KOI BALANCE für Koigerechte Ernährung

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1 KOI BALANCE für Koigerechte Ernährung Man hört und liest viele unterschiedliche Meinungen über die Fütterung von Koi. Im Laufe der Jahre, die ich mich inzwischen mit Koi beschäftige, hatte ich viele Futtersorten mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Einsatz. Im Jahr 2004 bekam ich dann erstmals die Gelegenheit, ein Futter aus der professionellen Fischzucht zu testen. Entgegen anfänglicher Vorbehalte auf meiner Seite war es ein Erfolg auf der ganzen Linie. Die Fische wuchsen ausgezeichnet, die Menge der Ausscheidungen reduzierte sich deutlich, die Wasserwerte verbesserten sich messbar. Von diesen Ergebnissen war ich etwas überrascht. Schließlich wird seit Jahren immer wieder behauptet, dass die sogenannten Mastfutter für die Koi eher schädlich wären. Ich beschäftigte mich eingehender mit der Thematik Fütterung und der Qualität von Futtersorten. Ein befreundeter Fischzüchter gab mir einen Stapel Fachliteratur in die Hand und empfahl mir, einfach zu lesen. Schnell wurde klar, dass viele der heute erhältlichen Koi-Futter die Bedürfnisse unserer Fische nur teilweise abdecken und ungeeignete Futtersorten oftmals begleitender oder sogar auslösender Faktor bei Erkrankungen sind. Doch wie sollte ein ideales Koi-Futter denn aussehen? Der aktuelle Stand der Wissenschaft besagt, dass wachsende Koi / Karpfen idealer weise ein Futter mit einem Rohproteingehalt von mindestens 41% bekommen sollten. Für eine optimale Verwertung dieses Proteinanteils ist es zudem wichtig, dass dieses Futter einen Gehalt an verdaulicher Energie von mindestens 18,2 MJ/kg aufweist. (Schreckenbach 1994) Diese Kombination ist nur dann möglich, wenn das Futter einen entsprechenden Fettgehalt hat. Erst dann ist gewährleistet, dass die Fische den größtmöglichen Anteil der Proteine in Wachstum umsetzen. Stimmt dieses Verhältnis nicht, ist der Fisch gezwungen, größere Mengen Proteine zur Deckung seines Energiebedarfes zu nutzen. Dabei wird das Ammoniak frei, was über die Kiemen ausgeschieden werden muss und so den Fisch, das Wasser und die Filterung belastet. Entsprechend groß ist der Einfluss der richtigen Futterzusammensetzung auf die Gesundheit der Fische. In Diagramm 1 wird deutlich, wie groß der Einfluss des Fettgehaltes auf die Ammoniak-Ausscheidung ist. Bei einem Verhältnis von 46% Rohprotein zu 5% Rohfett wird demnach die doppelte Ammoniakmenge freigesetzt, als bei einem Futter mit einem Verhältnis von 41% Rohprotein zu 21% Rohfett unter sonst gleichen Bedingungen anfällt. (Schreckenbach 1994) Die beiden Pfeile markieren die zwei Futtergaben. NH3/NH4 (mg/kg*h) Zeit 46/5 40/15 41/21

