Sonntag Okuli / 23. März Biblisches Theater - Matthäus 15, 21-28

Transkript

1 Sonntag Okuli / 23. März Biblisches Theater - Matthäus 15, die kanaanäische Frau die Beobachterin (zugleich Rolle der Jünger) Julian: (versteckt): Stimme Gottes Christel (kommt durch die Sakristeitür rein, schreiend und klagend, wirft sich vor dem Altar nieder. Klagepsalmen rufend/betend: - Aus der Tiefe rufe ich zu dir - Sieh doch, wie meine Tochter gequält wird von ihrer Krankheit. Sieh doch, wie sie sich hinund herwälzt und nicht mehr sie selbst ist. - Mein Gott, ich rufe dich, doch du antwortest mir nicht Des Tages rufe ich, und des Nachts finde ich keine Ruhe - Warum hast du uns verlassen, Gott? Heike (erschreckt, empört und peinlich berührt): O nein, das ist ja furchtbar. Gute Frau, kann ich Ihnen helfen? (will die Frau anfassen, die aber weiter klagt und schreit) (lässt hilflos von der Frau ab, guckt noch eine Weile zu): Das ist doch schrecklich, nicht wahr? Sie hört gar nicht auf zu schreien und zu weinen. Das ist, als würde sie ihr Innerste nach Außen kehren Sie kommt wohl von woanders her. Hier bei uns schreit man nicht so in der Öffentlichkeit. Da schließt man sich eher ein. Ist auch ein bisschen peinlich. So einen Lärm zu machen. Mir wäre wohler, sie würde nach Hause gehen. Man fühlt sich ja doch gestört, nicht wahr? Gott, wenn mich schon niemand anders anhören will, dann höre du mich doch an. Wenn mich keiner sehen will in meinem Schmerz, dann sieh du mich doch an. Wenn ich allen lästig bin, dann nimm du doch meine Last auf dich. Gott, warum siehst du mich nicht? Warum hörst du mich nicht? Bin ich dir auch lästig wie eine Fliege, die immer um dich schwirrt? Ich finde, das geht schon ein bisschen zu weit. Wie redet sie denn über Gott? Das ist doch. nicht statthaft!? Das kann sie doch nicht machen. Gott, warum hast du mich geboren?

2 Damit ich in diesen Schmerz erlebe? Dann wäre mir lieber, du hättest mich nicht ins Leben gerufen. Oder du hättest mich im Bauch meiner Mutter schon getötet. Dann müsste ich diesen Schmerz nicht erleben.. Sie versündigt sich gegen Gott, wirklich. Das ist Gotteslästerung. Vielleicht ist es ja ihre Schuld, dass ihre Tochter krank ist? Vielleicht hat sie ja irgendetwas falsch gemacht in ihrem Leben, und das ist nun die Quittung?! Dann kann sie Gott nicht die Schuld geben! Gott, wenn ich etwas Unrechtes getan habe, strafe mich. Aber Du wirst doch nicht meine Tochter strafen für meine Sünden? Was kann sie dafür? Hast du nicht selbst gesagt, dass jeder, der einem Kind etwas Böses tut, ein Mühlstein um den Hals gehängt werden, damit er im Wasser ersäuft? Musst Du Dich dann nicht selbst ersäufen, Gott? Lied: 215, 1 Heike (hält sich die Ohren zu): Also, das wird mir langsam zu viel. Wie spricht sie über Gott? Als wäre er ein, ein, ein finsterer Gesell!? Als hätte Gott Böses im Sinn!? Als wäre er nicht der liebe Gott. Ich will das nicht hören!!! Ich will das nicht hören!!! Gott, hast du vielleicht zwei Gesichter? Ein erleuchtetes für die guten Tage und ein finsteres für die schlechten Tage? Kehrst du mir mal dieses und jenes Gesicht zu? Kannte ich dich vielleicht vorher gar nicht ganz? Wer bist du, Gott? Er ist der liebe Gott! Er ist der liebe Gott!!! Gott, oder hast du einen dunklen Schleier auf dem Gesicht, dass ich dich nicht sehe, nicht erkenne, wie du es meinst? Dann reiß ihn herab! Zeig mir dein Angesicht! Nein, zeig es meiner Tochter! Wende dich meiner Tochter zu! Die macht mich fertig, diese Frau.

3 Ich packe ja gerne an, wenn jemand Hilfe braucht, aber diese Frau scheint ja gar keine Hilfe zu wollen. Sie will einfach nur schreien und schimpfen! Sie schreit zu mir. Heike (erschreckt): Wer war das? Ich bin, der gesagt hat: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen! Gott? Oh, Du sprichst mit mir! Das ist neu! Was willst du damit sagen? Sie spricht die ganze Zeit mit mir, mit mir. Du sprichst über mich. Heike (peinlich berührt): Na, sprechen würde ich das nicht nennen. Eher schreien. Klagen Sie klagt dich an! Du musst mich nicht rechtfertigen. Ich kann für mich alleine sorgen. Ich bin Gott. Aber fühlst du dich nicht angegriffen, Gott? Nervt dich das nicht, Gott? Schick sie doch weg! Nein, sie nervt mich nicht, sie rührt mich an. Ihre Schreie erreichen mich wie damals, als mein Volk aus der Sklaverei zu mir schrie. Wie mich alle Schreie erreichen Aber sie nervt dich. Ich fühle mich so hilflos! Du musst nichts sagen! Und: Du musst nichts machen! Bleib einfach da. Halte es aus mit ihr.

4 Mehr nicht. Das ist schwer (hockt sich neben die Frau mit etwas Abstand) Lied 215, 2+3 Christel (fängt wieder von vorne an): Herr, erbarme dich doch meiner! Ich habe genug zu tun mit meinen eigenen Kindern. Sie sind wie verlorene Schafe Wenn du schon nicht mir hilfst, dann hilf doch meiner Tochter! Errette sie durch deine Gerechtigkeit! Lass sie nicht zuschanden werden! Ich kann meinen Kindern nicht das Brot wegnehmen und es den Hunden vorwerfen. Heike (guckt traurig auf): Was meint Gott nun schon wieder damit? Christel (zornig): Gut, Gott, dann bin ich eben der Hund! Dann gehöre ich eben nicht zu deinen Kindern. Dann sieh mich eben an als jemand, der vor dir im Staub winselt. Ich tue das für meine Tochter. Ich würde alles für sie tun. Ich lasse mich auch erniedrigen von Dir. Von mir aus! Dann tritt mich eben wie einen Hund! Aber ich sage dir: Selbst Hunde dürfen unter dem Tisch ihrer Herren sitzen und die Brotkrumen fressen. Ja, damit wäre ich schon zufrieden. Wenn du ein paar Krümel von Güte fallen ließest O Gott, jetzt. Frau, dein Glaube ist groß!... Du hast Frau zu mir gesagt! Also bin ich nicht mehr nur ein Hund für Dich! Frau menschliches Wesen. Hast du meinen Glauben gesehen? Hast du mich gesehen? Mich?... Dann gibt es Hoffnung! (zu Heike): Hörst du, er hat mich gesehen! Er hat mich angesehen!... Dann gibt es Hoffnung! Komm!

5 Ja, ich komme.frau, ich komme mit dir.