Anneliese Held Reisebericht Südafrika Südafrika- das Land der Fußball-WM 2010

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1 Anneliese Held Reisebericht Südafrika Südafrika- das Land der Fußball-WM 2010 Ende Oktober/ Anfang November 2009 stellte ich fest, dass ich noch eine Reihe von Urlaubstagen nicht genutzt hatte. Wohin zu dieser Jahreszeit? Ab in den Süden, nach Südafrika, wo in dieser Jahreszeit der Sommer beginnt! In den 90er Jahren war ich schon zweimal zum Windsurfen im Land am Kap, so dass ich schon eine gewisse Vorstellung hatte, was uns, mich und meinen Holger erwartet. So habe ich kurz entschlossen einen Flug nach Kapstadt und einen Kleinwagen ab Flughafen gebucht. Alles weitere wollten wir frei vor Ort entscheiden, denn auch in Südafrika ist B&B (Bed und Breakfast) allgemein üblich und somit das freie Reisen unkompliziert. Erster Anlaufpunkt bei Ankunft in Kapstadt am war ein ehemaliger Windsurfkumpel, der zwischenzeitlich auch ein Guesthouse betreibt. Sein Haus liegt am Bloubergstrand, einem schönen Stadtteil am Atlantik mit Aussicht auf den Tafelberg, Lions Head und Signal Hill. Wir bekamen ein wundervolles Appartement mit zwei Schlafräumen und Gartenterrasse. Wir entschlossen uns, diese Bleibe als Stützpunkt für die ersten Tage zu nutzen. Dabei gab es natürlich die Stadtrundfahrt durch Kapstadt, Fahrt auf den Tafelberg, Besichtigung des neuen WM-Stadion zu Füssen des Signal Hill, eine Tour nach Norden an der Küste bis Landgebaan, wo 1995 die Windsurf WM stattgefunden hat, bei der ich als eine der 5 deutschen Frauen teilgenommen habe und ein Besuch im Nationalpark Westküste, wo wir Zebras, Springböcke und Straußen in freier Wildbahn erstmals beobachten konnten. -2-

2 Auf dem Weg in Richtung Namibia kaufte ich von zwei Hobbyfischer frische Langusten, die ich am Abend vorzüglich zubereitete. Am Sonnabend, den , haben wir an der Auslosung der Spiele für die Fußball-WM 2010 in der Long Street, umgestaltet als Fan-Meile, teilgenommen. Die Stimmung war großartig. Wir fühlten uns in Südafrika überall sehr sicher, aber besonders auf der Fan- Meile, weil an deren Zugänge Kontrollen, ähnlich wie am Flughafen, aufgebaut waren. An den Bierständen floss Guiness und mancher Nachbar outeten sich als Nicht-Süd-Afrikaner. An der Long Street befindet sich auch der Green Marketsquare, die größte Ansammlung von afrikanischen Souvenirs in Kapstadt. Ein Bummel über den Markt war somit selbstverständlich. Sonntag, den , ging es dann zum Kap der Guten Hoffnung. Das Gelände dieser Landzugang ist weiträumig als Nationalpark ausgewiesen. Straußen, Paviane und Landschildkröten leben hier in freier Wildbahn. Besondere Vorsicht ist bei den Pavianen geboten. Sie stehlen alles was Sie erreichen können. -3-

3 So wurden wir Zeugen, wie Sie einem südafrikanischem Paar den Rucksack entwendeten und diesen fach- und sachgerecht nach Essbarem untersuchten. Während alle Touristen zuschauten, plünderte eine andere Gruppe Paviane einen geparkten Kleinbus, da hier die begeisterten Zuschauer vergessen hatten, das Fahrzeug zu verschließen. Auf der Rückfahrt machten wir in Simon s Town an der Ostküste der Kapstadtregion Quartier. Wir mieteten ein Appartement in einem Haus hoch über der Stadt mit herrlichem Blick auf die False Bay und den Marinehafen. Zum Baden am Meer und um den frischem Fisch direkt von den Fischern zu kaufen, fuhren wir an den Strand. In der Nachbarschaft von Simon s Tows gibt es eine Pinguin-Kolonie, die vor Urzeiten mit einer Eisscholle angetrieben sein müssen. Es scheint Ihnen in Südafrika gut zu gefallen und sie outeten sich als richtige kleine Clowns. Von hier ging es in die Weinbaugebiete der Kapprovinz, über Stellenbosch nach Franschhoek. Hier mieteten wir uns auf einem herrschaftlichen Weingut ein, Swimmingpool, gepflegte Terrasse und weitläufiger Gartenanlage gehören zu dem Anwesen. Am Spätnachmittag erlebten wir noch eine Weinprobe, zusammen mit dem letzten Abrüstungsminister der sterbenden DDR, Rainer Eppelmann. Er befand sich auf einer Gruppenreise der CDU. Am nächsten Morgen fuhren wir über den Franschhoekpass, Kleinmond und Hermanus an das Kap Agulhas, den südlichsten Punkt Afrikas und damit die Trennung zwischen Altantik und Indischem Ozean. In einem Guesthouse in Stuisbaai, nahe dem Kap, verbrachten wir bei einer guten Flasche Wein auf der Dachterrasse einen wundervollen Abend mit Blick auf den Indischen Ozean. -4-

