Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein
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- Kurt Rothbauer
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1 Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein Predigt zum 3. Advent (2013) über 2Tim 4,6-8 Pastor M. Müller VON PAULUS LERNEN, HEIßT DURCHHALTEN LERNEN
2 Predigttext (2Tim 4,6-8): Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. Liebe Gemeinde, Herr der Barmherzigkeit, nimm mich zu dir Das sollen, die letzten Worte des ersten amerikanischen Präsidenten George Washington gewesen sein. Goethe soll kurz vor seinem Tod gesagt haben: Mehr Licht. Der berühmte Philosoph Immanuel Kant hat angeblich Es reicht! gesagt. Und der Reformator Martin Luther schreib als letztes vor seinem Tod die Worte: Wir sind Bettler. Das ist wahr. Letzte Worte von berühmten Menschen werden aufgeschrieben und für die Nachwelt aufbewahrt. Viele schreiben auch selbst ein Testament auf, bevor sie sterben. Wenn man so will, findet sich das Testament des Apostels Paulus in der Bibel. Der zweite Brief an seinen Schüler und Sohn im Glauben wie er ihn genannt hat, sind die letzten Worte, die wir von Paulus kennen. Es gibt letzte Worte von Menschen, die sind ziemlich bedeutungslos. Ganz anders die letzten Worte von Paulus. Sie werden Timotheus stark getröstet haben. Aber mehr noch: jeder Christus wird Segen und Stärkung haben, wenn er liest, was Paulus angesichts seines Märtyrertodes zu Papier brachte. Die Verse unseres Predigttextes sind eine Art Bilanz, die Paulus von seinem Leben zieht. Das scheint erst einmal wenig mit unserem Leben zu tun haben. Paulus kündigt seinem Schüler Timotheus an, dass er seinen Tod jederzeit erwartet: Denn ich werde schon geopfert, und die 2
3 Zeit meines Hinscheidens ist gekommen (2Tim 4,6). Der Apostel Paulus ahnt, dass er nicht mehr lang zu leben hat. Er erklärt Timotheus, dass er bereit ist, sein Leben als Opfer hinzugeben. Paulus schrieb diesen Brief aus seinem Gefängnis in Rom. Nach alter christlicher Überlieferung ist er kurz danach enthauptet worden. Bevor Paulus Abschied von dieser Welt nehmen muss, möchte er seinem Schüler Timotheus noch einige wichtige Dinge sagen. Timotheus soll in seinem Dienst als Prediger bei dem schlichten und einfachen Wort Gottes bleiben (2Tim 3,14-17). Dieser soll er einfach predigen (2Tim 4,2). Paulus sagt ihm aber gleichzeitig voraus, dass die Menschen dieses Wort nicht immer hören wollen (2Tim 4,3). Was seine eigene Person angeht, kann der Apostel auf sein Leben zurückblickend sagen: Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten (2Tim 4,7). Paulus scheint zufrieden mit dem, was er erreicht hat in seinem Leben. Es klingt sogar fast ein wenig selbstzufrieden, was Paulus hier sagt. So als ob er sich etwas auf seine Leistungen als Apostel einbildet. Unser heutiger Predigttext ist als eine Ergänzung zur heutigen Epistellesung aus dem 1. Korintherbrief zu verstehen. Da beschreibt der gleiche Paulus die Aufgabe eines Apostels so: Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse (1Kor 4,2). Haushalter waren zur Zeit des Paulus Sklaven, denen die Verwaltung des Besitzes ihres Herrn übertragen wurde. Natürlich suchte sich der Herr einen Sklaven als Haushalter aus, auf den er sich einhundertprozentig verlassen konnte. Für Sklaven eines weltlichen Herrn galt genauso wie für Sklaven des himmlischen Herrn: Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden (1Kor 4,2). Paulus verstand sein Apostelamt als Sklavendienst für Christus. Es ist also nicht Überheblich- 3
4 keit, was ihn am Ende seines Lebens zufrieden zurückblicken lässt, sondern Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass Christus ihm Kraft und Ausdauer geschenkt hat. So ist es zu verstehen, wenn Paulus sagt: Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten (2Tim 4,7). Denn er weiß ganz genau, dass es alles Gnade ist. Er weiß ganz genau, dass er es nicht verdient hat, ein Apostel Jesu Christi zu sein. Täglich hatte Paulus mit sich zu kämpfen. Im Römerbrief stellt er traurig fest: Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich (Röm 7,18). Dass Paulus trotzdem zufrieden auf sein Leben schauen kann, das schreibt er nur Christi Gnade zu. Nach seinem Märtyrertod erwartet er das ewige Leben. Aber nicht weil er sich das durch treue Amtsausübung als Apostel verdient hat, sondern weil Christus es ihm schenken wird: Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird (2Tim 4,8a). Wir sind alle keine Apostel. Und wir erwarten auch nicht den Märtyrertod wie Paulus in Rom. Aber wäre es nicht toll, wenn wir auch so wie er auf unser Leben zurückblicken und sagenkönnten: Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten (2Tim 4,7). Ich habe gehört wie treue Christen, die schon jahrzehntelang in die Kirche gehen, sagen: Naja, richtig sicher können wir uns ja nicht sein, ob wir von Gott angenommen werden?! Wenn ich so etwas höre, könnte ich toben und schreien. Ich will am liebsten laut rufen: Hörst du nicht und weißt du nicht, was Gottes Wort uns auf fast jeder Seite sagt?! Weißt du nichts von der unendlichen Gewissheit, die wir durch Christus haben dürfen? Christus ist nicht für uns ans Kreuz gegangen, damit wir 4
