Deutscher Bauernve. Faktencheck Haltung von Milchkühen. faktencheck-landwirtschaft.de
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- Waldemar Kruse
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1 Deutscher Bauernve Faktencheck Haltung von Milchkühen faktencheck-landwirtschaft.de
2 Behauptet wird, dass Milchkühe in Deutschland nicht tiergerecht gehalten werden und Anbindehaltung immer noch weit verbreitet ist.
3 Faktencheck Haltung von Milchkühen 3 Tatsache ist, dass die Haltungsbedingungen von Milchkühen immer stärker an den Bedürfnissen der Tiere ausgerichtet werden. Fakt 1: Kuhkomfort ist die Prämisse für den modernen Stallbau Die Haltung von Milchkühen in Deutschland orientiert sich zunehmend an den Grundbedürfnissen der Tiere. Das wird erreicht durch Kuhkomfort im Stall, modernes Herdenmanagement, die Förderung der» Tiergesundheit sowie die Fokussierung auf die Fitness der Tiere in der Zucht. Bereits im Jahr 2010 wurden fast drei Viertel der Rinder in Deutschland in offenen Boxenlaufställen gehalten. Dort können sich die Kühe in einer licht- und luftdurchfluteten Atmosphäre frei bewegen und ihr natürliches Herdenverhalten ausleben. Planung und Bau von modernen Laufställen erfolgen heutzutage unter der Prämisse, die Vorteile einer Weide in den Stall zu holen Haltungsverfahren bei Milchkühen und die Nachteile draußen zu lassen. Kuhkomfort ist ein gängiger Fachbegriff unter Architekten, Stallausrüstern und Milchviehhaltern.» Mehr als 40 Prozent der Milchkühe haben laut Statistischem Bundesamt (2010) Weidegang in Deutschland, Dabei spielen neben den Bedingungen der einzelnen Betriebe auch die gegebenen Naturräume vor Ort und das Klima eine Rolle. Beispielsweise ist eine Beweidung in Ortschaften sowie von Standorten mit Staunässe nicht möglich. Wichtig ist auch zu wissen, dass sich Kühe bei hohen Temperaturen, Frost und Regen lieber im Stall aufhalten. Quelle: Statistisches Bundesamt - Landwirtschaftszählung 2010
4 4 Faktencheck Haltung von Milchkühen Fakt 2: Tiergerechte Haltung ist gesetzlich geregelt Deutsche Landwirte arbeiten nach einer In kleineren, ökologisch wirtschaftenden Reihe hoher Standards und gesetzlicher Betrieben ist die Anbindehaltung in Kombination mit Auslauf nach EU-Öko-Recht Vorschriften, die eine tiergerechte Haltung auf hohem internationalen Niveau (Art. 39 VO (EG) 889/2008) im Rahmen gewährleisten. Dazu gehören Regelungen der Kleinerzeugerregelung erlaubt. In zur Nutztierhaltung, zum Tierschutz, im Deutschland hat sich die Politik auf eine Hygiene- sowie im ökologischen Bereich. Obergrenze von 20 Kühen zzgl. Nachzucht Zudem entwickelt die deutsche Milchwirtschaft das Qualitätsprogramm QM-Milch Baden-Württemberg haben aufgrund ihrer verständigt. Die Bundesländer Bayern und stetig weiter, an dem ungefähr drei Viertel strukturellen und geografischen Besonderheiten diese Obergrenze auf max. 35 Kühe der deutschen Milchviehhalter teilnehmen. zzgl. Nachzucht für ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetriebe höher gesetzt. Vorschriften für eine tiergerechte Haltung Auf europäischer Ebene ist die Richtlinie 98/58/EG über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere relevant. Des Weiteren spielen für den hygienischen Bereich die Verordnungen 852/2004 sowie 853/2004 eine wichtige Rolle. National gelten auch das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Im ökologischen Bereich sind die Verordnungen 834/2007 und 889/2008 sowie die Richtlinien der Anbauverbände einzuhalten. Fakt 3: Die Anbindehaltung geht kontinuierlich zurück Die Anbindehaltung, die in früheren Zeiten in vielen Betrieben die Regel war, geht im Zuge des Generationswechsels und Strukturwandels deutlich zurück. Allein in den letzten fünfzehn Jahren hat sich die Anzahl der Anbindehaltungen in den Betrieben, die an der Milchleistungsprüfung teilnahmen, bundesweit um rund 75 Prozent reduziert.» Ein Neubau von Anbindeställen findet seit Jahrzehnten nicht mehr statt. Aufgrund unterschiedlich gewachsener Strukturen wirtschaften in den kleinstrukturierten Regionen im Süden Deutschlands noch fast die Hälfte der Milchviehhalter in Anbindeställen. In Bayern waren es im Jahr 2016 rund 47 Prozent der an der Milchleistungsprüfung teilnehmenden Milchviehbetriebe. Die durchschnittliche Herdengröße in diesen Familienbetrieben liegt bei 27 Kühen. Das Statistische Bundesamt (2010) weist dabei für Bayern einen Rückgang an Anbindehaltungsplätzen von rund zwei Dritteln im Jahr 2004 auf gut die Hälfte im Jahr 2010 aus.» Die gesellschaftliche Bedeutung der kleineren Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung ist sowohl für die Landschaftspflege als auch für die Bewirtschaftung von Grünland groß. Es sind überwiegend diese Betriebe, die kleinteilige Grünlandflächen, Hanglagen und andere ökologisch wertvolle Grenzstandorte pflegen und erhalten. Damit übernehmen sie unverzichtbare Aufgaben für den Klima- und Bodenschutz sowie für
