Schweizer wollen Sterbehilfe durch den Arzt Klare Mehrheit möchte Sterbehilfe laut Studie liberalisieren aber Sterbetourismus verbieten
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- Erwin Breiner
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1 News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht Sterbehilfe Schweizer wollen Sterbehilfe durch den Arzt Klare Mehrheit möchte Sterbehilfe laut Studie liberalisieren aber Sterbetourismus verbieten Alte, kranke Schweizer sollen das Recht auf Sterbehilfe haben, sagt eine klare Mehrheit der Bevölkerung. Nicht aber psychisch Kranke, Gesunde und Menschen aus dem Ausland. Die Schweizer Bevölkerung ist in der Frage der Sterbehilfe tief gespalten: Auf der einen Seite stehen die strikten Gegner, die sich vor allem unter religiösen Menschen finden. Auf der anderen Seite die klaren Befürworter, für die Selbstbestimmung bis zuletzt ein zentraler Wert des Lebens darstellt. Gestern haben die Zürcher Kriminologen Christian Schwarzenegger und Patrik Manzoni eine repräsentative Umfrage vorgestellt, welche die bisherige Vermutung bestätigt: Die Befürworter sind klar in der Mehrheit. Eindeutig. Dies ist politisch brisant: Will der Bundesrat doch bis Ende Jahr seine neue Stossrichtung vorlegen, nachdem seine Vorschläge für ein Verbot von Suizidhilfeorganisationen oder eine Beschränkung auf das absolute Lebensende in der Vernehmlassung ein miserables Echo ernteten. Konkret stellten sich die Befragten zu einzelnen Beispielen wie folgt: - 80 Prozent wollen, dass ein Arzt einer todkranken Krebspatientin mit unerträglichen Schmerzen weiterhin das tödliche Natriumpentobarbitural (NaP) verschreiben darf. Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen in diesem Fall sogar die heute verbotene direkte aktive Sterbehilfe erlauben: Der Arzt sollte ihr auf Wunsch selbst eine tödliche Spritze verabreichen oder das Schmerzmittel so hoch dosieren, dass sie schneller stirbt Prozent wollen, dass ein 85-Jähriger bei klarem Verstand, der an mehreren nicht-tödlichen Krankheiten leidet, im Rollstuhl sitzt und das Leben nicht mehr lebenswert findet, sich weiterhin NaP verschreiben lassen darf. Beim Beispiel eines Alzheimer-Patienten waren es noch 60 Prozent. - Mit einer knappen Mehrheit verbieten würden die Befragten einzig das Aussetzen der künstlichen Ernährung bei einer 30-jährigen Komapatientin, wenn sich die Angehörigen darüber nicht einig sind. Sind sie sich hingegen einig, sind ganze 86 Prozent gegen ein Verbot. Sehr skeptisch äusserten sich die Befragten hingegen zu Suizidbegleitung für psychisch Kranke, wie sie Exit (Verein, der sich für die Sterbehilfe einsetzt) in wenigen Einzelfällen durchführt. Klar abgelehnt wird Sterbebegleitung für gesunde, sogenannt «lebenssatte» alte Menschen. Klare Vorstellungen haben die Befragten, wer bei Selbsttötungen helfen soll: ein Arzt. 60 Prozent finden, auch speziell ausgebildetes Pflegepersonal sollte assistieren können. Nur 43 Prozent aber wollen ausgebildete Sterbehelfer mit dieser Aufgabe betrauen. Nichts wissen wollen ganze zwei Drittel der Befragten davon, dass Ausländer von der liberalen Schweizer Regelung profitieren. Die Zürcher Volksinitiative für ein Verbot des Sterbetourismus hat also gute Chancen. Allerdings dürfte diese Initiative gegen Bundesrecht verstossen und damit bei einer Annahme kaum umsetzbar sein. Was bei der Sterbehilfe erlaubt ist und was nicht In der Diskussion um die Sterbehilfe werden Begriffe verwendet, die oft verwechselt werden. Was ist erlaubt? Was ist verboten? Die wichtigsten rechtlichen Regelungen finden sich im Strafrecht. Unter der Sterbehilfe ist die Tötung (aktiv) oder das Sterbenlassen (passiv) eines leidenden Patienten zu verstehen, meist in der Endphase seines Lebens. Die aktive oder passive Sterbehilfe durch den Arzt erfolgt auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten oder beruht auf einer Anordnung in einer Patientenverfügung. Dabei ist die direkte aktive Sterbehilfe grundsätzlich verboten, selbst wenn es ein Patient oder Sterbender ausdrücklich verlangt. Davon wird eine Ausnahme gemacht, wenn die lebensverkürzende Wirkung eine unbeabsichtigte, aber unvermeidbare Nebenfolge einer Schmerzbehandlung ist (sog. indirekte aktive Sterbehilfe). Die passive Sterbehilfe, also das Unterlassen von lebenserhaltenden medizinischen Massnahmen und das Sterbenlassen eines Menschen, ist rechtmässig, wenn der Betroffene ausdrücklich auf diese Behandlung verzichtet oder dies in einer