Mach meinen Kumpel nicht an! Fünf Jahrzehnte Erfahrungen mit inner-betrieblicher Integration ausländischer Arbeitskräfte
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- Martin Winkler
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1 Fünf Jahrzehnte Erfahrungen mit inner-betrieblicher Integration ausländischer Arbeitskräfte Im Betrieb sind ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen noch am ehesten integriert. Jeder einzelne Mitarbeiter -ob Deutscher oder Ausländer -wird hier nach seinen Leistungen beurteilt. Diskriminierungen von ausländischen Arbeitnehmern / innen gibt es dabei nicht." Dr. Ursula von der Leyen, Min. Arbeit + Soziales, FAZ Solche oder ähnliche Äußerungen hört man immer wieder sowohl aus dem Arbeitgeberlager wie auch von Gewerkschaftsseite. Fangen demnach die Probleme der Ausländerintegration und der Ausländerdiskriminierung also erst jenseits der Fabrikmauern an? 1
2 zentrale Kriterien für Prozesse betrieblicher Integration nichtdeutscher Arbeitnehmer Teilhabe an der Prosperität des Unternehmens; Auskömmliches Einkommen zum Führen eines autonomen Lebens und zur gesellschaftlichen Teilhabe; Gleicher Lohn für gleiche Arbeit; Akzeptierte Zugehörigkeit zur Stammbelegschaft; 2
3 Kriterien für innerbetriebliche Integration Einbeziehung in innerbetriebliche Qualifizierungsmaßnahmen; Teilnahme an innerbetrieblichen Fort- und Weiterbildungsangeboten; Sichtbarer Anteil an innerbetrieblichen Aufstiegsprozessen in mittlere und höhere Leitungsfunktionen; Einbeziehung in und Teilhabe an Informations-, Beratungs- und Mitbestimmungsprozessen; Innerbetriebliche Anerkennung und Förderung der Belegschaftsvielfalt. 3
4 1980 Repräsentativuntersuchungen unter ausländischen AN in Betrieben der Metall- u. Elektroindustrie Frage nach ihren Einschätzungen zur Tätigkeit von Betriebsräten für ihre Belange : ein Drittel = der Betriebsrat vertritt uns ausreichend etwa 40% = keine ausreichende Interessenvertretung durch BR ein Drittel = die Betriebsräte vertreten nur die Interessen der Arbeitgeber 4
5 Im Dezember 1955 schlossen Deutschland und Italien daher ein so genanntes Anwerbeabkommen, mit dem italienische Arbeitskräfte an deutsche Unternehmen vermittelt wurden. Ähnliche Abkommen folgten in den Jahren 1960 bis 1968 mit Spanien, Griechenland, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien. 5
6 bilaterale Anwerbeverträge der BR Deutschland und Gastarbeiter -Entsendeländern Italien 1955 Spanien und Griechenland 1960 Türkei 1961 Marokko 1963 Portugal 1964 Tunesien 1965 Jugoslavien
7 Zwischen 1955 und 1973 (Anwerbe-Stopp) kamen insgesamt 14 Mio. Gastarbeiter/innen. Geplant war ein Rotationsverfahren mit max. 2 Jahren Aufenthaltsdauer. 11 Millionen Arbeits-Migranten/innen kehrten wieder zurück in ihre Heimatländer. 7
8 Nach 1973 blieben fast 3 Mio. Gastarbeiter : ca aus Italien ca aus Griechenland ca aus Spanien ca aus Portugal ca aus Jugoslawien ca aus der Türkei Quelle : Statistisches Bundesamt 1973 /74 und
9 Die Gastarbeiter stammten meist aus ländlichen, strukturschwachen Gebieten und hatten häufig keinerlei Ausbildung. Sie waren zwischen 20 und 40 Jahre alt und in der Regel alleinstehend. Von Integration in die deutsche Gesellschaft konnte damals keine Rede sein. Sie war auch gar nicht vorgesehen, denn die Politik ging davon aus, dass die Gastarbeiter nach ein paar Jahren wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. 9
10 Besondere Kritik kam daran aus den Unternehmen. Sie mussten ständig neue Leute einarbeiten. Auch die Gastarbeiter wünschten längere Aufenthalte verfügte die Bundesregierung wg. steigender Arbeitslosigkeit einen Anwerbestopp. Nur Familiennachzug blieb erlaubt. Viele Arbeits- Migranten/innen entschlossen ihre Familien nachzuholen und dauerhaft zu bleiben. 10
11 FORD Werke in Köln türkische Mitarbeiter (=1/3 der Belegschaft) August 1973 : Der wilde Streik ca Gastarbeiter streiken 11
12 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz Zweck Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen. 12
13 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz Anwendungsbereich Benachteiligungen aus einem in 1 genannten Grund sind nach Maßgabe dieses Gesetzes unzulässig. Handlungsfelder 13
