SFB 882-Teilprojekt B3: Verwirklichungschancen im Berufs- und Privatleben
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- Ewald Abel
- vor 8 Jahren
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1 Befragung von Großbetrieben in Deutschland Unternehmen stehen heute angesichts vielfältiger Lebensentwürfe von Arbeitnehmern vor gestiegenen Herausforderungen, qualifizierte Beschäftigte nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu motivieren. Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, die wechselseitige Beeinflussung von Berufs- und Privatleben besser zu verstehen und Konzepte aufzuzeigen, die Mitarbeitern die Chance geben, berufliche und private Ziele miteinander zu vereinbaren. Um die Forschungsfragen des Projektes zu beantworten und herauszufinden, mit welchen Herausforderungen und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt sich Großunternehmen in der heutigen Zeit konfrontiert sehen, wurden im Jahr 12 in ganz Deutschland Experteninterviews geführt. Die Betriebe verteilen sich dabei auf alle Wirtschaftszweige, um ein möglichst flächendeckendes und repräsentatives Bild für Deutschland zu erhalten. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über erste Ergebnisse der Befragung gegeben, um einen Eindruck zu vermitteln, welche Anforderungen an Betriebe heute gestellt werden und welche möglichen Lösungswege gewählt werden. Erste Ergebnisse der Befragung Wettbewerbsdruck In der aktuellen Diskussion um die zunehmende Globalisierung wird häufig thematisiert, dass sich viele Großunternehmen einem verstärkten Wettbewerbsdruck ausgesetzt sehen. Oftmals stehen sie dabei auf internationaler Ebene im Wettbewerb mit anderen Anbietern im Markt. Die Analysen nach verschiedenen Branchen (Abbildung 1) zeigen, dass im Bereich sowie im Bereich von 78 Prozent der Betriebe ein hoher oder sehr hoher Wettbewerbsdruck berichtet wird. Im Bereich Handel, Gastgewerbe und ist es die Hälfte aller Betriebe, die angeben, in hoher Konkurrenz mit anderen Unternehmen zu stehen. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass auch im Bereich des öffentlichen Sektors Betriebe sich teilweise einem erhöhten Wettbewerbsdruck ausgesetzt fühlen. Hier können bespielweise Krankenhäuser im Wettbewerb um Patienten mit anderen Standorten stehen oder Universitäten mit anderen Hochschulen um Studenten konkurrieren. Die Übersicht macht deutlich, dass ein hoher Wettbewerbsdruck kein Phänomen ist, was nur einzelne Wirtschaftszweige betrifft, sondern über alle Branchen hinweg für Großbetriebe relevant ist. 1
2 Abbildung 1: Wettbewerbsdruck nach Wirtschaftszweigen Wettbewerbsdruck (in %) öffentliche nicht vorhandener bis mittel hoher Wettbewerbsdruck hoher bis sehr hoher Wettbewerbsdruck Familienfreundliche Maßnahmen Durch den Wettbewerb am Markt stehen Großunternehmen auch in Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte. Als eine Möglichkeit, Beschäftigte bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu unterstützen, können Unternehmen verschiedene familienfreundliche Maßnahmen anbieten. Dazu zählen unter anderem betriebliche Kinderbetreuungsangebote oder finanzielle Hilfen zur Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle, Tele-/Heimarbeit und Sonderurlaub. Eine sehr häufig eingesetzte Maßnahme, um Mitarbeitern zeitliche Freiräume zu bieten bzw. ihnen die Einteilung ihrer Arbeitszeit ein stückweit frei zu ermöglichen, ist das Angebot von flexiblen Arbeitszeiten. Abbildung 2 verdeutlicht, dass über alle Wirtschaftszweige hinweg die große Mehrheit der Betriebe oder Dienststellen flexible Arbeitszeitmodelle anbietet. Im Bereich bieten alle Unternehmen, die an der Studie teilgenommen haben, solche Arbeitszeitmodelle an. In den Bereichen öffentliche und Verarbeitendes Gewerbe, sind es immerhin 94 Prozent, die flexible Arbeitszeiten anbieten, im Bereich sind es Prozent. Größere Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen in der Verfügbarkeit von familienfreundlichen Maßnahmen zeigen sich bezüglich des Angebots von Tele- und Heimarbeit. Am häufigsten wird diese Maßnahme in Unternehmen im Bereich angeboten. Hier sind es 72 Prozent der Unternehmen, die angeben, dass bei ihnen Tele- und Heimarbeit genutzt werden kann. Im Bereich öffentliche sind es 53 Prozent der Betriebe, die es den Mitarbeitern ermöglichen, auch von zu Hause zu arbeiten. Hierbei ist zu beachten, dass Tele- oder Heimarbeit nicht in allen Berufen angeboten werden kann, da eine Erledigung der Arbeit von zu Hause hauptsächlich bei Bürotätigkeiten möglich ist. Alles in allem bleibt festzuhalten, dass ein Großteil der Betriebe darum bemüht ist, die Arbeitszeiten und Anwesenheitszeiten für die Be- 2
