Antrittsvorlesung, 15. Mai 2012 Universität Basel. Prof. Dr. Stefan Felder
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- Maximilian Stein
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1 Gesund und reich? Das Schweizer Gesundheitssystem im internationalen Vergleich Antrittsvorlesung, 15. Mai 2012 Universität Basel Prof. Dr. Stefan Felder Stefan Felder Die Schweiz: gesund und reich? 1/ 43
2 Von Bern nach Basel... über einen kleinen Umweg / 43
3 Antrittsvorlesung Universität Basel Gesund und reich? Das Schweizer Gesundheitssystem im internationalen Vergleich 3/ 43
4 Übersicht 1. Qualität des Gesundheitssystems 2. Ausgaben für Gesundheit 3. Was treibt die Gesundheitsausgaben? 4. Struktur des Gesundheitssystems 5. Fazit 4/ 43
5 Qualität des Gesundheitssystems Objektive Indikatoren - Lebenserwartung bei Geburt - Säuglingssterblichkeit - Erkrankungen und Krankheitssymptome. Subjektive Indikatoren - Einschätzung der eigenen Gesundheit 5/ 43
6 Lebenserwartung bei Geburt; seit Quelle: Human Mortality Database 6/ 43
7 Säuglingssterblichkeit seit 1950 (Anzahl Todesfälle pro 1000 Lebendgeborene) Quelle: Human Mortality Database 7/ 43
8 Wie schätzen die Schweizer ihre Gesundheit ein? 8/ 43
9 Anteil der Bevölkerung, der seine Gesundheit mit gut oder sehr gut einschätzt OECD % 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Quelle: OECD Daten 9/ 43
10 Weitere Erhebungen zu Gesundheitsindikatoren SHARE-Datensatz(10 Länder) - Physische Gesundheit inkl. subjektive Einschätzung - Krankheiten und Krankheitssymptome - Einschränkungen bei körperlichen Funktionen - Einschränkungen bei ADL World Value Survey - Frage 11: Wie schätzen Sie Ihren Gesundheitszustand ein? 10/ 43
11 Obj. Gesundheitszustand und subj. Einschätzung objektiv (SHARE) subjektiv I (OECD) subjektiv II (SHARE) subjektiv III (WVS) Quelle: Kirchgässner(2011) 11/ 43
12 Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit OECD seit 1970 US$ KKP USA Schweiz Deutschland Frankreich Schweden UK Japan Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2011, Version vom November 2011, eigene Berechnungen wobei US-Dollar kaufkraftbereinigt sind / 43
13 Gesundheitsausgabenquote OECD seit 1970 (in Prozent) USA Frankreich Deutschland Schweiz Schweden UK Japan Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2011, Version vom November / 43
14 Und, nutzt es? Lebenserwartung bei Geburt Gesundheitsausgaben in % des BIP Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2007, Version vom Juli 2007, eigene Berechnungen 14/ 43
15 Und, nutzt es? Todesfälle je 1000 Lebendgeborene Gesundheitsausgaben in % des BIP Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2007, Version vom Juli 2007, eigene Berechnungen 15/ 43
16 Was treibt die Gesundheitsausgaben? Ein einfaches Modell Lebenswohlfahrt = Lebenserwartung x Konsumnutzen ( 1/ h) t U ch e u c dt h u c (, ) Budgetbedingung: c m y 0 ( ) ( ) = = + = h= f ( m) 16/ 43
17 Bedingungen erster Ordnung für das Maximum ( ) '( ) h u ' c = f m u GN Lebensqualität = GN Lebenslänge Optimale Gesundheitsausgabenquote q* = m/y q * h ( ) v y = η y ( ) (, ) '( ) v y = U ch hu c Wert eines Lebensjahres ( ' ) η h = h h m Elastizität der Gesundheitsproduktion 150'000 Fr % 60'000 Fr. q * = = Optimale Gesundheitsquote CH? 17/ 43
18 Pro-Kopf-Einkommen US$ KKP seit Schweiz USA Schweden Deutschland UK Frankreich Japan Quelle: OECD Daten Stefan Felder Die Schweiz: gesund und reich? 18/ 43
19 Einkommen ist der Haupttreiber v( y) y steigt mit zunehmenden Einkommen q* steigt bei zunehmendem Einkommen, da Gesundheit ein superiores Gut ist - Sättigung im Konsumnutzen, wenn Einkommen immer weiter steigt. - Zusätzliche Ausgaben verschieben sich weg von klassischen Konsumgütern hin zu Gesundheitsgütern - Einkommen ist der entscheidende Treiber für die Entwicklung der Gesundheitsausgaben 19/ 43
20 Weitere Kandidaten Alterung der Bevölkerung? Angebotsinduzierte Nachfrage? Moral Hazard in der Krankenversicherung? Technischer Fortschritt in der Medizin? Spezifische Eigenschaften der Gesundheitsproduktionsfunktion? 20/ 43
21 Baumol s disease Vergleichsweise geringe Produktivität im Gesundheitssektor Arbeitssparender Fortschritt im Rest der Wirtschaft Löhne steigen über die Zeit Kosten im Gesundheitssektor steigen überproportional 21/ 43
