativ zu , moderates Szenario (RCP4.5) C Alle Änderungen sind statistisch signifikant Jacob et al. (2014) 15

16 Die Klimazukunft: Temperatur Periode relativ zu , extremes Szenario (RCP8.5) C Alle Änderungen sind statistisch signifikant Jacob et al. (2014) 16

17 Wie wird sich die Walddynamik verändern? 17

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21 Walddynamik Wachstum Verjüngung Mortalität 21

22 Walddynamik Wachstum Verjüngung Mortalität 22

23 Figure credit: S. Thorn Störungen in Europas Wäldern Zunahme von Störungen in Europas Wald in den letzten Jahrzehnten Waldbrand Insekten Stürme +231% +602% +139% beobachtete Veränderung Seidl et al. (2014 Nature Clim. Change)

24 Figure credit: S. Thorn Störungen in Europas Wäldern Ein weiterer Anstieg der Waldschäden ist sehr wahrscheinlich Erwarteter Anstieg um in etwa +1 Mio. m³ zusätzlich pro Jahr. Waldbrand Insekten Stürme Hauptursache: Fortschreitender Klimawandel Weiteres Ansteigen in allen Kombinationen aus 14 Klima- und 4 Landmanagement-Szenarien Seidl et al. (2014 Nature Clim. Change)

25 Ola Nilsson ~ 1 Mio. m³ geworfen vom Sturm Gudrun (8. Jänner 2005, Südschweden, Gesamtschaden: 75 Mio. m³)

26 Steigende Anzahl an fremden, invasiven Arten Anzahl an gebietsfremden Arten (global) Seebens et al. (2017, Nature Communications) Ulmensterben (Ophiostoma novo-ulmi) Eschentriebsterben (Hymenoscyphus pseudoalbidus)

27 Steigende Anzahl an fremden, invasiven Arten Anzahl an gebietsfremden Arten (global) Seebens et al. (2017, Nature Communications) Kiefernholz-Nematode (Bursaphelenchus xylophilus) Kiefernpechkrebs (Fusarium circinatum) 27

28 Klimawandel vergrößert pot. Habitat Pinewood Nematode Pitch Pine Canker Potentielles Habitat Nur zukünftiges Klima Aktuelles & zukünftiges Klima Nur aktuelles Klima Nicht geeignet Pot. Habitat vergrößert sich klimabedingt >50% (RCP4.5, relativ zu ) Seidl et al. (2018, Nature Communications) 28

29 Auswirkungen auf die Artenvielfalt in natürlichen Systemen 29

30 Was bedeuten Störungen für die Artenvielfalt?

31 Anzahl der Arten Biodiversität und Walddynamik Gestörte Wälder haben gleich hohe Diversität wie alte Wälder Störung Urwald Hilmers et al. (2018, J. Appl. Ecol.) Tiere Pflanzen Pilze Phasen der Waldentwicklung Zeit nach Störung Analyse für 2,956 Arten aus 33 funktionalen Gruppen (von Primärpoduzenten bis Destruenten)

32 Effekt auf Auerhahnvorkommen Effekt auf Auerhahnvorkommen Wie sieht es mit Spezialisten aus? Beispiel Auerhahn Hohe Habitatqualität auch in stark gestörten Systemen Kortmann et al. (2018, Biol. Cons.) Störung Störung positiv positiv negativ negativ Kronenschlussgrad (%) Deckungsgrad krautige Vegetation (%)

33 Taxonomische Gruppe Was passiert bei mehr Störungen im Klimawandel? Auch erhöhte Störungslevels, verglichen mit aktuellen Störungen, erhöhen die Diversität Beispiel: Diversitätsänderung im NP Kalkalpen relativ zu einem (hypothetischen) ungestörten Zustand Häufigkeit gesteigert aktuell Stärke gesteigert aktuell Thom et al. (2017, J. Appl. Ecol.) Änderung in der Diversität (%) 33

34 Auswirkungen auf die Artenvielfalt in bewirtschafteten Wäldern 34

35 Unmittelbare Reaktion auf Störungen

36 Taxonomische Gruppe Holznutzung auf gestörten Flächen Thorn et al. (2018, J. Appl. Ecol.) Effekte auf Biodiversität Positiv für einige Artengruppen Negativ für anderer Artengruppen - Diversitätseffekt

37 Langfristige Reaktion auf Störungen

38 Baumartenmischung in % der Waldfläche Langfristige Reaktion auf Störungen BMLFUW (2015) 38

39 C Speicherung C Aufnahme Waldumbau in Richtung Mischwälder Silva Pedro et al. (2015, Oecologia) Baumartendiversität kann negative Störungseffekte abfedern Erhöhte Resilienz durch Reaktionsdiversität und komplementäre Ressourcennutzung Störungseffekt (%) relativ zu ungestörtem System Anzahl Baumarten

40 Zusammenfassung Wald im Globalen Wandel Die ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen ändern sich immer schneller Der Wald der Zukunft Wald der Vergangenheit Änderungen in der Walddynamik Deutliche Zunahme von Baummortalität durch heimische Schadarten Neue Schad-Erreger möglich Auswirkungen auf die Biodiversität Störungen haben generell positive Effekte auf die Biodiversität im Wald Bedeutung der kurz- und langfristigen Reaktion der WaldbewirtschafterInnen 40

41 Vielen Dank! 41