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2 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Illustrationen: Heike Georgi Lektorat: Hedda Esselborn 1. Auflage 2014 ISBN: Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Copyright ( ) 2014 by Papierfresserchens MTM-Verlag GbR Sonnenbichlstraße 39, D Nonnenhorn info@papierfresserchen.de 2

3 Marie Käfer von Sylvia Stockhofe 3

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5 Inhalt Wie Marie in Verdacht gerät 6 Wie Marie ihre Geschichte erzählt 16 Von Trödel und alten Erinnerungen 25 Wie Marie Pflegemutter wird 35 Geschichte über eine große Schweinerei 46 Wie man anderen eine Freude macht 56 Wie alles durcheinander kommt 65 Wer im Leben zusammengehört 75 5

6 Wie Marie in Verdacht gerät Marie pustet die Kerzen aus. Ihre Geburtstagstorte teilt sich in genau acht verschiedene Obstsorten. Marie überlegt, wie sie sich das Stück mit den Himbeeren reservieren kann. Da wird sie von Magdas Stimme aus ihren Überlegungen gerissen. Marie. Marie, du träumst ja. Alles Gute zum Geburtstag. Marie blinzelt und schaut in Magdas große blaue Augen. Oh Mann, solche Augen hätte sie auch gern. Vielleicht wären ihre ja so strahlend blau, wenn sie Magdas Tochter wäre. Oder sie hätte die grünen Augen von Karl. Aber Marie war nie in Magdas Bauch und Karl ist nicht ihr Papa. Magda und Karl sind Maries Pflegeeltern. Ihr Sohn heißt Moritz und ist fast wie ein echter großer Bruder für Marie. Jedenfalls hat Marie ihn schrecklich gern. Auch wenn er sie manchmal nervt. So wie jetzt. Mein Mariechen Käfer!, ruft Moritz und schlingt die Arme um sie. Dabei stemmt er sie in die Luft. Marie muss lachen und Moritz verliert das Gleichgewicht. Beide fallen direkt vor Karls Füße. Armer Käfer, sagt Moritz und kitzelt Marie ab. Jetzt lass den Quatsch mit dem Käfer. Ich bin kein Baby mehr, faucht Marie. Pass bloß auf, Moritz. Sonst bekommt Marie noch schlechte Laune, warnt Karl. Marie heißt nämlich mit Nachnamen Käfer. Also richtig Marie Käfer. Moritz findet das total abgefahren. Marie findet das einfach nur peinlich. 6

7 Sie hätte lieber den gleichen Namen wie ihre Pflegefamilie. Leuschner. Über ihre richtige Familie weiß Marie eigentlich gar nichts. Oder genau gesagt, nur das, was die Erwachsenen ihr erzählen. Zum Beispiel Frau Kalender vom Jugendamt. 7

8 Der Name passt saugut, meint Moritz. Sie schaut nämlich ständig in ihren Kalender, wenn sie Marie besucht. Jedenfalls hat Frau Kalender Marie erzählt, dass sie sehr früh ihre Eltern verloren hat. Das findet Marie eigenartig. Sie hat nämlich gehört, dass ihre richtigen Eltern noch leben. Aber so genau will sie das alles gar nicht wissen. Wer viel fragt, bekommt viele Antworten, sagt Moritz immer. Marie hat sich entschieden, nicht zu fragen. Noch nicht. Ich sehe die Kalender. Sie unternimmt gerade den dritten Versuch einzuparken, ruft Moritz aus seinem Zimmer. Jetzt schon? Sie wollte doch erst gegen drei kommen!, ruft Magda zurück und schaut nervös in Karls Richtung. Der sitzt nämlich noch im Schlafanzug am Tisch. Ja was denn? Heute ist schließlich mein freier Tag. Eine halbe Stunde später steht Frau Kalender aufgeregt in der Wohnung. Ihr erster Satz: Also nein, mit den Parkplätzen wird es hier auch nicht besser. Ihr zweiter Satz: Ach Mariechen, du bist aber groß geworden. Und ihr dritter Satz: Entschuldigung, ich bin jetzt schon da, weil sich bei mir ein Termin verschoben hat. Dabei kramt sie hektisch in ihrer Handtasche. Wo ist denn mein Kalender? Ach, der findet sich schon wieder ein, beruhigt Karl sie. Inzwischen ist er auch rasiert und angezogen. In dem Moment läutet es wieder an der Tür. Magda gibt Karl mit einem Blick zu verstehen, dass sie schon mal in die große Wohnküche gehen sollen. Und das ist auch gut so. Draußen steht schimpfend Tante Rosi. Karls Schwester. Irgendeine Schlafmütze hat sein Auto so dämlich geparkt, dass es den halben Gehweg einnimmt. Um mein Fahrrad anzuschließen, musste ich mich zwischen den einzigen Fahrradständer in eurer Straße und 8

9 diese Karre quetschen. Wenn die jetzt einen Kratzer hat, ist das nicht meine Schuld. Magda und Marie schauen sich an. Das muss das Auto von Frau Kalender sein. Tante Rosi scheint Magda heftiges Kopfschütteln und Augenblinzeln nicht zu bemerken. Munter schnattert sie weiter drauflos. Erst als Marie mit den Armen in der Luft herumrudert, sagt sie: Ja, ja Marie. Ich weiß, du bist auch noch da. Ta, ta, ta, ta! Hier ist dein Geburtstagsgeschenk. Sie überreicht Marie eine Lebkuchendose. Darauf steht Weihnachtsgrüße aus dem Erzgebirge. Musst nicht so gucken, Mariechen. Lebkuchen im Sommer, ha, ha, ha. Schau erst mal rein. Das Einzige, was Marie von all dem Werkzeug darin erkennen kann, ist ein Schraubenzieher. Marie ist sprachlos. Da wären ihr Lebkuchen lieber gewesen. Da fällt dir nichts mehr ein, was?, strahlt Tante Rosi. So etwas kann man immer gebrauchen. Sie hält Maries Sprachlosigkeit für einen Zustand kompletter Verzückung. Nun kommt Magda endlich dazu, Tante Rosi die Sache mit Frau Kalender zu erklären. Kein Wort darf Tante Rosi über das Auto verlieren. Diese scheint alles sowieso schon wieder vergessen zu haben. So ist die Tante nun mal. Sie regt sich auf. Sie regt sich ab. Und nun begrüßt sie ganz brav Frau Kalender. Und nimmt auch endlich ihren Fahrradhelm vom Kopf. Ach, wie klug von Ihnen, mit dem Fahrrad zu kommen, sagt Frau Kalender. Ich habe ja immer solche Probleme mit dem Einparken. Marie und Magda halten die Luft an. Aber Tante Rosi tätschelt Frau Kalender an der Schulter und antwortet: Ich weiß, aber das kriegen wir schon noch hin. Frau Kalender schaut sie verwundert mit großen Augen an. Magda atmet hörbar auf und nimmt Marie zur Seite. 9