4 Nun folgte am nächsten Tag eine längere Autofahrt über die berühmte Route 62, die historische Verbindung von Kapstadt nach Osten, zu einer Straußenfarm in der Nähe von Oudtshorn. Selbstverständlich haben wir in der bekannten Raststätte Ronni s Sexshop eine Pause eingelegt. Wir versichern, bei uns war es harmlos. Sicher, es gibt einen Barraum, der komplett mit Damen Reizwäsche dekoriert ist. Ich glaube aber nicht, dass weibliche Reisende sich in dieser Einöde Ihrer Textilien erledigt haben, bzw. dass sie auf einer Reise überhaupt solchen Fummelchen getragen haben. Auf der Farm bei Carmen und Dario erhielten wir ein Rondavel, eine Rundhütte im afrikanischen Stil. Die Übernachtung war ein absoluter Traum. Dario und Carmen sind deutsche Einwanderer und haben mit anderen gleichgesinnten ein Netzwerk an B&B s aufgebaut. So wurden die weiteren Übernachtungen gleich telefonisch vorab gebucht, damit wir sorglos in den Tag starten konnte. Carmen und Dario sind perfekte Gastgeber, sodass wir entschlossen einen weiteren Tag auf der Farm zu bleiben. Dario versteht es über den Tag seine Gäste in den Tagesablauf einzubinden, sodass über den ganzen Tag Urlaubsspass pur geboten wird. Man kann an der Straußenfütterung, beim Melken der Kühe, bei Besichtigung eine Alpakazucht usw. teilnehmen. -5-

5 Einen Tag nutzten wir für einen Ausflug über den Schwarzbergpass nach Prince Albert mit Besichtigung der an der Route liegenden Cango Caves. Darüber hinaus hat Dario ein herzliches Verhältnis zu den Ureinwohner (Kama, auch Hottentotten genannt), weshalb hier eine Einladung zur Familie seines Mitarbeiters Boois erfolgte. Der Empfang war sehr herzlich, die Großmutter hat für uns gebacken. Dieser Kontakt entwickelte sich so gut, dass ich für die älteste Tochter von Booi, Rosemarie, die Schulpatenschaft übernommen habe. Ein hoch intelligentes Mädchen, welches schon seit 4 Jahren Jahrgangsbeste in Ihrer Schule ist. Stolz hat sie uns Ihre Zeugnisse gezeigt. Vor unserer Abreise haben wir noch die Schule von Rosemarie besucht. Dann ging es weiter über Mossel Bay, Wilderness, Knysna, Plettenburg Bay nach Jeffreys Bay zu Petra und Udo. Dieses Guesthouse war der absolute Höhepunkt. -6-

6 Ein Appartement mit Swimming Pool vor der Tür und direkt hinter der Gartenpforte der Indische Ozean. So haben wir morgens und abends ein Bad im Meer genommen. Von hier aus haben wir die Safaris in die Nationalparks unternommen. Im Addo Elephant National Park kann man mit dem eigenen Auto fahren und die Elefanten, Zebras, Gnus, Antilopen, Schildkröten usw. in freier Wildbahn beobachten. Am Nachmittag buchten wir im Scotia Nationalpark eine geführte Tour unter Leitung eines erfahrenen Rangers, der die Laufwege der Tiere genau kennt. Dabei werden Gruppen von 6 Besuchern gebildet, die jeweils einen speziell präparierten Land Rover besteigen. Unser Ranger Peter schien uns wirklich erfahren zu sein. Er erreichte jeweils als erster die Aufenthaltsplätze der Tiere (Krokodile, Nilpferde, Giraffen, Antilopen, Gnus, Zebras und auch Löwen, und teilte dann über Funk seinen Kollegen den Standort mit. Vor Aufbruch zur Nachttour gab es einen Grillabend (Braai, wie die Südafrikaner es nennen) mit Steak von einer Kudu-Antilope, es war ausgesprochen lecker. Der Grillabend fand in einer Lodge statt und wenn man ins Dunkle schaute, sah man die Augen der Löwen blitzen, welche um die Lodge streichen. Die Rückreise von Jeffreys Bay ging über die A2 und damit durch den Tsitsikamma-Nationalpark, mit seinen vielen Attraktionen, u.a. Bungee- Jumping an der Bloukranz-Bridge (mit 216m der höchste Sprung der Welt) Monkeyland, Birdparadies usw. -7-

