Vertrauenshäftlinge vorbeikamen. Der Hauptwohnbereich des Gefängnisses, eine Anzahl einstöckiger Gebäude mit Hochsicherheitszellen, von einem
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- Elvira Meissner
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2 Vertrauenshäftlinge vorbeikamen. Der Hauptwohnbereich des Gefängnisses, eine Anzahl einstöckiger Gebäude mit Hochsicherheitszellen, von einem Maschendraht umgeben, durch überdachte Laufgänge und Höfe miteinander verbunden und in ihrer Gesamtheit als der»block«bezeichnet, war hell erleuchtet und strahlte im Regen wie Kobalt, und in der Ferne sah ich die mit chirurgischer Präzision angelegten Zuckerrohr- und Süßkartoffelfelder, die Silhouetten verfallener Lagerbaracken aus dem neunzehnten Jahrhundert vor dem roten Nachglühen der Sonne, die sich im Wind biegenden Weiden entlang des Mississippiufers, unter denen manch ein ermordeter Häftling begraben lag.»steht der Stuhl noch im Red Hat House?«fragte ich.»ganz genau. Dort kriegen sie Feuer
3 unterm Arsch gemacht. Wissen Sie, woher der Name stammt?ja«, antwortete ich, aber er hörte nicht zu.»damals, bevor die Gemeingefährlichen im Block eingesperrt worden sind, mußten sie unten am Fluß arbeiten und diese gestreiften Joppen und rotgefärbten Strohhüte tragen. Abends mußten sie sich dann nackt ausziehen, eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, wurden dann ins Red Hat House getrieben, und ihre Klamotten hat man ihnen hinterhergeschmissen. An den Fenstern war kein Fliegendraht, und die Moskitos haben einen Mann schon zum Christenmenschen gemacht, wo s ein Baseballschläger nicht geschafft hat.«ich parkte den Wagen, und wir betraten den Block, passierten den ersten Zellentrakt, wo sowohl die kleinen Taschendiebe als auch die gefährlicheren Häftlinge einsaßen, gingen durch den langen, strahlend erleuchteten
4 Gang zwischen den Auslaufhöfen zum nächsten Bereich, kamen, vorbei an einer weiteren hydraulischen Sperre und einem Verbindungsraum, in dem zwei Wachen an einem Tisch Karten spielten und an dessen Wand ein Schild mit der Aufschrift KEINE WAFFEN HINTER DIESEM BEREICH hing, zu den Aufenthalts- und Speiseräumen, wo schwarze Vertrauenshäftlinge mit elektrischen Bohnermaschinen die glänzenden Fußböden polierten, und stiegen endlich die eiserne Wendeltreppe zu dem kleinen Hochsicherheitstrakt empor, in dem Johnny Massina die letzten drei Stunden seines Lebens zubrachte. Der Wachmann vom Tor verließ mich hier, und ein anderer betätigte den einfachen Hebel, der die Zellentür öffnete. Johnny trug ein weißes Hemd, schwarze Hose und ein Paar schwarze Air-Force-Schuhe mit weißen Socken. Sein drahtiges, grau-schwarzes Haar
5 war schweißnaß, und sein Gesicht hatte die Farbe und Beschaffenheit von altem Papier. Er blickte von seinem Platz auf der Pritsche zu mir auf, und seine Augen glänzten heiß und fiebrig, und auf seiner Oberlippe sammelten sich kleine, feuchte Perlen. Mit nikotingelben Fingern hielt er eine Camel- Zigarette, und der Boden rings um seine Füße war mit Kippen übersät.»streak, bin ich froh, daß Sie gekommen sind. Ich war mir nicht sicher, ob Sie s rechtzeitig schaffen«, sagte er.»wie geht s, Johnny?«Seine Hände umklammerten die Oberschenkel, und er blickte auf den Fußboden, dann wieder zu mir. Ich sah, wie er schluckte.»haben Sie schon mal so richtig Schiß gehabt?«fragte er.»in Vietnam ein paarmal.richtig. Sie waren ja drüben, nicht?«
6 »Damals, 64, bevor es richtig heiß wurde.wette, Sie waren ein guter Soldat.Ich hab s überlebt, das ist alles.«auf der Stelle merkte ich, wie blöde meine Bemerkung war. Er sah mir am Gesicht an, daß ich sie bedauerte.»machen Sie sich nichts draus«, sagte er.»ich hab Ihnen ne ganze Masse zu erzählen. Schau, erinnern Sie sich noch, wie Sie mich ein paarmal zu diesen Versammlungen von den Anonymen Alkoholikern mitgenommen haben, zu diesem Schritt, den ihr da immer macht, wenn ihr was zu beichten habt wie sagt ihr noch mal dazu?schritt fünf, wo man vor sich selbst, vor Gott und anderen alle seine Fehler offen und ehrlich eingesteht.genau. Tja, das hab ich auch gemacht. Bei nem farbigen Pfarrer, gestern morgen. Ich hab ihm jede Schlechtigkeit erzählt, was ich
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