Christian Zahn. Perspektive der Krankenversicherung. bei der Präsentation des Sonderpostwertzeichens. 100 Jahre Reichsversicherungsordnung
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1 Perspektive der Krankenversicherung bei der Präsentation des Sonderpostwertzeichens 100 Jahre Reichsversicherungsordnung Christian Zahn Vorsitzender des Verwaltungsrats des GKV-Spitzenverbandes Präsentation des Sonderpostwertzeichens 100 Jahre Reichsversicherungsordnung am 18. Mai 2011 Es gilt das gesprochene Wort! abrufbar auch unter
2 Sehr geehrter Herr Staatssekretär, sehr geehrte Damen und Herren, die heute präsentierte Briefmarke finde ich gestalterisch sehr gelungen und ich möchte dem Künstler dafür ausdrücklich danken. Aber wir dürfen uns nichts vormachen: Viele Menschen in diesem Land werden in den nächsten Wochen und Monaten die Sonderbriefmarke 100 Jahre Reichsversicherungsordnung auf ihre Briefe kleben, ohne auf das Motiv zu achten. Sie achten deshalb nicht darauf, weil sie darauf vertrauen, dass die gekauften Briefmarken ihre Gültigkeit haben und dass die Post sicher und verlässlich arbeitet. Die Grundlage für dieses Vertrauen ist die Er- Seite 2 / 7
3 fahrung vieler Jahrzehnte, dass die Post ihren Job machen wird, dass die Briefe ankommen. Wo genau die Briefe sortiert werden, welches Motiv die Briefmarke hat oder welche Automarke der Paketzusteller fährt, interessiert eigentlich niemanden solange das Porto nicht zu teuer wird. Ähnlich ist es bei der gesetzlichen Krankenversicherung: Kein Versicherter schaut genau hin, was eigentlich drin ist in dem Gesamtpaket gesetzliche Krankenversicherung. Seite 3 / 7
4 Aber es gibt ein Grundvertrauen, dass die Leistungen, die wirklich notwendig sind, auch bezahlt werden. Dass der Krankenwagen kommt, wenn ich ihn rufe und dass jeder eine Chemotherapie bekommt, der eine braucht. Die Menschen kennen die gesetzliche Krankenversicherung als eine der zentralen Säulen der sozialen Sicherung in Deutschland - und sie vertrauen ihr. An dem heutigen Tag können wir mit einem gewissen Stolz feststellen, dass dieses Land weltweit Anerkennung dafür erfährt, dass bei uns kranken Menschen unabhängig von ihrem Einkommen und ihrer sozialen Situation nach dem mo- Seite 4 / 7
5 dernen Stand der Medizin geholfen wird. Die Reichsversicherungsordnung hat dazu als Vorläufer des Sozialgesetzbuches Entscheidendes beigetragen. Die Solidarität der Gesunden mit den Kranken und der Jungen mit den Alten ist ein Herzstück der gesetzlichen Krankenversicherung. Bei der Krankenversicherung geht es nicht um ein Wirtschaftsgut, über das man frei verhandeln kann, sondern um das Wichtigste, was der Mensch hat: seine Gesundheit. Seite 5 / 7
6 Deshalb müssen wir immer wieder aufpassen, dass wir einerseits die notwendigen wirtschaftlichen Anreize setzen, damit die Beitragsgelder sinnvoll und effizient eingesetzt werden, gleichzeitig aber eine Ökonomisierung des Gesundheitswesens verhindern. Nachdem die Ärzte als große Gruppe angefangen haben, den bestehenden Leistungskatalog in Frage zu stellen und Rationierung zu fordern, habe ich die Sorge, dass die Versorgung der Menschen ernsthaft schlechter werden könnte. Wir als Selbstverwalter, Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten, müssen gemeinsam mit den anderen Akteuren im Gesundheitswesen dafür sorgen, dass die Qualität unse- Seite 6 / 7
7 res Gesundheitswesens erhalten bleibt und dass unter dem Stichwort Gesundheitswirtschaft keine grenzenlose Kommerzialisierung der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland entsteht. Lassen Sie uns das aktuelle Jubiläum zum 100. Jahrestag der Reichsversicherungsordnung als Mahnung und als Ansporn ansehen, gemeinsam Hand in Hand daran zu arbeiten, die solidarische gesetzliche Krankenversicherung als den entscheidenden Stabilitätsfaktor im deutschen Gesundheitswesen zu stärken und weiterzuentwickeln. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Seite 7 / 7
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