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- Rudolf Weiss
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1 Aktuelles zum Wettergeschehen 30. Oktober 2008 / Christophe Voisard, Andreas Hostettler, Stefan Bader Wintereinbruch Oktober 2008 Kaltlufteinbruch mit Starkniederschlag und Schnee bis in tiefe Lagen Erneut hat eine sogenannte Gegenstromlage in der Schweiz für teils ergiebige Niederschläge und gebietsweise Schnee bis in tiefe Lagen gesorgt. Im folgenden Bericht soll diese spezielle Wetterlage genauer unter die Lupe genommen werden. Bild 1: HRV-Satellitenbild und Bodendruck Sonntag, , 12 UTC gross.png, 1.1 MB Bild 2: HRV-Satellitenbild und Bodendruck Montag, , 12 UTC gross.png, 1.2 MB Bild 4: HRV-Satellitenbild und Bodendruck Dienstag, , 12 UTC gross.png, 1.3 MB Bild 3: HRV-Satellitenbild und Bodendruck Mittwoch, , 12 UTC gross.png, 1.3 MB Nachdem am 25. und 26. Oktober 2008 zum dritten Mal hintereinander am Wochenende spätherbstliches Schönwetter geherrscht hatte, stellte sich in der Folge die Grosswetterlage um. Bereits am späteren Sonntagnachmittag kündigten aus Nordwesten aufziehende Schleierwolken die bevorstehende Wetterumstellung an (Bild 1). Am Montag, 27. Oktober näherte sich von Frankreich her eine markante Kaltfront der Schweiz, in ihrem Vorfeld überzog dichte Warmluftbewölkung den Himmel (Bild 2). Im Laufe des Nachmittags und Abends setzten erste schwache Niederschläge ein. 1 von :01
2 Am Dienstag, 28. und Mittwoch, 29. Oktober installierte sich die Luftmassengrenze über der Schweiz (Bilder 3 und 4). In den unteren Luftschichten drehten die schwachen Winde auf der Alpennordseite auf Nordwest ab Dienstag begann Kaltluft einzufliessen. Diese drang auch in die Alpentäler ein. Die Niederschlagsintensitäten waren vorerst schwach, auf der Alpensüdseite wurden mit Werten von 3 bis 6 mm/h bereits mässige Intensitäten erreicht. Gegen Dienstagabend hatte die Kaltluftschicht dann eine Mächtigkeit von etwa 2500 bis 3000 Metern und begann folglich den Alpenhauptkamm an den Pässen zu überfliessen (Nordwind). Darüber wehten kräftige Süd- bis Südwestwinde. In der Nacht auf Mittwoch begann die eigentliche Gegenstromlage. Weitere Erläuterungen zum Thema Gegenstromlage im Bericht von MeteoSchweiz : Genuatief-Regnerisches Wochenende am Niederschlagsabkühlung Beim Übergang von Schnee in Regen wird Wärme aus der Umgebung entzogen, was die Luftmasse abkühlt. Bei schwachen oder mässigen Niederschlägen sowie einer guten Durchmischung der Luft mit entsprechendem Wind und Turbulenzen hat diese Abkühlung keinen wesentlichen Einfluss auf die Schneefallgrenze. Bei starken Niederschlägen und windschwachen Verhältnissen führt die Abkühlung zum allmählichen Absinken der Schneefallgrenze. In engen Alpentälern mit kleinerem Luftvolumen als in offenem Gelände wird der sogenannte Niederschlagsabkühlungsprozess verstärkt und beschleunigt. Konkret wurden schon etwa 500 bis 1000 Meter tiefere Schneefallgrenzen in Alpentälern im Vergleich mit der Schneefallgrenze in offenem Gelände, zum Beispiel im Mittelland beobachtet. Im aktuellen Fall verursachten die intensiven Niederschläge in der Nacht auf den 30. Oktober das Absinken der Schneefallgrenze um etwa 300 Meter. Somit fiel Schnee oft bis in die Niederungen statt bis 600 Meter, wie es gemäss Luftmasse zu erwarten war. Zwischen Dienstagmittag und Donnerstag früh blieb die Gegenstromlage stationär. Dabei wurden besonders auf der Alpensüdseite und entlang des Alpenhauptkamms hohe Niederschlagsmengen gemessen. In dieser Zeitspanne fielen zwischen 100 und 120 mm auf der Alpensüdseite, im Rheinwaldgebiet bis 150, am zentralen- und östlichen Alpennordrand und in der Deutschschweiz mm (Bild 5). Besonders intensiv waren die Niederschläge nördlich der Alpen am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag. In dieser Phase führten die starken Niederschläge vielerorts zum Absinken der Schneefallgrenze bis in die Niederungen. Bild 5: 36 Std. Niederschlagssummen, Dienstag, UTC bis Donnerstag, UTC gross.jpg, 293 KB Die Starkschneefälle in der Nacht auf Donnerstag 2 von :01
