Die Entdeckung der Dinge Fotografie und Design
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- Cornelius Hermann
- vor 7 Jahren
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1 Die Entdeckung der Dinge Fotografie und Design Herausgegeben von Julia Bulk im Auftrag der Wilhelm Wagenfeld Stiftung Fotograf unbekannt: o. T., o. J. / Teekanne, Wilhelm Wagenfeld für Schott & Gen. Jenaer Glas, 1931 Wilhelm Wagenfeld Stiftung WiEnanD
2 7 Grußwort Klaus Ziegler 8 Die Entdeckung der Dinge. Fotografie und Design Julia Bulk 23 Teekanne mit Kakhifrüchten Durs Grünbein 24 Das einfache Bild ist meistens die beste Lösung Fritz Haase und Hans Hansen im Gespräch mit Julia Bulk 33 Katalog Die Entdeckung der Dinge. Fotografie und Design Werkliste Biografien Fotonachweis Dank impressum
3 24/25 Die Entdeckung der Dinge Fritz Haase und Hans Hansen im Gespräch mit Julia Bulk Das einfache Bild ist meistens die beste Lösung Fritz Haase führt seit 1963 die Agentur Haase und Knels Atelier für Gestaltung und war darüber hinaus von 1975 bis 2002 Professor für Grafik-Design an der Hochschule für Künste Bremen. Hans Hansen ist seit 1962 als selbstständiger Fotograf international tätig und hat das Erscheinungsbild vieler Unternehmen geprägt (siehe auch seine Biografie auf Seite 138). Mit Fritz Haase hat er bei zahlreichen Aufträgen eng zusammengearbeitet. Julia Bulk: Es freut mich, dass Sie beide in die Wilhelm Wagenfeld Stiftung gekommen sind, um über Fotografie zu sprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie das in den letzten Jahren schon öfter gemacht haben? Fritz Haase: Stimmt, wir kennen uns schon ein paar Jahre war ich Professor an der Hochschule für Künste Bremen und habe Hans Hansen eingeladen, einen Workshop zu leiten. Ich wollte, dass meine Studenten seine Arbeit, seine präzise Bildsprache kennenlernen. Eine Hochschule darf nicht nur in sich ruhen, sondern braucht auch Anregungen von außen. Seitdem hat er immer mal wieder Workshops in Bremen gemacht, zuletzt 2001/02. Wir haben seit den 1980er-Jahren auch gemeinsam Aufträge übernommen, Hansen als Fotograf und ich als Artdirector. JB: Das erste Foto, über das ich gern sprechen möchte, entstand aller- dings nicht im Rahmen eines Auftrags, sondern ist eine freie Arbeit. Herr Hansen, Sie haben Mitte der 1990er- Jahre Arbeiten von Wilhelm Wagenfeld aufgenommen. In der Ausstellung ist das Foto einer Fruchtschale zu sehen ein wunderbares Bild (Kat. 107). Es erinnert an einen geschliffenen Brillanten und verdankt seine Wirkung einer unglaublichen Schärfe. Jede einzelne Schattenlinie erscheint wie ein haarfeiner Grat. Wir zeigen außerdem Fotos aus der Serie Alltagsglas, die zwar dasselbe Material thematisiert, aber mit dem Phänomen der Unschärfe arbeitet (Kat ). Hans Hansen: Das sind natürlich zwei sehr unterschiedliche Konzepte. Bei der Wagenfeld-Aufnahme habe ich mich mit genau dieser einen Schale auseinandergesetzt. Es war nicht einfach, sie aufzunehmen, denn sie besteht aus geblasenem Glas mit einem handgeschliffenen Kreismuster, fällt also immer ein wenig anders aus. Ich musste genau den Punkt finden, an dem sich eine symmetrische Anordnung des Schliffes auf dem Boden abzeichnete. Bei der Serie Alltagsglas wollte ich nicht ein bestimmtes Wasserglas aufnehmen, sondern einfach ein Wasserglas zeigen. JB: Also das Wasserglas an sich? So würde es Kant sagen. HH: Ja, genau. Das