2 Kohlenhydrate: Sie kommen mit pflanzlichen Zutaten in die Futtermischung und dienen in erster Linie als Bindemittel, um aus der Futtermasse stabile Futterkörner herstellen zu können. Kohlenhydrate spielen jedoch in der natürlichen Nahrung von Koi/Karpfen eine absolut untergeordnete Bedeutung. Dementsprechend besteht kein tatsächlicher Bedarf an größeren Mengen Kohlenhydraten im Futter. Im Gegenteil! Untersuchungen von Schreckenbach (Schreckenbach 1994) zeigen, dass unsere Koi eigentlich Diabetiker sind und erhöhte Kohlenhydratgehalte im Futter neben gestörten Blutwerten auch zu einer vielfach höheren Keimdichte im Darm und Veränderungen des Darmes selbst führen. Schreckenbach weist in der genannten Arbeit ausdrücklich darauf hin, dass es ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen erhöhten Kohlenhydratgehalten im Futter und Entzündungen des Darmes gibt, die in der weiteren Folge auf die Schwimmblase übergreifen können und so zu den bekannten und gefürchteten Symptomen der Schwimmblasenentzündung führen. Zudem ist es ganz offensichtlich so, dass besonders die hohen Kohlenhydratgehalte im Futter für eine Verfettung der Fische, mit nachfolgenden Funktionsstörungen vor allem der Leber verantwortlich sind. (Schreckenbach 1994) (Schreckenbach et al. 1996) Vor dem Hintergrund stellt sich dann die Frage, warum in den klassischen Koi-Futtersorten bis heute Kohlenhydratgehalte von 25 bis 50% der Normalfall sind. Technisch notwendig sind weniger als 20%. Mit diesen Informationen war eigentlich der Rahmen abgesteckt, in dem sich die Zusammensetzung meines Koi-Futters bewegen sollte. Mindestens 41% Rohprotein, mindestens 18,2 MJ/kg an verdaulicher Energie und ein möglichst niedriger Kohlenhydratgehalt (< 20%). Ein solches Koi-Futter war auf dem Markt aber nicht zu finden. Auch das von mir getestete Profi-Futter lag, wenn auch nur geringfügig, unter den oben genannten Eckdaten. Das ideale Koi-Futter selbst herstellen lassen? Ich sprach verschiedene Futterhersteller an, welche die professionellen Fischzuchten beliefern. Man belächelte mein Ansinnen und verwies auf die breite Palette unterschiedlichster Futtermischungen, die bereits auf dem Markt sind. Es sei sicher möglich, diese Mischungen zu modifizieren. Eine komplett neue Mischung aufzulegen sei im Verhältnis dazu viel zu teuer und unnötig. Sollte ich wirklich auf ein Mastfutter umstellen? Auf Nachfrage beim Hersteller wurde ich wieder belächelt. Es gäbe Futtersorten, die als Zufütterung in Naturteichen gedacht wären und es gäbe Futter, die als Alleinfuttermittel konzipiert sind. Eines der Letzteren müsste ich einsetzen, da die Koi in meinen Teichen nie das Angebot an Naturnahrung hätten, wie es im klassischen Karpfenteich zu finden ist. Naturnahrung war ein gutes Stichwort. Eigentlich müsste sich die Eignung des Futters doch auch im Vergleich mit den Nährwerten von Naturnahrung freilebender Karpfen ermitteln lassen. In Karpfenteichen bzw. den bekannten Mud-Ponds fressen die Fische hauptsächlich Insekten bzw. deren Larven. Auf der Suche nach deren Nährwerten wurde ich bei Martin Bohl Zucht und Produktion von Süßwasserfischen fündig. Die folgende Tabelle gibt die Gehalte sowohl für die, als auch die Werte für die Trockenmasse an. Erst über die Werte der Trockenmasse kann man mit dem ebenfalls trockenen Futter vergleichen. Man sieht, dass auch bei der natürlichen Nahrung der Fische Proteingehalte von mehr als 40% und Fettgehalte von durchschnittlich über 20% gegeben sind. Auch dieser Vergleich sprach für den Einsatz eines professionellen Fischfutters.

3 Wasser in % Rohprotein in % Rohfett in % Daphnien (Wasserflöhe) 90,6 4,1 46,6 0,9 10,2 Copepoden (Hüpferlinge) 90 4,2 41,6 3,3 32,7 Chironomiden (Mückenlarven) 85,8 7,4 55,2 1,1 8,2 Tubificiden (Schlammröhrenwürmer) 83 8, ,4 Endgültig überzeugt haben mich dann aber die Ergebnisse von Fütterungsversuchen an Koi, die am Institut für Binnenfischerei in Potsdam gemacht wurden. (Schreckenbach et al. 1998) Bei diesen Versuchen wurden Koi über ein knappes Jahr hinweg jeweils verschiedene Futtersorten verabreicht und dann bei teilweise extremen Bedingungen (hohe und niedrige ph-werte in Kombination mit O2-Mangel und hohen Temperaturen, Überwinterung in kaltem Wasser ohne Fütterung usw.) untersucht, wie die Fische wuchsen und wie sich das jeweilige Futter auf die Gesundheit der Fische in den Versuchsgruppen auswirkte. Neben unterschiedlichsten Koi-Futtersorten kam auch ein Futter aus der professionellen Fischzucht zum Einsatz (45% Rohprotein, 20% Fett, 19% Kohlenhydrate). Trotz der oben genannten Bedingungen lag die Sterberate in dessen Versuchsgruppe über den gesamten Versuchsverlauf unter denen, der übrigen Futtermischungen. Erst zum Versuchsende erreichte die Verlustrate auch die 7%, mit denen die besten Koi-Futtersorten abschnitten. Zum Vergleich: ein Koi- Futter mit nur 34% Rohprotein, 13% Rohfett und 40% Kohlenhydraten brachte es unter den gleichen Bedingungen auf stolze 37% Verluste. Bei einem weiteren Futter mit 27% Rohprotein, 4% Rohfett und 55,5% Kohlenhydraten überlebten nur 50% der Fische. In der Zuwachsrate lag das erwähnte Profifutter (45/20/19) auf dem 2.Platz. Ergebnisse, die unter den genannten Bedingungen überraschen. Es kann also getrost als Märchen abgetan werden, dass die Futtermittel aus der professionellen Fischzucht den Koi schaden würden. Das Gegenteil ist der Fall. Man kann sich leicht vorstellen, wie die Ergebnisse eines solchen Futters unter optimierten Rahmenbedingungen aussehen. Damit war die Entscheidung gefallen. Das Geschwätz bezüglich der Schädlichkeit von den ach so schädlichen Industriefuttern oder Karpfenmastfuttern für Koi war widerlegt. Mein Futtersortiment soll deshalb in Zukunft auf dem Knowhow der professionellen Fischzucht basieren. Auf diesem Wege lässt sich qualitativ hochwertigstes Futter zu vernünftigen Preisen beschaffen und anbieten.

