Von schlauen Füchsen und todesmutigen Hasen oder Leben in Wettswil eigentlich Land- oder Stadtfüchse?

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1 Umwelt Forum Wettswil Von schlauen Füchsen und todesmutigen Hasen oder Leben in Wettswil eigentlich Land- oder Stadtfüchse? Oktober 1989: Ein Fuchs steht auf unserem Kompost und durchstöbert diesen. Es ist ein wunderschönes, riesiges Prachtexemplar, mit hellem Fell und grossem buschigen Schwanz. Aber es kann doch nicht sein, ein Fuchs am helllichten Tag? Es kann sein, bekomme ich später zur Auskunft, vor allem wenn man in Waldnähe wohnt. Der Rotfuchs (lateinisch Vulpes vulpes) gehört zu den Hundeartigen unter den Raubtieren. Er ist auf der ganzen nördlichen Erdhalbkugel verbreitet mit Ausnahme von sehr kalten Gebieten (z.b. Grönland) und sehr trocken-heissen Gebieten (z.b. Wüstengebiete Nordafrikas). Lebensraum in der Schweiz: Alle Landleberäume bis auf etwa 3000 m Höhe. Fuchs in unserem Garten, November : Schuhe vor der Haus- und Gartensitzplatztüre verschwinden. Ab und zu wird in der Nacht ein Kehrichtsack zerrissen und geplündert. Dann und wann befindet sich ein Kothaufen auf erhöhten Gegenständen wie Fussbäl-

2 len, Kohlköpfen und Sandkastenabdeckung. Es sind sichtbar Spuren der nächtlich umherstreifenden Füchse. Die Fellfarbe des Fuchses: Körper helles Braunrot (fuchsrot), Ohrhinterseiten und Beinvorderseiten schwarz, Kehle, Brust und Bauch von rötlich über grau bis rein weiss. Im Winter ist das gesamte Fell viel heller. Gewicht: Männchen (Rüden) etwa 7 kg, Weibchen (Fähen) etwa 5 bis 6 kg. Schwanzlänge 32 bis 40 cm. Mai 2003: Die Kinder beim Mittagstisch in Wettswil machen Aufgaben, hören Kassetten oder plaudern miteinander. Frau Fässler, Köchin und Betreuerin, sieht beim Tischen zufällig einen jungen Fuchs draussen vor dem Fenster: En Fuchs, en junge Fuchs ruft sie laut. Die Kinder rennen ans Fenster, einige gehen auch nach draussen. Alle sind hell begeistert. Noch nie haben sie einen jungen Fuchs so nahe gesehen. Doch was macht ein junger Fuchs mitten im Dorf? Soziale Organisation: Unterschiedlich je nach Fuchsdichte. In Gebieten, wo eine hohe Populations-Dichte vorhanden ist, kommen die Füchse in (kleineren) Gruppen vor, die sich gemeinsam ein Territorium teilen. Solche Gruppen bestehen in aller Regel aus einem Rüden und einigen Fähen, wobei diese hierarchisch geordnet sind. Es gibt also eine dominante Füchsin, die sich oft als einzige mit dem Rüden paart. Die unter ihr untergeordneten helfen bei der Aufzucht der Welpen und der Verteidigung des Reviers. Bei geringen Dichten sind es meistens nur ein Rüde und eine Fähe, die getrennte Jagdreviere haben. Oft hält die Beziehung eines solchen Fuchspaars ein Leben lang! Paarungszeit (Ranz): Dezember bis Februar. Dauer der Tragzeit: 50 bis 53 Tage. Mai 2003: Frau Fässler schaut mit den Kindern des Mittagstisches ein Buch über das Leben des Fuchses an. Die Kinder sind aufmerksam und reden immer wieder über ihr Erlebnis vom Vortag. Jungfuchszeit: Jungfüchse zeigen sich ab Mitte April im Alter von etwa 4 Wochen vor dem Bau. Anzahl der Jungen (Welpen): Durchschnittlich 4 bis 5, grössere Würfe sind möglich. Jungbaue: Hohlräu-