7 Die Tour auf der Gardenroute haben wir in Knysna für eine Übernachtung unterbrochen, um dann unser letztes Etappenziel, Gordons Bay anzufahren. Hier hatten wir bei Heidrun und Heinz wiederum eine wunderschöne Unterkunft. Ein Haus oberhalb der Stadt mit Blick über die ganze False Bay. An der False Bay konnten wir auch zum Whale Watching fahren, Wir sahen eine Delphin-Schule und eine Walkuh mit Kalb. Unsere Gastgeber boten uns an, mit uns eine Sight-Seeing-Tour durch die Außenbezirke von Kapstadt zu unternehmen. Selbstverständlich nahmen wir das Angebot sofort an, zumal Heinz, 1,98 m groß und viele Jahre in Hessen als Polizeibeamter tätig war, uns ausreichende Kompetenz versprach. Er zeigte uns die Coloured Areas und die Townships. In den Townships haben wir uns absolut frei bewegt. Die Menschen waren sehr freundlich und haben wahrscheinlich unser Interesse für ihre Situation geschätzt. Aufgrund eines Programms der Regierung, bei dem es um den subventionierten Aufbau von festen Unterkünften in den Townships geht, trifft man um Kapstadt auf etliche neuere, gemauerte Hütten und nicht wie in alten Zeiten aus Blech. Sie haben seit wenigen Monaten Elektrizität, sauberes Wasser und entsprechende Entsorgung. Alles ist sehr sauber. Jede Familie hat in den neu aufgebauten Gebieten sein eigenes WC.

8 -8- Es gab keine Bettelei, vielmehr brachten die Mütter ihre Kinder und forderten uns auf, wir sollten Fotos mit ihnen machen. Gewöhnungsbedürftig sind für uns Europäer natürlich einige traditionelle Rituale. So stehen auf dem Markt lebende Schafe, die vor Ort geschächtet und dann sofort verarbeitet, meist gegrillt werden. Die Coloureds kommen von der Arbeit und kaufen das Grillfleisch zum sofortigen Verzehr. Von einem Aussichtspunkt sahen wir in einer Buschlandschaft erbärmliche Unterkünfte und fragten Heinz nach den Bewohnern. Er erklärte uns, dass nach alter Tradition die männlichen Jugendlichen im 18. Lebensjahr beschnitten werden und für einen begrenzten Zeitraum, meist zwischen 3 und 5 Wochen den Stamm verlassen, um dort zu überleben. Nach erfolgreichem Abschluss gelten sie als Männer und so ist das bis heute. Früher gingen die jungen Männer noch eigenständig auf die Jagd um innerhalb dieses Zeitraums an Nahrung zu kommen. Heute ist das freie Wildern jedoch nicht mehr möglich und die in den Busch entsandten Männer erhalten von ihren Angehörigen an verabredeten Stellen Essen und Trinken. -9-

9 Dann kam der letzte Tag, der , Feiertag in Südafrika. Wie wir morgens zum Baden an den Strand gingen, waren dort schon viele farbige Südafrikaner am Feiern. Uns erkannten Sie sofort als Nicht-Südafrikaner und sprachen uns an und luden uns ein mit Ihnen zu feiern, wirklich nette Gesten. Den letzten Tag nutzten wir um Abschied von diesem schönen Land zu nehmen. Wir fuhren um die False Bay bis Simons Town und dann durchquerten wir die Region bis zur Houtsbay. Dort kehrten wir ein letztes mal ein, um den vorzüglichen Fisch zu genießen. Da unser Flugzeug erst gegen Mitternacht startete, beschlossen wir den Sonnenuntergang am Signall Hill zu beobachten. Halb Kapstadt war wegen dem Feiertag im Nobelstadtteil Camps Bay auf den Beinen, das totale Chaos würden wir in Deutschland sagen. Aber nun zeigt sich das Naturell der Südafrikaner. Alle Autofahrer hatten den gleichen Radiosender eingeschaltet. Man stieg aus und tanzt auf der Gegenfahrbahn. Gestatteten die Ampelphasen das Vorziehen um einige Meter, stieg man ein und fuhr bis zum nächsten Zwangsstopp. Alles steigt aus, tanzte usw. Wir haben es auf den Signal Hill geschafft, zu Füßen das wunderbare neue WM-Stadion, ein traumhafter Sonnenuntergang, fröhliche Südafrikaner- die Fußball-WM kann kommen!