D AS SEMINAR VON JACQUES LACAN

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Ursula Seidel
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1 D AS SEMINAR VON JACQUES LACAN TEXT ERSTELLT DURCH JACQUES-ALAIN MILLER VERLAG TURIA + KANT WIEN BERLIN

3 B UCH X DIE ANGST ÜBERSETZT A US DEM FRANZÖSISCHEN V ON HANS-DIETER GONDEK

4 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Bibliographic Information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data is available in the internet at Originaltitel: Le Séminaire de Jacques Lacan. Livre X: L Angoisse, , texte établi par Jacques-Alain Miller, erschienen bei Editions du Seuil, Paris 2004 EDITIONS DU SEUIL, PARIS 2004 für die deutsche Ausgabe: VERLAG TURIA + KANT, 2010 A 1010 Wien, Schottengasse 3A/5/DG 1 info@turia.at ISBN

5 INHALT EINFÜHRUNG IN DIE STRUKTUR DER ANGST I. Die Angst im Netz der Signifikanten II. Die Angst, Zeichen des Begehrens III. Vom Kosmos zur Unheimlichkeit IV. Jenseits der Kastrationsangst V. Das, was täuscht VI. Das, was nicht täuscht REVISION DES STATUS DES OBJEKTS VII. Es ist nicht, ohne ihn zu haben VIII. Die Ursache des Begehrens IX. Passage à l acte und acting out X. Von einem irreduziblen Mangel zum Signifikanten XI. Tüpfel auf dem Begehren DIE ANGST ZWISCHEN GENIESSEN UND BEGEHREN XII. Die Angst, Signal des Realen XIII. Aphorismen über die Liebe XIV. Die Frau, wahrer und realer XV. Eine Männersache DIE FÜNF FORMEN DES OBJEKT KLEIN a XVI. Die Augenlider Buddhas XVII. Mund und Auge XVIII. Die Stimme Jahwes XIX. Der schwindende Phallus XX. Was durch das Ohr eintritt XXI. Der Wasserhahn von Piaget

6 XXII. Vom Analen zum Idealen XXIII. Von einem Kreis, irreduzibel auf einen Punkt XXIV. Vom a zu den Namen-des-Vaters Notiz Notiz des Übersetzers

7 EINFÜHRUNG IN DIE [9] STRUKTUR DER ANGST

9 I [11] DIE ANGST IM NETZ DER SIGNIFIKANTEN Das Begehren des Anderen Hin zu einer Orographie der Angst Ernst, Sorge, Erwartung Hemmung, Hinderung, Bedrängnis Hemmung, Erregung, Verwirrung Ich werde dieses Jahr zu Ihnen über die Angst sprechen. Jemand, der ganz und gar nicht auf Distanz zu mir steht in unserem Kreis, ließ dennoch mir gegenüber kürzlich eine gewisse Überraschung erkennen, als ich dieses Sujet wählte, das ihm nicht so erschien, als sollte es von einem so großen Ertrag sein. Ich muss sagen, ich werde keine Mühe haben, ihm das Gegenteil zu beweisen. Aus der Masse dessen, was sich uns zu diesem Sujet an Fragen vorlegt, werde ich eine Auswahl treffen müssen, und zwar entschieden. Deshalb werde ich von heute an versuchen, Sie da direkt hineinzuwerfen. Doch bereits diese Überraschung schien mir die Spur von ich weiß nicht was für einer Naivität zu bewahren, einer niemals gestillten, die darin besteht zu glauben, ich picke so jedes Jahr ein mir interessant erscheinendes Sujet heraus, um einfach nur so weiter vor mich hin zu schwätzen. Nein. Die Angst ist ganz genau der Treffpunkt, an dem alles das auf Sie wartet, was schon in meinem früheren Diskurs zu finden war. Sie werden sehen, wie jetzt eine gewisse Anzahl von Gliedern untereinander eine Verbindung wird eingehen können, die Ihnen bis jetzt nicht hinreichend verknüpft erscheinen konnten. Sie werden sehen, das denke 11

10 ich, wie ein jedes, indem es sich auf dem Terrain der Angst enger knüpfen lässt, noch besser seinen Platz einnehmen wird. Ich sage, noch besser, da es mir bei dem, was während der jüngsten Zusammenkunft unserer psychoanalytischen Gesellschaft in der Provinz, wie es so heißt, gesagt wurde, so scheinen konnte, als habe etwas in der Tat in Ihrem Geiste seinen Platz erhalten, das diese so wesentliche Struktur betrifft, die sich das Phantasma nennt. Sie werden sehen, dass die Struktur der Angst davon nicht weit entfernt ist, aus dem Grunde, weil es geradezu dieselbe Struktur ist. 1 [12] Ich habe Ihnen einige kleine Merk-Signifikanten oder Gedächtnisstützen an die Tafel gemalt. Das ist nichts Großes, eine Tafel, und es sind vielleicht nicht alle diejenigen darauf, die ich gern gewollt hätte, aber man sollte auch darauf achten, es mit dem Schematismus nicht zu übertreiben. Sie bilden zwei Gruppen. Links diese hier, die ich vervollständigen werde. Was will er (von) mir? Sorge Ernst Hemmung Symptom Erwartung Angst Rechts dieser Graph, und ich entschuldige mich auch dafür, dass ich Ihnen seit so langer Zeit damit komme, der aber trotzdem notwendig ist, denn sein Wert als Merkzeichen wird sich Ihnen, das denke ich, immer wirkungsvoller zu erkennen geben. 12

11 Genießen S( ) (fi a) (fi D) d Kastration s(a) A Signifikant m i(a) Stimme I(A) fi [13] So ist Ihnen auch seine Gestalt vielleicht niemals als die einer Angstbirne erschienen. Vielleicht nicht zufällig ist dies hier zu erwähnen. Wiewohl die kleine topologische Oberfläche, mit der ich mich letztes Jahr so ausgiebig beschäftigt habe, die des cross-cap, einige unter Ihnen an gewisse Formen der Furchung embryologischer Blätter, ja der Schichten des Kortex denken lassen konnte, ist trotz der sowohl zweiseitigen als auch durch gerichtete Interkommunikationen verknüpften Anlage des Graphen übrigens niemand jemals in dieser Sache auf den Solarplexus zu sprechen gekommen. Ich maße mir selbstverständlich nicht an, Ihnen hier dessen Geheimnisse frei Haus zu liefern, aber diese seltsame kleine Homologie ist vielleicht nicht so äußerlich, wie man glaubt, und sollte es verdienen, zu Beginn eines Diskurses über die Angst in Erinnerung gerufen zu werden. Da das bis zu einem gewissen Punkt die Reflexion bestätigt, durch die ich meinen Diskurs eingeführt habe, die Reflexion von einem, der mir nahe steht in unserer psychoanalytischen Gesellschaft, scheint die Angst somit nicht das zu sein, was Ihnen den Atem nimmt, ich meine als Psychoanalytiker. Und doch ist es keine Übertreibung zu behaupten, dass es das sollte. Es liegt nämlich in der Logik der Dinge, das heißt der 13

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