2. Wie hat sich die Nachfrage nach G9-Zügen an diesen Modellstandorten seit Beginn des Modellversuchs entwickelt?
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- Andreas Hofmeister
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1 Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / Kleine Anfrage des Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Modellversuch Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Standorte in Baden-Württemberg bieten im Rahmen des Modellversuchs Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien G9-Züge an, differenziert nach erster und zweiter Tranche und mit Angaben zur Anzahl der G9-Züge in den Klassenstufen 5 bis 11? 2. Wie hat sich die Nachfrage nach G9-Zügen an diesen Modellstandorten seit Beginn des Modellversuchs entwickelt? 3. Nach welchen Kriterien werden die Schülerinnen und Schüler ausgesucht, wenn die Nachfrage nach G9-Zügen die vorhandenen Plätze an den Modellstandorten übersteigt? 4. Welche Rückmeldungen erhält sie von den Modellstandorten, unter anderem mit Blick auf den organisatorischen Aufwand von G9- und G8-Zügen an einer Schule? 5. Wie bewertet sie den Modellversuch? 6. Wie viele und welche privaten Schulen in Baden-Württemberg bieten G9-Züge an, jeweils mit Angaben zum Zeitpunkt der Einrichtung der ersten G9-Züge am Standort? 7. Wie viele G9-Züge haben diese privaten Schulen in den einzelnen Klassenstufen 5 bis 13 aktuell? 8. Wo in Baden-Württemberg ist der Besuch eines G9-Zuges nur auf einer privaten Schule möglich? Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1
2 9. Wie bewertet sie die aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim zur sozialen Selektion bei G8, über die die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 5. Mai 2018 im Artikel Abi nach acht Jahren bringt Ungleichheit berichtet? Dr. Fulst-Blei SPD Begründung Das SPD-geführte Kultusministerium führte zum Schuljahr 2012/2013 (erste Tranche) und 2013/2014 (zweite Tranche) den Modellversuch Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemeinbildenden Gymnasien ein. Die Laufzeit wurde ursprünglich auf sieben Jahre (Klasse 5 bis 11) festgelegt, sodass an den Modell-Standorten in diesem bzw. dem nächsten Schuljahr zum letzten Mal Fünft - klässler in G9-Züge aufgenommen worden wären. Es ist daher angezeigt, die bisherigen Erfahrungen der Modellstandorte zu evaluieren. Antwort Mit Schreiben vom 5. November 2018 Nr /187 beantwortet das Minis - terium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Standorte in Baden-Württemberg bieten im Rahmen des Modellversuchs Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien G9-Züge an, differenziert nach erster und zweiter Tranche und mit Angaben zur Anzahl der G9-Züge in den Klassenstufen 5 bis 11? Die Anlage 1 stellt für die öffentlichen allgemeinbildenden Gymnasien mit 9-jährigem Bildungsgang die Schüler- und Klassenzahlen im Schuljahr 2017/2018, getrennt nach erster Staffel (ab Schuljahr 2012/2013) und zweiter Staffel (ab Schuljahr 2013/2014), dar. 2. Wie hat sich die Nachfrage nach G9-Zügen an diesen Modellstandorten seit Beginn des Modellversuchs entwickelt? Die Zahlen der Anmeldungen für die 5. Klassen der jeweiligen Züge werden im Rahmen der amtlichen Schulstatistik nicht erhoben. Der Anlage 1 kann die Stärke jeder Klassenstufe entnommen werden. 3. Nach welchen Kriterien werden die Schülerinnen und Schüler ausgesucht, wenn die Nachfrage nach G9-Zügen die vorhandenen Plätze an den Modellstandorten übersteigt? Für die Auswahlentscheidung, welche Schüler an einer Schule aufgenommen und welche abgewiesen werden, ist 88 Abs. 4 Schulgesetz maßgeblich. Für G9-Gym - nasien gelten insoweit keine abweichenden Regelungen bzw. Auswahlkriterien. Es kann auch kein örtliches Kriterium maßgeblich sein. 2