4 In Zusammenarbeit mit meinem Lieferanten wurde zunächst eine Grundmischung ausgewählt, die alle vorgenannten Kriterien erfüllt und als Basisfutter dienen soll. Das Futter ist schwimmfähig (90%). Rohproteingehalt: 44% Rohfett: 21% Kohlenhydrate: 17% Verdauliche Energie: 20MJ/kg Zusammensetzung: hochwertige Fischmehle, Sojaextraktionsschrot, Weizen, Fischöle, Rapsöl Das Futter ist so konzipiert, dass es ganzjährig verfüttert werden kann und soll. Lediglich die Futtermenge muss bei Wassertemperaturen über 25 C und unter 10 C reduziert werden. In den Wintermonaten sollte weiterhin gefüttert werden, solange die Fische Futter annehmen. Eine entsprechende Filterung bzw. Wasserwechsel sind ohnehin ein Muss. Die Fische brauchen auch in der Überwinterungsphase und ganz besonders im Frühjahr viele hochwertige Proteine und Fette. Der Aufbau des Laichansatzes ist hier auf dem Höhepunkt und niemand käme auf die Idee, eine Schwangere ein paar Wochen vor der Entbindung auf eine Zwieback-Diät zu setzen. Die Zusammensetzung der Futtermischung aus leicht verdaulichen Komponenten garantiert eine optimale Verwertung durch die Fische. Alle wichtigen Spurenelemente und Vitamine, sowie essentielle Amino- und Fettsäuren sind enthalten. Der Gehalt an Kohlenhydraten soweit als möglich minimiert. Durch die hohe Nährstoff- und Energiedichte des Futters soll und muss dieses Futter sparsam eingesetzt werden. Nicht nur bei Koi Balance ist es zudem wichtig, die tägliche Futtermenge auf mehrere Rationen über den Tag zu verteilen (vergleiche Diagramm zur Ammoniak-Ausscheidung). Die Möglichkeit, dem Futter bestimmte Substanzen (z.b. Pigmente, Immunstimulantien) beizumischen möchte ich optional halten. Sie sollen weiteren Mischungen (Koi Balance Color, Koi Balance Immun) zugesetzt werden, so dass sich eine Art Baukastensystem ergibt und der Kunde selbst entscheiden kann, wann und wie viel der jeweiligen Zusätze in der Gesamtfuttermenge enthalten sind. Dieser Weg erscheint mir günstiger, da viele meiner Kunden das Futter nur als Basisfutter nutzen und mit weiteren Leckereien ergänzen. So kann es zu Überschüssen bei z.b. bei Pigmenten kommen, wenn dauerhaft Pigmente in der Grundmischung enthalten sind. Auch macht es nicht zwingend Sinn, das Immunsystem der Fische ganzjährig in Alarmzustand zu versetzen. Besser ist es, dies mit Spriulina, Beta-Glucanen u.ä. Substanzen nur dann zu tun, wenn eine erhöhte Abwehrleistung tatsächlich benötigt wird (Einsatz vor der Laichzeit, während und nach der Winterung). Die Basismischung Koi Balance habe ich inzwischen mit Erfolg in den eigenen Teichen und Becken getestet. Auch in den Teichen von guten Freunden verliefen die Tests sehr gut. Deshalb ist dieses Futter nun pünktlich zum Saisonstart 2005 auf den Markt gekommen. Sobald die Tests mit Koi Balance Color und Koi Balance Immune abgeschlossen sind, stehen auch diese Segmente in unserem Shop zur Verfügung.

5 Literaturnachweis: Prof. Dr. Kurt Schreckenbach Kiemenerkrankungen und Ernährung bei Karpfen FISCHER&TEICHWIRT 1/1994 Prof. Dr. Kurt Schreckenbach Einfluß extrudierter, pelletierter und kohlenhydratreduzierter Futtermittel auf Karpfen FISCHER&TEICHWIRT 9/1994 Schreckenbach et al Dietary and enviromental effects on growth, condition, helth status and mortality in Koi (Cyprinus Carpio L.) Poster IFB Potsdam-Sacrow, Tetra-Werke Melle, IGB Berlin Martin Bohl Zucht und Produktion von Süsswasserfischen 2. überarbeitete Auflage 1999 ISBN Koi-Nishikigoi 2005