14 AGG 2 Handlungsfelder : die Bedingungen, einschließlich Auswahlkriterien und Einstellungsbedingungen, für den Zugang zu unselbständiger und selbständige Erwerbstätigkeit die Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen einschl. Arbeitsentgelt und Entlassungsbedingungen. Zugang zu allen Formen und allen Ebenen der Berufsberatung, der Berufsbildung einschließlich der Berufsausbildung, der beruflichen Weiterbildung und der Umschulung sowie der praktischen Berufserfahrung. 14
15 dabei wurde [zum einen] deutlich, dass die betriebliche Integration wegen der vergleichsweise frühen arbeits- und betriebsverfassungsrechtlichen Gleichstellung ausländischer Arbeitnehmer tatsächlich sehr viel erfolgreicher verlaufen ist als die Integration in die Gesellschaft wo es eben bis heute keine rechtliche Gleichstellung gibt. Günter Hinken (Osnabrücker Institut für Migration u. Interkulturelle Studien)
16 Weiterhin offene Baustellen : die deutschen Sprachkompetenz-Defizite bei vielen; die hohen Bildungs- und Qualifizierungsdefizite und damit erschwerten Einstiegs-bzw. Verweilbedingungen in der Arbeitswelt; die nach wie vor relativ geringe Anzahl von gelungenen betrieblichen und damit sozialen Aufstiegen (mangelnde Erfolgsgeschichten und damit auch Vorbilder); 16
17 offene Baustellen : die hohe Anzahl von Beschäftigten in prekären Arbeitsverhältnissen, Leiharbeit oder Niedriglohngruppen; die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit; die dadurch bedingte überdurchschnittliche und verfestigte gesellschaftliche Unterschichtung ( Präkariat ); die häufig anzutreffenden ghettoisierten Lebensräume und Wohnbedingungen. 17
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Günter Hensch 18
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21 Die unterschiedlichen Start- sowie Bildungsbedingungen und damit die konkreten Integrationschancen der Migranten/innen hängen wesentlich ab von ihren verschiedenen Herkunftsländern, Einwanderungsmotiven und ihrem Zuwanderungsstatus: - Gastarbeiter (Arbeitsmigrant) - Asylbewerber / Flüchtling - Aussiedler oder - hochqualifizierte Wirtschaftsmigrant 21
22 Die Studie Ungenutzte Potenziale - Zur Lage der Integration in Deutschland Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2009) konstatiert Zugewanderte sind im Durchschnitt schlechter gebildet, häufiger arbeitslos und nehmen weniger am öffentlichen Leben teil als die Einheimischen. 22
23 Mit Abstand am schlechtesten integriert ist die Gruppe mit türkischem Hintergrund. Zwar sind die meisten schon lange im Land, aber ihre Herkunft, oft aus wenig entwickelten Gebieten im Osten der Türkei, wirkt sich bis heute aus: Als einstige Gastarbeiter kamen sie häufig ohne Schul-oder Berufsabschluss, und auch die jüngere Generation lässt wenig Bildungsmotivation erkennen. Die in Deutschland geborenen Türken haben zwar doppelt so häufig das Abitur wie die selbst Zugewanderten, aber selbst der hoffnungsvolle Wert der Jüngeren liegt immer noch zu 50 Prozent unter dem Niveau der Einheimischen. Die hohe Erwerbslosigkeit unter den selbst Zugewanderten bleibt bei den Jüngeren bestehen. 23
24 Zwischen 1954 und 2006 zogen über 36 Millionen Menschen nach Deutschland, von denen 80 Prozent ausländischer Herkunft waren. Im gleichen Zeitraum verließen nur 27 Millionen das Land. (5) Im Saldo wanderten also neun Millionen Menschen ein. Der Ausländeranteil jener Anteil an Menschen, die in Deutschland leben, aber nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen lag 1951 bei einem Prozent. (6) Bis heute ist er auf über acht Prozent gestiegen. Mittlerweile haben 15 von 82 Millionen Einwohnern einen so genannten Migrationshintergrund knapp 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zuwanderer kamen in verschiedenen Wellen und aus unterschiedlichen Weltregionen. 24
25 In Deutschland leben rund 15 Millionen Menschen aus anderen Ländern beziehungsweise deren hier geborene Nachkommen. Fast 20 Prozent aller Einwohner haben damit einen so genannten Migrationshintergrund. Sie machen Deutschland zur europäischen Nation mit den meisten Zugewanderten. 25
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29 Das erschwert gerade zugewanderten Frauen, die häufig nicht erwerbstätig sind, die deutsche Sprache zu erlernen. Damit fehlt auch den Kindern eine wesentliche Voraussetzung für gute Integration. 29
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