Fachkräfte sichern. Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung
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1 Fachkräfte sichern Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung
2 Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 119 Berlin Redaktion Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung Düsseldorfer Straße Eschborn Autorinnen/Autoren: Dr. Vera Erdmann, Dr. Susanne Seyda Stand Februar 212 Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ist mit dem audit berufundfamilie für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie ggmbh, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundes ministeriums für Wirtschaft und Technologie. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Nicht zulässig ist die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben von Informationen oder Werbemitteln.
3 Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung 1 Das Wichtigste in Kürze Jugendliche mit Hauptschulabschluss sind ein wichtiges Potenzial für die Ausbildung, dass vor allem von den Industriebranchen und den Gesellschaftsnahen genutzt wird. Hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten werden Jugendliche mit Hauptschulabschluss von den Unternehmen im Vergleich zu einem durchschnittlichen Auszubildenden eingeschätzt. Auch ihre Motivation und ihr Engagement werden als unterdurchschnittlich, wenn auch positiver als Kenntnisse und Fähigkeiten, bewertet. Daher fördert etwa jedes fünfte ausbildungsaktive Unternehmen diese Auszubildenden durch Nachhilfe oder als Teilnehmer in der Berufsvorbereitung. 1. Jugendliche mit Hauptschulabschluss als Auszubildende Während noch in den 8er Jahren über die Hälfte aller Auszubildenden einen Hauptschulabschluss hatten, bilden Unternehmen heute bevorzugt Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss aus: Sie sind in fast sechs von zehn ausbildenden Unternehmen vertreten (IW- Qualifizierungsmonitor, 2. Welle). Hauptschüler stehen demgegenüber nicht mehr so sehr im Fokus ausbildender Betriebe: So werden Jugendliche mit Hauptschulabschluss nur noch in mehr als vier von zehn ausbildungsaktiven Unternehmen überhaupt eingestellt (Abbildung 1). Dabei zeigt sich: Je kleiner das Unternehmen ist, desto geringer ist der Anteil der Unternehmen, die Auszubildende mit Hauptschulabschluss beschäftigen. Dies liegt jedoch auch daran, dass sie im Durchschnitt weniger Auszubildende beschäftigen. Große Unternehmen bilden häufig viele verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Berufen aus; die Wahrscheinlichkeit, dass sich darunter auch Hauptschulabsolventen befinden, ist also vergleichsweise hoch. In der Industrie beschäftigen knapp drei von fünf ausbildungsaktiven Unternehmen Jugendliche mit Hauptschulabschluss als Auszubildende (Abbildung 2). Während diese Jugendlichen auch in fast der Hälfte der Unternehmen gesellschaftsnaher vertreten sind, findet man sie seltener in Unternehmen der Unternehmensnahen. Im Vergleich dazu zeigt sich bei Jugendlichen mit mittleren Abschlüssen eine gleichmäßigere Verteilung auf die Branchen. Abb. 1: So viele Unternehmen bilden Jugendliche mit Hauptschulabschluss aus (ausbildungsaktive Unternehmen nach Größenklassen, 211, in %) ,9 1 bis 49 5,7 5 bis ,6 ab 25 42,6 alle Unternehmen Abb. 2: So viele Unternehmen bilden Jugendliche mit Hauptschulabschluss aus (ausbildungsaktive Unternehmen nach Branchen, 211, in %) ,7 18,6 46,5 Industrie Unternehmensnahe Gesellschaftsnahe 42,6 Gesamt