5 uns nicht sicher sein können. Er starb für uns, damit wir gewiss und sicher sagen können: Christus hat mich erlöst! Ich werde bei ihm im Himmel sein! Christus starb für uns, damit wir wie Paulus sagen können: Für mich liegt das ewige Leben bereit. Wenn ich sterben werde, wird Christus es mir schenken. VON PAULUS LERNEN, HEIßT DURCHHALTEN LERNEN. Er hielt am Glauben fest, obwohl er bald hingerichtet werden würde. Aber er vertraute eben nicht auf seine eigene Leistung. Er vertraute auf den gerechten Richter Jesus, dass er ihm das ewige Leben schenken wird. Worauf vertrauen wir, wenn wir auf unser Leben schauen und auch manche Schuld sehen? Worauf vertrauen wir, wenn es auf das Ende zugeht? Sagst du vielleicht: Ich würde ja gerne fester glauben, aber ich habe es so schwer. Mir geht es gar nicht gut. Ich habe so viel durch! Ich kann einfach nicht so fest glauben! Paulus hatte auch viel durch. Nicht umsonst spricht er von einem Kampf, wenn er auf sein Leben zurückschaut. VON PAULUS LERNEN, HEIßT DURCHHALTEN LERNEN. Weil er einfach auf seinen Heiland vertraute trotz Märtyrertod, trotz Anfeindungen, trotz der eigenen täglichen Schuld, trotz täglichem Versagen. Christus hatte Paulus am Kreuz das ewige Leben erkämpft. Und als er nun den Tod auf sich zukommen sah, vertraute er einfach darauf, dass Christus wahrmachen würde, was er versprochen hatte. Deshalb kann er ganz gelassen sagen, dass nach seinem Tod die Krone der Gerechtigkeit für ihn bereitliegt. Aber eben nicht nur für ihn, sondern für alle, die seine [Jesu] Erscheinung lieb haben (2Tim 4,8). Erscheinung des Herrn Das ist ein bedeutungsreiches Wort. Jesus wird am Himmel erscheinen mit all seiner Macht. Aber er ist der Welt schon erschienen als Heiland am Kreuz. Er erscheint und zeigt sich uns immer wieder in Predigt und Verkündigung als Heiland. Wir 5
6 brauchen nicht etwas lieben, was wir noch gar nicht kennen. Denn Jesu in all seiner Herrlichkeit haben wir ja noch nicht gesehen. Wir dürfen aber Jesus als unseren Heiland kennen und liebhaben. Und wir dürfen ihn liebhaben, weil er auch für uns das ewige Leben bereitgelegt hat, wenn wir einmal sterben. VON PAULUS LERNEN, HEIßT DURCHHALTEN LERNEN. Von Paulus lernen, heißt auf Christus vertrauen lernen. Was werden unsere letzten Worte sein? Vielleicht ein Gebet? Ein Sündenbekenntnis? Wird es ein kurzer dankbarer Rückblich auf das eigene Leben sein? Wir wissen es nicht. Toll ist nur, dass wir in der gleichen festen Gewissheit sterben können wie Paulus. Und diese Gewissheit darf jetzt schon in unser Leben strahlen. So dass wir am Ende eines Tages oder einer Woche oder am Ende eines Jahres mit Paulus sagen können: Ich habe den guten Kampf gekämpft ich habe Glauben gehalten (2Tim 4,7). Denn nicht nur die Apostel waren sondern wir alle sind Diener Christi. Und für ihn, unseren Heiland, den wir liebhaben, dürfen wir unser Bestes geben. In der Gewissheit, dass er uns Kraft zu unserem Kampf geben wird. Unser Bestes, um treue Diener Christi zu sein an der Stelle, an der Gott uns ins Leben gesetzt hat. Unser Bestes in unserer Mitarbeit in der Gemeinde. Unser Bestes wenn wir im Gottesdienst Gott loben durch unser Singen und Beten. Indem wir auch weitersagen, dass für jeden, der Jesu Erscheinung liebt hat, das ewige Leben bereitliegt. VON PAULUS LERNEN, HEIßT DURCHHALTEN LERNEN. Aber nicht durchhalten aus eigener Kraft, sondern durchhalten im Glauben an den, der stärker ist als wir und das ewige Leben für uns schon längst bereithält. Amen. Predigtlied: In Christi Wunden schlaf ich ein (LKG 362) 6
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8 Zionsgemeinde Hartenstein Kontakt: Pastor M. Müller Kleine Bergstr Hartenstein Tel.: /4211 Funk: 01577/ pfarrer.mmueller@elfk.de Sie finden uns im Internet unter: Die Predigt können Sie auch im Internet nachhören oder lesen. 8
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