Georg Keil. kehrt (nach Mittersill) zurück. Ausstellung im Rathaus Mittersill

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Stefan Schumacher
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1 Georg Keil kehrt (nach Mittersill) zurück Ausstellung im Rathaus Mittersill

2 Die Jugend Reihe: Mittersiller Stadtgeschichte(n) - Heft 2 Georg Keil wird am 8. Juni 1935 als Sohn des Unteroffi ziers Georg Ortner und der Elisabeth Keil in Innsbruck geboren. Georg hat keine Beziehung zu seinem Vater, der Mutter und Sohn verlässt. Die Mutter Elisabeth ist bis zu ihrem Tod die große Bezugsperson im Leben von Georg. Großvater Rupert Keil war in Mittersill Baumeister und entstammte der Familie Keil, die über Generationen den Hanser-Hof auf dem Sonnberg bewirtschaftete. Impressum: Der Großteil der Informationen für diese Schrift wurde der Broschüre Georg Keil - Nettuno è il mio paese, ist mein Zuhause von Giorgio Pagliuca und Alberto Sulpizi entnommen. Fotos: Georg Keil, Gemeinde Nettuno - Deutsch-Italienisches Kulturinstitut, Stadtarchiv Mittersill Mutter Elisabeth Keil Keil-Haus in Mittersill Titelbild: Selbstporträt Georg Keil Herausgeber: Stadtgemeinde Mittersill - Stadtarchiv Stadtplatz Mittersill stadtarchiv@mittersill.at Internet: Redaktion: Hannes Wartbichler Gestaltung: Harald Maierhofer Die Kindheit verbringt Georg mit der Mutter in Innsbruck oder mit den Großeltern in Klagenfurt kommt er wieder zu seiner Mutter nach Graz, wo in der Schule zum ersten Mal sein künstlerisches Talent erkannt wird. Georg besucht das Keppler-Gymnasium und die Kunstschule des Professors Cozet. Die ersten technischen Lehren des Professors werden den jungen Künstler stark beeinfl ussen. 2 3

3 Auf nach Italien Anzio und Nettuno In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verliert die Mutter ihre Arbeit, man lernt italienische Soldaten kennen und entschließt sich, nach Rom und dann weiter nach Chile zu reisen. Ohne neue Papiere und Schifftickets kommen Mutter und Sohn nicht mit, auf ihre Identität wollen sie nicht verzichten. Also bleiben Elisabeth und Georg in Italien, in Rom. Der tägliche Kampf am Abend ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch zu bekommen ist für die beiden schwer. Die Mutter bekommt Arbeit als Hauslehrerin, Georg kann die Deutsche Schule besuchen, lernt aber auch schnell Italienisch. Als die Mutter 1951 Reisen von italienischen Touristen nach Mittersill organisiert, kommen die zwei wieder nach Österreich. Sie haben allerdings fast keine Beziehungen mehr zur Verwandschaft. Georg fühlt sich nicht zuhause wie in Rom. So lernen Mutter und Sohn Anzio und Nettuno kennen, Kleinstädte an der Küste nahe Rom. Sie lieben die Küste und das Meer, die freundlichen Menschen in Anzio, von denen sie als Deutsche angesprochen werden, obwohl sie sich immer als Österreicher ausgeben. Georg denkt mit Sehnsucht an die Hafenmole, an das Anlegen der Fischerboote, das unvergessliche Geschrei der Menschen im Hafen und an die Gerüche der Fische, die alle anderen Gerüche übertünchen. Ihm gefällt das Umfeld der Fischer, das viele seiner Werke inspiriert. Zeit der Barchette Georg verlässt die Schule und wird Lehrling in einem Handwerksbetrieb. Dort zeichnet er Segelschiffe und römische Denkmäler, nach Piranesi-Art. Bald baut und schnitzt er kleine Segelschiffe, sogenannte Barchette, bis zu 15 Stück am Tag. Der Absatz ist gut. Georg schnitzt und gestaltet, Mutter Elisabeth verkauft ziehen Mutter und Sohn nach Nettuno. Dort entscheiden sie, für immer in Italien zu bleiben. Sie beziehen die erste Wohnung mit Meerblick, wo die Geräusche der Wellen die Tage füllen und die Nächte wie ein Wiegenlied begleiten. Georg malt riesige Bilder von der Stadt, vom Meer und von der Küste. Mit 20 Jahren erhält er den ersten großen Auftrag, die Landung der Madonna delle Grazie um 1550 zu malen. Die Mutter strickt ihre berühmten Pullover und Handschuhe, Georg erhält Geld für seine Bilder, sodass die beiden ihren Lebensunterhalt bestreiten können. 4 5