4 2 Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung Erläuterung der Branchenzuordnungen Industrie: Chemie/Gummi und Kunststoff, Metallerzeugung und -bearbeitung, Maschinenbau, Elektroindustrie, Fahrzeugbau, andere Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, Bauwirtschaft Unternehmensnahe : Verkehr, Logistik, Nachrichtenübermittlung, Großhandel, Wirtschaftsnahe Dienste (zum Beispiel Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Werbung, Marktforschung, Vermietung beweglicher Sachen, Arbeitnehmerüberlassung, Reinigung, Bewachung, Architekten und Ingenieure), Banken, Versicherungen, Finanzdienstleistungen, Datenverarbeitung und Datenbanken, Forschung und Entwicklung Gesellschaftsnahe : Einzelhandel, Gastgewerbe, Gesellschaftsnahe Dienste (zum Beispiel Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen, Dienstleistung im Bereich Kultur, Sport und Unterhaltung, Abwasser und Abfallbeseitigung, sonstige Entsorgung) Tabelle 1: So viele Unternehmen rekrutieren sehr häufig oder regelmäßig Jugendliche mit Hauptschulabschluss als Auszubildende (aus bildungsaktive Unternehmen nach Größenklassen, 2, in %) Unternehmensgröße Anteil 1 bis 49 34,8 5 bis ,3 ab 25 36,6 alle Unternehmen 34,8 Quelle: IW-Qualifizierungsmonitor, 1. Welle Abb. 3: So viele Unternehmen rekrutieren so häufig Jugendliche mit Hauptschulabschluss als Auszubildende (ausbildungsaktive Unternehmen nach Branchen, 2, in %) 2. Rekrutierung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss Aussagekräftiger als der Anteil der ausbildungsaktiven Unternehmen, die Jugendliche mit Hauptschulabschluss beschäftigt, im Hinblick auf die Bedeutung der Zielgruppe ist der Anteil der Unternehmen, der solche Jugendlichen für die Ausbildung rekrutiert. Kleine, mittlere und große Unternehmen rekrutieren Jugendliche mit Hauptschulabschluss etwa gleich häufig für die Ausbildung (Tabelle 1). Etwa ein Drittel der ausbildungsaktiven Unternehmen strebt dies an ,3 32,5 31, Industrie 18,1 34, 49,5 Sehr häufig Regelmäßig Selten Nie Quelle: IW-Qualifizierungsmonitor, 1. Welle 6,3 35,5 36,3 21,2 Große Unterschiede bei der Rekrutierung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss finden sich jedoch nach Branchen. Sehr häufig oder regelmäßig werden sie vor allem in der Industrie rekrutiert (Abbildung 3), während in Unternehmen aus dem Bereich der Unternehmensnahen mehr als jedes zweite Unternehmen überhaupt Hauptschulabsolventen rekrutiert. 8,8 1,6 Unternehmensnahe Gesellschaftsnahe 6,6 28,2 34,5 27,4 Gesamt
5 Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung 3 3. Einschätzung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss als Auszubildende Obwohl viele mittelständische Unternehmer selbst direkt nach der Hauptschule in die Ausbildung eintraten, schätzt nur knapp die Hälfte der ausbildungsaktiven Unternehmen Jugendliche mit Hauptschulabschluss hinsichtlich Motivation und Engagement etwa gleich ein wie einen durchschnittlichen Auszubildenden (Abbildung 4). Dabei gibt es kaum Unterschiede nach Unternehmensgröße. Allerdings geben mit 39 Prozent mehr Unternehmen eine e Einschätzung ab als eine über dem Durchschnitt liegende, die nur 8 Prozent äußern. Über alle Unternehmen werden Jugendliche mit Hauptschulabschluss daher hinsichtlich Motivation und Engagement bewertet als ein durchschnittlicher Auszubildender. Im Allgemeinen steigt die Einschätzung der Motivation und des Engagements von Jugendlichen als Auszubildende mit ihrem Schulabschluss. Auch die Unternehmenseinschätzung von Kenntnissen und Fähigkeiten von Jugendlichen als Auszubildende steigt mit dem Schulabschluss. Vier von zehn ausbildungsaktiven Unternehmen und damit der größte Anteil schätzt hier jedoch Jugendliche mit Hauptschulabschluss als einen durchschnittlichen Auszubildenden ein (Abbildung 5). Die Unterschiede nach Unternehmensgrößenklassen sind auch hier gering. Abb. 4: Einschätzung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss in Bezug auf Motivation und Engagement im Vergleich zu einem durchschnittlichen Auszubildenden (ausbildungsaktive Unternehmen, 211, in %) ,8 7, 48,5 gleich 29,5 9,6 Abb. 5: Einschätzung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss in Bezug auf Kenntnisse und Fähigkeiten im Vergleich zu einem durchschnittlichen Auszubildenden (ausbildungsaktive Unternehmen, 211, in %) , 2,7 37,2 gleich 4,5 15,9 Die Kenntnisse und Fähigkeiten sehen knapp 16 Prozent jedoch sogar als als den Durchschnitt an. Aber in immerhin 37 Prozent der ausbildungsaktiven Unternehmen entsprechen Hauptschulabsolventen dem durchschnittlichen Auszubildenden und in knapp 3 Prozent liegen sie sogar mit ihren Potenzialen über dem Durchschnitt. In Bezug auf die verschiedenen Branchen zeigt sich, dass die Unternehmen der Industrie, die Jugendliche mit Hauptschulabschluss auch häufiger beschäftigen, diese auch hinsichtlich Motivation und Engagement sowie Kenntnissen und Fähigkeiten einschätzen als Unternehmen aus anderen Branchen. Sowohl die Motivation und als auch die Fähigkeiten von Auszubildenden spiegeln sich auch darin wider, ob ein Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst wird. 45,9 Prozent aller Auszubildenden, die ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig lösen, haben einen Hauptschulabschluss (Tabelle 2, siehe S. 4). Dies ist im Verhältnis zu den neu geschlossenen Verträgen ein überproportional hoher Anteil. Darüber hinaus gibt es e Unterschiede nach Bundesländern. Extrem hoch fällt der Anteil der Ausbildungsabbrüche gemessen an der Zahl der Neuverträge in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hamburg sowie Baden-Württemberg und Bayern aus. Insgesamt bricht knapp ein Drittel der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss eine berufliche Ausbildung ab (Statistisches Bundesamt, 211).
6 4 Jugendliche mit Hauptschulabschluss in der Ausbildung Tabelle 2: Anteil der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen und vorzeitig gelösten Ausbildungsverträgen (nach Bundesländern, 2, in %) Bundesland Neu geschlossene Verträge Vorzeitig gelöste Verträge Baden-Württemberg 35,2 52,2 Bayern 44,2 6,6 Berlin 28,5 37,6 Brandenburg 27,2 34,5 Bremen 23,9 36,3 Hamburg 24,6 42,7 Hessen 31,7 48,1 Mecklenburg-Vorpommern 27,8 36,5 Niedersachsen 28,2 38,9 Nordrhein-Westfalen 28,5 41,4 Rheinland-Pfalz 38,2 57,7 Saarland 36,3 55,5 Sachsen 24,6 35,5 Sachsen-Anhalt 24,3 31,2 Schleswig-Holstein 37,7 52, Thüringen 24,6 35,3 Deutschland 32,7 45,9 Quelle: Statistisches Bundesamt, 211; eigene Berechnungen Es wird jedoch auch, dass Jugendliche mit Hauptschulabschluss in einigen Bundesländern eine höhere Bedeutung haben als in anderen. So sind etwa 44 Prozent der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2 in Bayern an Hauptschulabsolventen vergeben worden. In Rheinland-Pfalz waren es etwa 38 Prozent. Jugendliche mit Hauptschulabschluss werden in einigen Bundesländern also bereits derzeit schon als wichtiges Fachkräftereservoir wahrgenommen und genutzt. 4. Besondere Förderung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss Durch die eigene Gestaltung der Ausbildung versuchen Unternehmen, den unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen und Potenzialen ihrer Auszubildenden gerecht zu werden. Etwa jedes fünfte ausbildungsaktive Unternehmen fördert Auszubildende mit Hauptschulabschluss dabei durch Nachhilfe oder Stützunterricht, auch um die Anzahl der Ausbildungsabbrüche zu reduzieren (Abbildung 6). Ein gleich großer Anteil an Unternehmen bietet Jugendlichen mit Hauptschulabschluss durch die Teilnahme in der Berufsvorbereitung Förderung an. Von allen Zielgruppen der Ausbildung werden Jugendliche mit Hauptschulabschluss mithilfe dieser beiden Maßnahmen am häufigsten gefördert. Kleine und mittlere Unternehmen bieten seltener Nachhilfe oder Stützunterricht an als große Unternehmen. Abb. 6: So viele Unternehmen fördern und unterstützen Jugendliche mit Hauptschulabschluss (ausbildungsaktive Unternehmen nach Größenklassen, 211, in %) ,1 19,6 1 bis 49 Nachhilfe/Stützunterricht 23,8 2,9 5 bis ,9 23,1 ab 25 Teilnahme in der Berufsvorbereitung 19,3 19,8 alle Unternehmen
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