5 Faktencheck Haltung von Milchkühen 5 den Erhalt der Artenvielfalt. Ein kurzfristiger Ausstieg aus der Anbindehaltung würde dazu führen, dass ein Großteil dieser Familienbetriebe die Milcherzeugung aufgeben muss. Die agrarstrukturellen Konsequenzen für die kleineren Familienbetriebe wären immens. Auch in anderen europäischen Ländern werden Milchkühe in Anbindehaltung gehalten. Wie eine im Sommer 2017 durchgeführte Mitgliederabfrage des Europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbandes in Brüssel zeigte, ist vor allem in Osteuropa die Anbindehaltung üblich. Fakt 4: DBV für eine Strategie der positiven Anreize Die deutschen Milchbauern stellen sich den gesellschaftspolitischen Anforderungen und der Debatte zum Tierwohl. In den letzten Jahren wurden nach Ergebnissen des Konjunkturbarometers Agrar jährlich zwischen» 3 und 4 Milliarden Euro von den Landwirten in den Um- bzw. Neubau von Boxenlaufställen sowie in moderne Stalltechnik investiert. Häufig erschweren jedoch die beengte Ortslage, finanzielle Ausstattung, geringe Aussicht auf die Genehmigungsfähigkeit von Neubauten oder fehlende Planungssicherheiten die Investitionsmöglichkeiten in Laufställe.» Um die Betriebe auf den Weg von der Anbinde- zur Laufstallhaltung zu unterstützen, ist die Umstellungsförderung die Methode der Wahl. Diesen Ansatz bestätigte auch der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim BMEL (2015). Der Deutsche Bauern-
6 6 Faktencheck Haltung von Milchkühen verband (DBV) lehnt in seiner Erklärung zur Anbindehaltung von Milchkühen vom Dezember 2017 ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung ab und spricht sich stattdessen für eine Strategie der positiven Anreize aus. Neben der finanziellen Förderung mit dem Ziel des Laufstallneubaus kommt auch der gezielten Beratung und der Weiterentwicklung bestehender Anbindeställe eine wesentliche Rolle zu. Die Politik muss hier durch entsprechende Rahmenbedingungen unterstützen. Der DBV appelliert außerdem an alle Milchviehhalter mit ganzjähriger Anbindehaltung, sich in ihrer betrieblichen Zukunftsplanung mit einer Weiterentwicklung weg von der ganzjährigen Anbindehaltung auseinanderzusetzen.
7 Faktencheck Haltung von Milchkühen 7 Alle Faktenchecks auf faktencheck-landwirtschaft.de Antibiotika Geht es unseren Tieren gut? Auslaufen der Milchquote Was brachte die Milchquote uns Bauern? Boden Macht moderne Landwirtschaft Böden kaputt? Eiweißfuttermittel Importieren wir immer mehr Soja? Eiweißstrategie Welches Futter brauchen unsere Tiere? Entwicklung der Tierbestände Gibt es immer mehr Nutztiere in Deutschland? Flächenverlust in der Landwirtschaft Bedroht die Landwirtschaft Lebensräume? Futtermittelversorgung Woher kommt unser Tierfutter? Glyphosat im Ackerbau Wozu ist eigentlich Glyphosat gut? Haltung von Milchkühen Wie geht es eigentlich unseren Milchkühen? Internationaler Agrarhandel Exportieren wir zu viele Nahrungsmittel? Mengenregulierung Milch Verhindert eine Regulierung wirklich Marktkrisen? Methanemission in der Rinderhaltung Rülpsen unsere Kühe zu viel? Stallneubauten Kann jederzeit ein Stall auf der grünen Wiese errichtet werden? Stickstoff, Landwirtschaft und Umwelt Warum verwenden Landwirte Gülle? Tiergerechtes Futter Wie ernähren wir eigentlich unsere Nutztiere? Tierwohl in der Landwirtschaft Geht es unseren Nutztieren gut? Unfallvorsorge bei Weiderindern Wie kann ich sicher wandern? Zucht von Milchkühen Kuh-Fitness statt Turbokühe?
8 Herausgeber: Deutscher Bauernverband e. V. Tel.: 030/ ; FAX: 030/ Claire-Waldoff-Straße 7 presse@bauernverband.net Berlin Internet: Bildnachweis Titelbild: Innovationsteam Milch Hessen 1. Innenseite, S. 6: DBV 2017 faktencheck-landwirtschaft.de
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