3 me unter Gebäuden, natürliche Höhlen, Dachsbaue, selbstgegrabene Baue. Mai 2003: Frau Fässler erfährt vom Hausabwart des Schulhauses, dass in der nahe gelegenen Scheune seit Jahren Jungfüchse hausen. Offenbar komme regelmässig eine Füchsin zurück um hier ihre Jungen zu werfen und aufzuziehen. Die Jungen spielen in den Nächten draussen. Ca. um drei Uhr morgens rufe die Füchsin diese zurück. Dieser Ruf sei sehr laut. Geschlechtsreife: Nach der Abwanderung der Jungen aus den elterlichen Territorien im Dezember. Alter: In der freien Wildbahn 10 bis 12 Jahre, selten älter. Nahrung: Füchse sind Allesfresser. Sie fressen Abfälle, Fallobst, Beeren, Mäuse, Hasen, Vögel, Eier, Regenwürmer, Insekten. Juli 2003: Wir sind in den Ferien als uns ein Notruf erreicht. Unser Sohn, welcher zu Hause blieb, ist am Draht. Mami, ich muss dir eine gute und eine schlechte Nachricht mitteilen: Unser weisses Zwergkaninchen hat letzte Nacht Junge geworfen, ich glaube es sind drei. Gestern Nachmittag habe ich das Männchen draussen gelassen, ich war ja unmittelbar daneben. Auf einmal kam ein Fuchs aus dem Gebüsch, hat ihn gepackt und ist verschwunden. Der Fuchs schleicht sich aus dem Gebüsch heran, August 2003 Die ersten Füchse, die in den Nachkriegsjahren in den Vororten Londons gesichtet wurden, machten noch Schlagzeilen in der Lokalpresse. Es waren Jungtiere, die in der Landschaft vergeblich nach einem freien Revier gesucht hatten. Der Fuchsbestand Grossbritanniens war damals enorm hoch. Heute spricht man allgemein von einer eigentlichen Fuchsplage in London. Denn Reinekes einziger Feind ist das Au-

4 to. Die Anzahl der Füchse in Englands Hauptstadt wird auf 40'000 geschätzt. August 2003: Unser Zwergkaninchenweibchen ist im Aussengehege mit ihren ca. 3 Wochen alten Jungen. Diese geniessen sichtlich das draussen sein. Sie jagen hin und her, springen in die Höhe, es ist zum Lachen! Nur das grauweisse beginnt zögerlich an Blättern zu lutschen ; alle drei werden noch vollumfänglich gesäugt. Da wirft sich die weisse Häsin plötzlich auf den Rücken, streckt die Beine von sich und jault und quietscht markerschütternd. Was ist denn nur los? Ein Fuchs schleicht sich seelenruhig zum Gehege. Ich nehme einen grossen Korb und gehe laut rufend auf ihn zu. Ich muss ihm den schweren Korb beinahe auf den Schädel knallen, bis er endlich schrittweise verschwindet. Und dauernd das wilde Geschrei der Hasenmutter. Trauriges Fazit: Die Häsin hat sich bei ihrer Abwehr den Rücken gebrochen und muss eingeschläfert werden. Wir füttern die drei kleinen wolligen Häschen mit Babybrei. Sie überleben. Eines der drei überlebenden Jungtiere, welche noch heute überaus zahm sind. August 2003 Füchse habe bei uns in der Schweiz vor etwa 20 Jahren die Stadt als neuen Lebensraum entdeckt. In den Städten leben über 10 Altfüchse pro km2, mehr als in den meisten ländlichen Gebieten. Stadtfüchse ernähren sich von dem, was die Stadtbewohner/innen übrig lassen: Abfälle, Fallobst und nicht geerntete Früchte und Beeren. Es ist mit einem weiten Anstieg der Stadtfuchspopulation zu rechnen.

5 Januar 2004: Eben essen wir Zvieri, als ein Fuchs am Fenster vorbei schleicht. Wir eilen leise nach draussen. Der Fuchs steht ruhig vor dem Hasenkäfig und schaut hinein. Da gewahrt er uns, macht rechtsum kehrt und weg ist er. Im Sozialen herrscht bei Stadtfüchsen das nackte Chaos. Anstatt dass wie auf dem Land jeder Fuchs in seinem eigenen Revier sesshaft lebt, streunt der typische Stadtfuchs unstet umher. Ergattert er ein Revier, kann er es im Schnitt bloss zwei bis drei Wochen lang halten. Dann zieht er um. Meist unter Zwang. Narben von Bissverletzungen, die bei urbanen Füchsen gehäuft zu sehen sind, zeugen von einem andauernden Kampf jedes gegen jeden. 19. Januar 2004: Abends um halb fünf hinkt unser Fuchs vorbei. Offensichtlich hat er sich ein Hinterbein verletzt. Ob er wohl angefahren wurde, frage ich mich. Er humpelt zum Kompost wo er nach Essbarem sucht. Er tut mir leid. Verena Berger, Präsidentin UFW NB. Weitergehende Information im Internet z.b.