S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:
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- Jan Fried
- vor 8 Jahren
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1 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers by the author S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: Kampf um die Durchwahl: Mitarbeiter von Jobcentern sind für ihre Kunden unerreichbar Autoren: Kamera: Schnitt: Oliver Heinsch Ulrich Neumann Helmut Fischer Ingo Manzke Marco Peschmann Mario Wöhrmann Ellen Arenz Moderation Fritz Frey: Ganz andere Baustelle: Beim Begriff Servicenummer, bekommen Sie da auch leicht allergische Reaktionen? Gefühlte Ewigkeiten, die man in einer Warteschleife verbringt, und kommt überraschenderweise doch ein Gespräch zustande, dann sicher nicht mit dem Kollegen, der sich auskennt oder gar zuständig ist nahezu jeder hat schon solche Erfahrungen gemacht. Wenn es nur um ein kaputtes Handy oder den Programmsuchlauf des neuen Fernsehers geht, dann ist das ärgerlich. Aber wenn es existenzielle Dinge auf dem Spiel stehen, wie das Finden eines neuen Jobs oder einer neuen Wohnung, dann ist das eben mehr als ärgerlich.
2 2 Oliver Heinsch und Ulrich Neumann über behördlich verursachte Kontaktprobleme. Bericht:»Herzlich Willkommen in Ihrem ServiceCenter wir freuen uns über ihren Anruf.Anfangs habe ich es noch ganz oft probiert. Da habe ich bestimmt in der Woche drei bis vier Mal angerufen.«o-ton, Lara Siegrist:»Wir sind gleich persönlich für sie da.mir wird von Anfang an gesagt, dass mir eigentlich nicht weitergeholfen werden kann, dass man nichts anderes machen kann, als jetzt wieder abwarten.bitte haben Sie noch einen Moment Geduld.Man hat das Gefühl, man unterhält sich mit einer Wand.«O-Ton Lara Siegrist,:»Bitte legen Sie nicht auf, wir sind gleich für sie da.an sich ging es um den Rückruf meiner Beraterin, weil das Bewerbertrainig hatte sie mir vor drei-vier Wochen zugesichert schon. Und da ist nichts passiert.«
3 3 Lara Siegrist kämpft mit der Service Hotline für Hartz-IV-Empfänger. Wie immer ohne Ergebnis. Sie sucht dringend einen Ausbildungsplatz in Niedersachsen. O-Ton, Lara Siegrist:»Für mich wird die Zeit knapp langsam. Ich bin sowieso schon wahnsinnig spät für das Ausbildungsjahr dran, hab ja auch nicht die besten Voraussetzungen so unbedingt als alleinerziehende Mama. Und jeder Tag, den ich mich nicht bewerben kann, der ist im Prinzip verloren.«und nicht nur das: Wochen und Monate sitzt sie in dieser Wohnung ohne Miete, Kaution, Möbel, obwohl ihr das vom Amt zusteht. Irgendetwas ist im Jobcenter schief gelaufen. Doch eine Durchwahl zu ihrem Sachbearbeiter hat sie nicht nur die Servicenummer der Hotline. O-Ton, Lara Siegrist:»Ich habe mir im Grunde den Mund fusselig geredet und die gleichen Geschichten immer und immer wieder den verschiedensten Leuten erzählt in dieser Servicehotline, und es gab dennoch niemanden, der mir wirklich helfen konnte.«keine Hilfe in der Hotline? Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Hier findet man die Servicenummer eine besonders menschenfreundliche Idee. Schließlich sei die 50 Stunden in der Woche erreichbar und nicht nur das: O-Ton, Susanne Eikemeier, Bundesagentur für Arbeit:»Es ist so, dass wir ganz ursprünglich die ServiceCenter eingerichtet haben, damit die Kunden, die bei ihrem Ansprechpartner vor Ort, im Jobcenter sind ungestört ihr Gespräch führen können.wir sind gleich für Sie persönlich da. Die nächste freie Leitung ist für sie reserviert.«