3 Schon am Mittwoch ist die Schneefallgrenze auf Grund der Niederschlagsbakühlung an einigen Orten in der Deutschschweiz kurzfristig bis ins Flachland abgesunken. Insbesondere im Grossraum Zürich konnte in den frühen Nachmittagsstunden grossflockiger Schneefall bestaunt werden, welcher jedoch in der Folge wieder nachliess. Mit der Annäherung des Höhentrogs gegen Abend verstärkte sich das Genuatief weiter, gleichzeitig labilisierte sich die Luftschichtung südlich der Alpen und im Tessin kam kräftiger Südostwind (Scirocco) auf. Mit bis zu 117 km/h (Station Cevio im oberen Maggiatal) wurden dabei beachtliche Böenspitzen registriert. Selbst nördlich des Alpenhauptkamms griff der stürmische südliche Höhenwind vereinzelt ins Tal hinunter (Rheinwald), sodass dort die Temperatur schlagartig um 6 Grad anstieg, gleichzeitig wurde eine Böe von 94 km/h gemessen. In der Folge bildeten sich im Tessin recht hochreichende Schauer- und Gewitterzellen, welche mit den starken südlichen Höhenwinden über den Alpenkamm gegen Norden zogen und auf die nördlich der Alpen liegende Kaltluft aufgleiteten. Dieser Prozess dauerte praktisch die ganze Nacht über an. Ausgehend vom Alpenkamm bildeten sich so immer wieder neue Niederschlagsbänder welche mit den südlichen Höhenwinden bis an den Nordrand der Schweiz zogen. Auf Grund der meist anhaltenden und phasenweise recht intensiven Niederschläge (Niederschlagsabkühlung) schneite es dabei in den meisten Regionen bis ins Flachland. Bild 6: Airmass-Satellitenbild und Analysenkarte (Bodendruck, Wetter, 500 hpa Winde) Donnerstag, 30. Oktober 2008, 00 UTC gross.png, 675 KB Winterliche Verhältnisse am Donnerstagvormittag in der Deutschschweiz Am Donnerstag früh erwachte die Deutschschweiz unter einer unterschiedlich mächtigen Schneedecke. Der Beobachter am MeteoSchweiz Hauptsitz mass 20 cm Neuschnee. Von Bern bis zum Bodensee meldeten alle Stationen im Mittelland Neuschneemengen zwischen 2 und 10 cm. In der Region Zürich und Schaffhausen brach zeitweise der Verkehr zusammen. In der Innerschweiz schwankten die Neuschneehöhen zwischen 20 cm in Altdorf und 46 cm in Einsiedeln. Noch grössere Schneemengen fielen in den Alpen. Mehrere Stationen des Berner Oberlands und der Innerschweiz auf Höhen zwischen 1000 und 2000 Metern registrierten rund 50 bis 65 cm Neuschnee. Die höchste Neuschneehöhe mit 1 Meter meldete die Station Göscheneralp auf 1610 Metern. Vielerorts waren dies die höchsten je im Oktober gemessenen Neuschneehöhen. 3 von :01
4 Bild 7: Neuschnee- und Gesamtschneehöhenkarte, Donnerstag, , 06 UTC gross.jpg, 274 KB Grosse Neuschneemengen vom 29. auf den 30. Oktober 2008 in Tieflagen Ein aussergewöhnliches Ereignis Schnee im Flachland im Oktober ist selbst in kleinen Mengen ein ganz seltenes Ereignis. Ganz aus-sergewöhnlich sind die beachtlichen Schneefälle vom 29. auf den 30. Oktober Sie stellen in Tieflagen gebietsweise neue Rekorde auf. Die Neuschneemenge an der Messstation Zürich von 20 cm übertrifft bei weitem den bisherigen Maximalwert von 14 cm, datiert vom 27. Oktober Schneedaten sind für eine grössere Zahl von Messstandorten ab dem Jahr 1931 verfügbar. Auch in erhöhten Lagen gab es gebietsweise Rekorde. An der Messstation Langnau im Emmental (755 m ü.m.) fielen 27 cm Neuschnee. Der bisherige Oktober-Rekord beträgt hier 15 cm, gefallen am 23. Oktober Die gleiche Menge fiel auch am 26. Oktober Einsiedeln (910 m ü.m.) erhielt gar 46 cm Neuschnee. Die bisherige Rekordmenge von 41 cm stammt vom 29. Oktober Auch in der ersten Novemberhälfte sind solche Schneemengen in tieferen Lagen selten. Hier sticht vor allem das Ereignis vom 4. November 1966 heraus. Es bescherte Zürich 16 cm, Langnau im Em-mental 11 cm und Einsiedeln 34 cm Neuschnee. Das letzte Oktober-Schneefallereignis mit einer messbaren Neuschneedecke in Zürich brachte das Jahr Vom 23. auf den 24. Oktober fielen 5 cm Neuschnee. Für die nächstältere Oktober-Schneedecke muss man bis ins Jahr 1974 zurückblättern. Damals gab es vom 28. auf den 29. Oktober ebenfalls 5 cm. Die früheste Oktoberschneedecke bildete sich in Zürich vom 6. auf den 7. Oktober Allerdings waren es nur 2 cm Neuschnee. Neben den Schneemessreihen ab 1931 sind für einzelne Messstandorte auch Schneeinformationen aus früheren Jahren bekannt. Daraus ist zu entnehmen, dass die früheste dokumentierte Neuschneedecke in Zürich am 28. September 1885 mit 9 cm registriert wurde (Annalen der Schweizerischen Meteorologischen Centralanstalt, 1885). Bildergalerie Winterimpressionen am Donnerstagmorgen, 30. Oktober 2008 aus dem Grossraum 4 von :01
5 5 von :01 Zürich-Winterthur (Fotografen: Markus Aebischer, Felix Schacher, Peter Meyer, Andreas Hostettler) gross.jpg, 91 KB gross.jpg, 149 KB gross.jpg, 215 KB gross.jpg, 134 KB MeteoSchweiz Letzte Änderung:
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