ist es. Ich wollte die Gläser so abbilden, dass man sie als Stellvertreter sieht. Es ist schwierig zu bestimmen, wann genau dieser Effekt eintritt. Ich habe mehrere Tage Versuche durchgeführt, bis ich den idealen Grad der Unschärfe gefunden hatte. JB: Bei einem absolut scharfen Foto eines Glasobjekts sieht man ja oft Gebrauchsspuren Fingerabdrücke, Staubpartikel oder kleine Kratzer. Diese Spuren machen das Objekt einzigartig und fallen weg, wenn die Aufnahme unscharf ist. HH: Richtig, das Besondere des Gegenstandes löst sich auf. Er wird zu 1 Hans Hansen:»Zerlegter VW Golf«, für Volkswagen, 1987 einem Symbol. Dieses Verhältnis von unscharfem Foto und Gegenstand erinnert eigentlich an gute Illustrationen. Kennen Sie die alten Kinderbücher, in denen Tiere und Pflanzen erklärt wurden? Die waren in der Regel gezeichnet, und das hatte den großen Vorteil, dass es möglich war, zum Beispiel eine Blume so darzustellen, dass die typischen Merkmale dieser Art hervortraten. Heute sind in diesen Kinderbüchern meistens Fotos, und man hat Schwierigkeiten, die Blumengattung zu bestimmen. In einem solchen Fall kommt die Fotografie an ihre Grenzen. Die unscharfe Wiedergabe ist eine Möglichkeit, von einer bestimmten Form zu abstrahieren und das Allgemeine herauszuarbeiten. JB: Offensichtlich haben Sie Spaß daran, wenn etwas sichtbar gemacht wird, wenn auch komplexe Phänomene systematisch und übersichtlich ausgebreitet werden. Ich denke da auch an Ihr berühmtes Foto für Volkswagen haben Sie den VW Golf aufgenommen sauber zerlegt in seine Einzelteile (Abb. 1). 1 Es muss aber nicht immer der Fotoapparat zum Einsatz kommen? HH: Nein, ich liebe Zeichnungen. Noch eine schöne Form des Kinderbuches: Klappbücher über den menschlichen Körper! Bei diesen kann man Teile der Seite hochklappen, und darunter ist dann beispielsweise das Auge von innen zu sehen. FH: Das gibt es ja auch oft bei technischen Zeichnungen. Bei einer sogenannten»explosionszeichnung«wird das Ganze ebenfalls in einzelne Teile zerlegt. HH: Genau, so kann ein Zeichner zum Beispiel einen Motor in mehreren Schichten anlegen. Man kann durch alles hindurchsehen und jedes Detail erkennen. Das ist doch fantastisch! JB: Während Ihrer Arbeit für den Möbelhersteller Vitra haben Sie eine andere Form des»sichtbarmachens«gewählt, indem Sie die Möbel immer unter den gleichen Bedingungen aufgenommen haben (Abb. 2, 3). Jedes Foto wurde aus dem gleichen Blickwinkel, mit der gleichen Blende und der gleichen Beleuchtung fotografiert. Was genau
4 62/63 Hand und Objekt 51/52 Willi Moegle: o. T., um 1957 / Service 511, Heinrich Löffelhardt für Schönwald, 1957
5 96»idea 55. Internationales Jahrbuch für Formgebung«, Stuttgart 1955, Titel und S Karl Schuhmacher: o. T., um 1954 / Eierbecher, Wilhelm Wagenfeld für WMF, 1953/54 88/89 Werbung
6 128 Hans Hansen:»o. T.«, 1996 / Vasen, Wilhelm Wagenfeld für VLG, 1935/ Hans Hansen:»o. T.«, 1996 / Vase, Wilhelm Wagenfeld für VLG, /113 Die Ordnung der Dinge 130 Hans Hansen:»o. T.«, 1996 / Kubus-Geschirr, Wilhelm Wagenfeld für VLG, 1938/39
7 122/123 Die Ordnung der Dinge 141 Jörg Sasse:»W Wolfenbüttel 1984«, Jörg Sasse:»W Locarno 1987«, 1987
8 126/127 Die Ordnung der Dinge 145 Martin Parr:»Sand Bay, England«, aus der Serie»Common Sense «, Martin Parr: aus der Serie»Common Sense «, 270-teilig (Auswahl),
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