4 4 Johanna Drechsler hätte es schon gereicht ihren Sachbearbeiter auch nur eine Stunde am Tag mal telefonisch erreichen zu können. Und nicht nur die anonyme Hotline. Frage: Im Grunde genommen, null Hilfe?»Diese Telefonate waren eigentlich immer etwas, wo ich zu überhaupt gar keiner Information gekommen bin für irgendetwas.richtig!«die junge Familie brauchte dringend eine Wohnung. Findet auch eine. Eine Kleinigkeit fehlt nur: Das Jobcenter muss zustimmen. Eigentlich nur eine Formsache, die aber scheitert. Weil die Hotline sie immer wieder und wieder vertröstet. Bis die Wohnung weg ist.»man fühlt sich eigentlich wie vor eine Wand gestoßen, man hat das Gefühl, man unterhält sich mit einer Wand.«Jetzt haben sie endlich eine Zustimmung des Jobcenters für eine Wohnung. Aber erst nachdem ihr Anwalt klagte. Sinnlose Klagen. Rechtsanwalt Till Koch kennt das. Er hat mit zwei Jobcentern zu tun. Von einem hat er die Durchwahlen bekommen. Einige wenige Jobcenter machen das. O-Ton, Till Koch, Anwalt für Sozial- und Arbeitsrecht:»Der kleine Stapel, das sind Akten, die ich mit dem Jobcenter Kreis Höxter führe. Der große Stapel, das sind Akten, wo die Holzmindener sozusagen die Gegenseite sind. Hier vom Jobcenter Höxter habe ich die Durchwahlnummern, da kann ich anrufen. Vom Jobcenter Holzminden habe ich die Durchwahlnummern nicht. Der Stapel ist entsprechend dicker. Das sind zum guten Teil Verfahren, die eigentlich überflüssig sind, die schwachsinnig sind, wenn man miteinander vernünftig gesprochen hätte.«
5 5»Wenn ihnen die Wartezeit zu lange wird, bitten wir Sie, uns zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzurufen.«die Bundesagentur bleibt hart. Keine Durchwahlnummern. Dabei haben bereits einige Gerichte entschieden: Der Bürger hat einen Anspruch darauf. Wuppertal: Das Sozialprojekt Tacheles. Hier berät Harald Thomé seit Jahren Arbeitslose. Und er hat eine Idee: Thomé sammelt aus allen möglichen Quellen Durchwahlnummern von Jobcentern und stellt sie ins Internet. Die behördliche Begeisterung darüber hält sich allerdings in engen Grenzen. O-Ton, Harald Thomé:»Von den negativen Reaktionen war die heftigste halt wirklich die Ansage, wenn ich die Sachen nicht aus dem Netz nehme, dann würde ich mit ein paar Kumpels besucht werden und dann würde man mir das klar machen, dass ich die aus dem Netz zu nehmen habe.«besonders kreativ: Das Jobcenter Spandau: Hier droht man Harald Thomé nicht etwa mit einer Klage, sondern gleich mit 500. Schließlich habe man ja auch 500 Mitarbeiter. Und das hätte Harald Thomé eine halbe Million Euro Gerichtskosten bescheren können. O-Ton, Harald Thomé:»Diese Auseinandersetzung kann ich nicht mehr weiterführen, weil jetzt geht es wirklich um mittelbare Existenzbedrohung, und muss das Projekt leider aufgeben.«eine Bedrohung? Keineswegs sagt die Bundesagentur für Arbeit. Das sei nur ein freundlicher Hinweis gewesen, was so alles passieren könne. O-Ton, Susanne Eikemeier, Bundesagentur für Arbeit:»Es geht darum, klar zu machen: Das, was hier passiert, könnte Konsequenzen haben, lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, dass es passieren könnte.«
6 6 So viel Fürsorglichkeit von der Arbeitsverwaltung? Betroffenen, wie den beiden jungen Frauen, hätte es schon gereicht, wenigstens einmal mit ihrem Sachbearbeiter persönlich sprechen zu dürfen.»wegen des derzeit hohen Anrufaufkommens können wir Ihren Anruf leider nicht persönlich entgegen nehmen, vielen Dank für Ihr Verständnis und auf Wiederhören.«
S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: 11.10.2011
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