3 4. Welche Rückmeldungen erhält sie von den Modellstandorten, unter anderem mit Blick auf den organisatorischen Aufwand von G9- und G8-Zügen an einer Schule? Rückmeldungen von den Schulleitungen gibt es im Wesentlichen zur operativen Umsetzung des Schulversuchs (z. B. Einsatz von Referendaren, Zeitpunkt der VERA-Arbeiten, Umsetzung des Bildungsplans 2016). Dies bringt für die Schulen erhebliche Herausforderungen mit sich. Rückmeldungen zum organisatorischen Aufwand zeigen, dass eine Parallelführung von G8- und G9-Zügen als aufwändig empfunden wird. 5. Wie bewertet sie den Modellversuch? Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen mit dem achtjährigen Gymna - sium gut zurecht. Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums gibt es aber auch gelegentlich Rückmeldungen von Eltern sowie von Schülerinnen und Schü - lern, die von einer erhöhten Belastung sprechen. Die von Prof. Dr. Ulrich Trautwein an der Universität Tübingen im Jahr 2015 erstellte Studie Konsequenzen der G8-Reform konnte allerdings nicht nur aufzeigen, dass es in den Abiturjahrgängen 2011, 2012 und 2013 keine Unterschiede bei den Abiturnoten der ersten G8- und letzten G9-Schülerinnen und -Schüler und keine oder nur geringfügige Unterschiede bei den Kompetenzen in Mathematik, Physik und Biologie gab. In Bezug auf die zeitlichen Freiräume für außerschulische Aktivitäten zeigte sich außerdem, dass sich das Freizeitverhalten der Schülerinnen und Schüler in G8 und G9 bei der Mehrheit der erfragten Bereiche nicht unterschied. Hierzu zählten etwa die Bereiche Lesen, Orchester, Kirchengruppen oder andere Gruppen, Zeit mit der Familie verbringen, Computer spielen, chatten oder andere Hobbys. Die Ergebnisse der Tübinger Studie wurden in einer von der Stiftung Mercator beauftragten Expertise (2017) bestätigt. Es konnten weder positive noch negative Effekte von G8 oder G9 aufgewiesen werden. Bei der Expertise handelt es sich um eine Erhebung und Zusammenstellung verschiedener empirischer Studien in Deutschland zur Einführung und zu den Folgen der G8-Reform. Zentrale Erkenntnis dieser Expertise von Prof. Dr. Olaf Köller vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel ist, dass die G8-Reform keine negativen Folgen hat. Zwischen G8- und G9-Abiturienten lassen sich keine Unterschiede in der fachlichen Leistung nachweisen. Auch sind die G8-Schülerinnen und -Schüler nicht schlechter auf die Anforderungen eines Studiums vorbereitet als solche in G9. Durch die G8-Reform haben Schülerinnen und Schüler zwar etwas weniger Zeit für außerschulische Aktivitäten. Dies wirkt sich aber nicht auf die Anzahl von Mitgliedschaften in Vereinen aus. Eine Bewertung des in der letzten Legislaturperiode eingeleiteten Versuchs soll den 2016 in Kraft gesetzten neuen Bildungsplan des Gymnasiums berücksichtigen. So hat es der Ministerrat im Frühjahr 2017 beschlossen, als der Versuch verlängert wurde. 6. Wie viele und welche privaten Schulen in Baden-Württemberg bieten G9-Züge an, jeweils mit Angaben zum Zeitpunkt der Einrichtung der ersten G9-Züge am Standort? Zehn private Gymnasien bieten den Schulversuch Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an allgemeinbildenden Gymnasien an. Die Schulen sind in der Anlage 2 aufgeführt. An folgenden Standorten wurden die ersten G9-Züge im Schuljahr 2012/2013 eingerichtet: Mühlacker, Freiburg im Breisgau (ANGELL-Schulen), Lahr und Ulm. An folgenden Standorten wurden die ersten G9-Züge im Schuljahr 2013/2014 eingerichtet: Fellbach, Heidelberg, Mannheim, Schriesheim, Freiburg im Breisgau (Freie Christliche Schule). 3
4 7. Wie viele G9-Züge haben diese privaten Schulen in den einzelnen Klassen - stufen 5 bis 13 aktuell? Anlage 2 stellt für die privaten allgemeinbildenden Gymnasien mit 9-jährigem Bildungsgang die Schüler- und Klassenzahlen im Schuljahr 2017/2018 dar. 8. Wo in Baden-Württemberg ist der Besuch eines G9-Zuges nur auf einer privaten Schule möglich? An folgenden Schulstandorten ist der Besuch eines G9-Zuges nur an privaten Schulen möglich: Fellbach, Heidelberg, Schriesheim, Mühlacker, Lahr. 9. Wie bewertet sie die aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim zur sozialen Selektion bei G8, über die die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 5. Mai 2018 im Artikel Abi nach acht Jahren bringt Ungleichheit berichtet? Die Ergebnisse der Studie wurden bislang noch nicht in dem für die Veröffent - lichung in einer einschlägigen Fachzeitschrift üblichen Verfahren begutachtet, sondern in Form eines Discussion Papers des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Daher bleiben die Befassung und der Diskurs im wissenschaftlichen Kontext abzuwarten. Die Landesregierung wird diese Studie dann sorgfältig analysieren und für sich in einem Gesamtkontext einordnen. Dr. Eisenmann Ministerin für Kultus, Jugend und Sport 4
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