22 Baumol s disease C t Pfad C 1 C 0 U 2 U 1 0 M 0 M 1 a M L M t 22/ 43
23 Technischer Fortschritt in der Medizin Neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten Hohes Potenzial für steigende Ausgaben Jedoch: Ohne Nachfrage kein Angebot. 23/ 43
24 Einfluss der demographischen Alterung Hohe Kosten in den letzten Lebensjahren Geringe Auswirkungen der Demographie auf Gesundheitsausgaben Stark ansteigende Gesundheitsausgaben im Alter (da Sterblichkeit im hohen Alter hoch ist) 24/ 43
25 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 Quelle: Eigene Berechnungen, / 43
26 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 D_1 Quelle: Eigene Berechnungen 26/ 43
27 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 D_1 D_2 Quelle: Eigene Berechnungen 27/ 43
28 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 D_1 D_2 D_3 Quelle: Eigene Berechnungen 28/ 43
29 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 D_1 D_2 D_3 D_4 Quelle: Eigene Berechnungen 29/ 43
30 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod G eschätzte G esundheitsausgaben Alter D_0 D_1 D_2 D_3 D_4 S Quelle: Eigene Berechnungen 30/ 43
31 Geschätztes Altersprofil der Gesundheitsausgaben: der Einfluss der Nähe zum Tod Geschätzte G esundheitsausgaben 20,000 18,000 16,000 14,000 12,000 10,000 8,000 6,000 4,000 2, Alter D_0 D_1 D_2 D_3 D_4 S N Quelle: Eigene Berechnungen 31/ 43
32 Geschätztes Altersprofil kurative Leistungen: der Einfluss der Nähe zum Tod Geschätzte Gesundheitsausgaben 20,000 18,000 16,000 14,000 12,000 10,000 8,000 6,000 4,000 2, Alter D_0 D_1 D_2 D_3 D_4 S N Quelle: Eigene Berechnungen 32/ 43
33 Einfluss der demografischen Alterung Signifikanter Einfluss der Nähe zum Tod auf die Gesundheitsausgaben Frage: Wie viel Einfluss verbleibt für die Demographie? Indirekte Antwort mit Hilfe eines Experiments zur Berechnung des Fehlers bei einer naiven Hochrechnung 33/ 43
34 Einfluss der demografischen Alterung Experiment (Breyer/Felder 2006): Geschätzte Ausgabenprofile für Verstorbene und Überlebende Prognose für die Schweizer Bevölkerung bis 2060 s-modell:sterbekosten und Ausgaben in den fünf letzten Lebensjahren n-modell:naive Status-quo-Hochrechnung der Gesundheitsausgaben 34/ 43
35 Zunehmende Lebenserwartung und Gesundheitsausgaben bis Prozent Anstieg bei unveränderter Medizintechnik Verdoppelung bei moderatem medizin-technischen Fortschritt von 1 Prozent pro Jahr Fehler der naiven Prognose 24% im rein demographischen Modell 5% bei moderatem technischen Fortschritt 35/ 43
36 Dänische Studie (IJHCFE, 2012): Altersprofil 2000 Stefan Felder Die Schweiz: gesund und reich? 36/ 43
37 Altersprofile Gesundheitsausgaben 2000 von Verstorbenen und Überlebenden Stefan Felder Die Schweiz: gesund und reich? 37/ 43
38 Ausgabenprognose um 50% reduziert Stefan Felder Die Schweiz: gesund und reich? 38/ 43
39 Struktur des Gesundheitssystems im Vergleich OKP der Schweiz weist viele Charakteristika der privaten Versicherungswirtschaft auf. Hohe Ausgaben für Langzeitpflege (2.1% des BIP). Hoher privater Anteil (60%). Hohe Ausgaben im Spitalbereich 39/ 43
40 Der stationäre Krankenhaussektor im Vergleich Spitäler (je 1 Mio. Ew.) Betten (je 1000 Ew.) Ausgaben (in % des BIP) Pro-Kopf-Ausg. (USD, KKP 2000) Schweiz Frankreich Deutschland 45 a a USA Schweden 14 9 b Japan Quelle: OECD Gesundheitsdaten 2011; a Wertvon 1991, b Wertvon 2003 (letzte Beobachtung) 40/ 43
41 Fallpauschalen in der Schweiz und Deutschland (Preise ausgewählter DRGs, 2010) Schweiz Deutschland Bezeichnung SwissDRG Preis in Fr. G-DRG Preis in Fr. Preis (KKP) Grauer Star C64Z C64Z Blinddarm-OP G23C G23C Kaiserschnitt O01F O01H Magen-OP G03B G03B Herzklappeneingriff F03Z F03A Herztransplantation A05A A05A Quelle: Kirchgässner(2011) 41/ 43
42 Ursachen für hohe Spitalausgaben Baumol disease Kostenerstattung statt prospektive Vergütung Mangelnder Wettbewerb (Kontrahierungszwang) Einfluss der Kantone 42/ 43
43 5. Fazit Schweizer Gesundheitssystem: teuer, aber sehr gut. Die Schweizer können und wollen es sich leisten. Zukunft: eine Gesundheitsausgabenquote von 30 Prozent in 2040 möglich. Herausforderung: Trennung zwischen gesetzlicher Grundund privater Zusatzversicherung. Stationärer Bereich zu teuer. Mehr Wettbewerb zwischen Leistungserbringern nötig. 43/ 43
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