4 Nettuno ist mein Dorf, meine Stadt Anerkannte Kunst Georg fühlt sich wohl in seiner neuen Stadt, und das Malen geht schnell voran. In Nettuno beginnt er mit Tusche zu zeichnen und malt weiter antike Schiffe und Segelschiffe, Seen im Sturm und Seeschlachten. Er liebt aber auch die Meerlandschaften von Anzio und Nettuno. Georg entdeckt die Kellergeschoße der Altstadt, furchteinfl össend und faszinierend. Er malt weiter das Meer ebenso wie Landschaften. Meer und Landschaft passen eigentlich nicht gut zusammen, aber ihm gefällt es so. Die Beziehungen zu den Nettunesi sind nicht immer gut. Georg und Elisabeth sind weder Touristen, noch reich und die Menschen in der Altstadt wissen nicht, wie sie sie einordnen sollen. Vielleicht als Nettunesi, die komisch sprechen und sich genau so komisch verhalten. Der begabte Künstler kann immer öfter seine Bilder in Ausstellungen vor allem in Nettuno und in Rom zeigen. Selbst die österreichischen Medien nehmen davon Notiz und berichten 1963 über ihren begabten Landsmann. Die staunenswerten, überwältigenden Stiche und Lithographien von Georg Keil, einem noch unbekannten jungen Mann, der unvergleichliche Meisterwerke ausstellte, lassen darauf schließen, dass von diesem Talent in nächster Zukunft noch öfter die Rede sein wird. Solche und ähnliche Aussagen wurden von bedeutenden italienischen Kunstkritikern und vom Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Neapel getroffen, der als erster auf die außergewöhnliche Begabung Georg Keils hingewiesen hatte. Der Künstler Forte Sangallo Meine Karriere als Künstler fängt mit den ersten Zeichnungen von Segelschiffen, die ein unruhiges Meer durchziehen, an sagt Georg. Dann erzählt er weiter: Die Leidenschaft für das Meer beginnt mit den ersten Malversuchen, als ich in die Schule ging und dort als der Beste im Zeichnen galt. Ich weiß nicht, ob meine Fantasie durch meine Lektüre über Reisen um die Erde geweckt wurde. Vielleicht war ich in meinem vorherigen Leben ein Seebär, der jetzt auf dem Festland lebt. Auf jeden Fall fahre ich in meinen Gedanken zur See - mit den Segeln aller Epochen. 6 7

5 Nach vielen Umzügen in der Stadt lebt Georg heute sehr bescheiden in seinem einsamen Haus, ganz in der Natur versunken. Mit ihm auch einige gute Freunde seine Hunde. Viele Freunde hat der einzige Österreicher auch als Mitglied des deutsch-italienischen Kulturinstitutes Anzio-Nettuno. Die Stadt Nettuno würdigte den begabten Künstler, indem sie ihn 2010 zum Ehrenbürger ernannte! Ausstellung Georg Keil kehrt (nach Mittersill) zurück im Rathaus Mittersill - 5. bis 19. August 2011 m + region ittersill hollersbach.stuhlfelden

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