Patientenverfügung so regelt. Von Suizidbeihilfe spricht man, wenn eine Person einen Sterbewilligen bei der Selbsttötung unterstützt. Voraussetzung dafür ist, dass sich der Sterbewillige der Tragweite seiner Handlung bewusst sei und die tödliche Handlung selbst ausführen muss. Sterbehilfe-Organisationen leisten Suizidbeihilfe bei Menschen mit hoffnungsloser Krankheitsprognose, unerträglichen Beschwerden oder unzumutbarer Behinderung. Die Hilfe besteht in der Beratung, Vorbereitung und Begleitung des Suizids, der mit einer tödlichen Dosis des Medikaments Natrium-Pentobarbital (NaP) durchgeführt wird. Die Suizidbeihilfe ist nur dann verboten, wenn sie aus selbstsüchtigen Beweggründen heraus erfolgt. Basler Zeitung, Fragen und Aufträge 1. Welche drei Haupterkenntnisse kann man der Umfrage von Herrn Schwarzenegger (Kriminologe) entnehmen? 2. Beschreiben Sie zwei Situationen von Patienten, bei denen die Mehrheit der Befragten die rechtliche Zustimmung zur Sterbehilfe geben würde. 3. Sterbehilfe: Was ist verboten? Was ist erlaubt? Beantworten Sie die Fragen kurz. Voraussetzung: Der Patient ist einverstanden. a) direkte aktive Sterbehilfe b) indirekte aktive Sterbehilfe c) passive Sterbehilfe d) Suizidbeihilfe 4. Im Lehrmittel finden Sie im Kapitel «Angewandte Ethik» eine Reihe von Fragen zur «Medizinethik». - Wählen Sie eine Frage aus und formulieren Sie in einem ganzen Satz eine Antwort auf diese Frage, die Sie persönlich für richtig halten. - Formulieren Sie in ganzen Sätzen einige Überlegungen bzw. Gründe, die für diese Antwort sprechen. Begriffe Sterbehilfe Patientenverfügung Moralisches Dilemma Medizinethik Lösungshinweise
2 Sterbehilfe Aktueller Unterricht mit SF Fragen und Antworten 1. Welche drei Haupterkenntnisse kann man der Umfrage von Herrn Schwarzenegger (Kriminologe) entnehmen?
3 - Die Bevölkerung unterstützt die direkte aktive Sterbehilfe ausser bei psychisch kranken oder bei gesunden Menschen. - Der Einfluss von Angehörigen auf den Abbruch der Behandlung ist überraschend gross. - Die Mehrheit der Befragten möchte bei der Suizidbeihilfe keinen Sterbetourismus in der Schweiz ermöglichen. 2. Beschreiben Sie zwei Situationen von Patienten, bei denen die Mehrheit der Befragten die rechtliche Zustimmung zur Sterbehilfe geben würde. - Aktive Suizidbeihilfe bei unheilbarem Krebs: Der Arzt soll ein tödliches Medikament (NaP) verschreiben oder auf Wunsch eine Spritze verabreichen können. - Passive Sterbehilfe bei einer tödlichen Muskelkrankheit: Der Arzt soll ein Beatmungsgerät bei einer tödlichen Muskelkrankheit auf Wunsch abstellen dürfen.
4 - Suizidbeihilfe durch einen Sterbehelfer: Ein sterbewilliger Alzheimer-Patient wird bei der Selbsttötung unterstützt. 3. Sterbehilfe: Was ist verboten? Was ist erlaubt? Beantworten Sie die Fragen kurz. Voraussetzung: Der Patient ist einverstanden. a) direkte aktive Sterbehilfe b) indirekte aktive Sterbehilfe c) passive Sterbehilfe d) Suizidbeihilfe a) verboten b) erlaubt, wenn die lebensverkürzende Wirkung eine unbeabsichtigte, aber unvermeidbare Nebenfolge einer Schmerzbehandlung ist c) erlaubt d) erlaubt, ausser wenn sie aus selbstsüchtigen Beweggründen heraus erfolgt
5 4. Im Lehrmittel finden Sie im Kapitel «Angewandte Ethik» eine Reihe von Fragen zur «Medizinethik». - Wählen Sie eine Frage aus und formulieren Sie in einem ganzen Satz eine Antwort auf diese Frage, die Sie persönlich für richtig halten. - Formulieren Sie in ganzen Sätzen einige Überlegungen bzw. Gründe, die für diese Antwort sprechen. Individuelle Antwort
6 Begriffe Sterbehilfe: Unter der Sterbehilfe ist die aktive oder passive Tötung eines leidenden Patienten gemeint und wird nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten oder aufgrund seiner Patientenverfügung ausgeführt. Patientenverfügung: Mit der Patientenverfügung hält eine handlungsfähige (urteilsfähige und mündige) Person fest, wie sie medizinisch behandelt werden will, wenn sie aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls ihren Willen nicht mehr kundtun kann. Moralisches Dilemma: Moralischer Konflikt, in dem Menschen unausweichlich mit einer Entscheidung mindestens einen moralischen Wert verletzen müssen, um einem anderen moralischen Wert nachzuleben. Medizinethik: Anwendung von Werten und moralischen Normen im Gesundheitswesen. Dabei geben Fragestellungen im Umgang mit Kranken, dem Sterben, dem Tod, der Organtransplantation und der Fortpflanzungsmedizin Anlass zur Diskussion.
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