3 schäftigten flexibel zu gestalten und so auch deren Bedürfnissen entgegen kommen, Privat- und Berufsleben miteinander zu vereinbaren. Abbildung 2: Anteil von Unternehmen mit familienfreundlichen Maßnahmen nach Wirtschaftszweigen Familienfreundliche Maßnahmen (in %) öffentliche Flexible Arbeitszeitmodelle Telearbeit/Heimarbeit Maßnahmen zur Frauenförderung: Frauenquote und Karriereförderung für Frauen In der öffentlichen Diskussion steht neben bestimmten Maßnahmen, die Beschäftigten eine Vereinbarung von Beruf und Familie ermöglichen, gerade auch die Debatte um die gezielte Förderung von Frauen. Mit Maßnahmen wie speziellen Mentoringprogrammen oder Quotenregelungen können die Karriereentwicklungen von Frauen unterstützt werden. Wie die Abbildung 3 zeigt, haben 48 Prozent der befragten Großbetriebe im Bereich öffentliche eine Frauenquote und fördern so gezielt den weiblichen Nachwuchs bei Stellenbesetzungen. Im Vergleich dazu haben Unternehmen in den anderen Wirtschaftszweigen viel seltener eine Quotenregelung für Frauen. Im Bereich sind es 14 Prozent, in den anderen zwei Bereichen liegt der Anteil der Betriebe mit einer Frauenquote noch darunter. Spezielle Maßnahmen zur Karriereförderung von Frauen werden über alle Wirtschaftszweige hinweg gerade mal von 14 Prozent aller Großbetreibe angeboten. Hier können Potenziale gesehen werden, um den weiblichen Nachwuchs gezielt zu fördern und Frauen attraktive Karrierechancen zu eröffnen. 3
4 Abbildung 3: Anteil von Unternehmen mit Maßnahmen zur Förderung von Frauen nach Wirtschaftszweigen Maßnahmen zur Förderurung von Frauen (in %) öffentliche Frauenquoten Gezielte Karriereplanung Führungskräfte in Teilzeit Um Beschäftigten auch in höheren Positionen eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, ist es in vielen Betrieben inzwischen möglich, auch in Führungspositionen in Teilzeit zu arbeiten. Gerade für Beschäftigte, die neben der Erwerbstätigkeit noch Betreuungsarbeit zu leisten haben, sei es für Kinder oder für älterer Familienangehörige, bietet eine reduzierte Stundenzahl die Möglichkeit, beide Lebensbereiche besser aufeinander abzustimmen. Diese Angebote geben besonders Frauen die Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln, auch wenn sie Pflege- und Betreuungsarbeit zu leisten haben. Auch in der aktuellen Diskussion um den vermehrten Wunsch von Vätern, sich aktiv in die Familie einzubringen, bietet die Möglichkeit, in einer Führungsposition auch in Teilzeit arbeiten zu können, einen Weg, um sich auch im privaten Lebensbereich verwirklichen zu können. Abbildung 4 zeigt den Anteil der Betriebe, in denen Führungspositionen als Teilzeittätigkeit möglich sind. 4
5 Abbildung 4: Anteil von Unternehmen mit Führungspositionen in Teilzeit nach Wirtschaftszweigen Führungspositionen in Teilzeit möglich (in %) öffentliche Insgesamt geben 46 Prozent der Betriebe an, dass bei ihnen Führungspositionen in Teilzeit besetzt sind. Die Möglichkeit, auch als Teilzeitkraft in einer Führungsposition tätig zu sein, unterscheidet sich allerdings deutlich zwischen den Wirtschaftszweigen. Während es im Bereich 75 Prozent aller Betriebe sind, in denen Führungskräfte auch in Teilzeit arbeiten und im Bereich öffentliche 65 Prozent, sind es im Bereich Prozent, im Bereich Verarbeitendes Gewerbe, ist es lediglich jeder vierte Betrieb. Darüber hinaus ist es auffällig, dass bei den meisten Betrieben der tatsächliche Anteil an Führungspositionen in Teilzeit sehr gering ist. Bei 95 Prozent aller Betriebe liegt der Anteil der Führungskräfte in Teilzeit bei maximal Prozent, lediglich bei 5 Prozent aller Betriebe sind mehr als Prozent der Führungskräfte in Teilzeit beschäftigt. Die höchsten Anteile lassen sich auch hier im Bereich finden. Interessant ist hierbei zudem, dass bei der großen Mehrheit der Betriebe, in denen Führungskräfte auch in Teilzeit arbeiten, mehr als die Hälfte dieser Positionen von Frauen besetzt ist. Gesundheitsförderung Auch der Schutz und die Förderung der Gesundheit von Beschäftigten sind immer wieder Thema für Betriebe, wenn es darum geht, für Beschäftigte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Unterschiedliche Tätigkeiten und Arbeitsumgebungen bedeuten verschiedene Belastungen für Beschäftige, die besondere Anforderungen an die psychische oder körperliche Gesundheit stellen können. Eine Vielzahl der befragten Betriebe führen Krankenstandsanalysen durch, um die Gesundheit ihrer Beschäftigten statistisch zu erheben. Die meisten der Großbetriebe gehen aber über eine bloße Feststellung von Gesundheitszuständen der Belegschaft hinaus und bieten den Beschäftigten Möglichkeiten, sich aktiv mit gesundheitlichen Problemen auseinanderzusetzen oder Krankheiten durch gesundheitsbewusste 5
6 Verhaltensweisen zu vermeiden. Abbildung 5 zeigt zwei Möglichkeiten von Maßnahmen, die von Großbetrieben häufig genutzt werden. Abbildung 5: Anteil von Unternehmen mit gesundheitsfördernden Maßnahmen nach Wirtschaftszweigen Gesundheitsfördernde Maßnahmen (in %) öffentliche Gesprächskreise zu gesundheitlichen Problemen Kurse zum gesundheitsgerechten Verhalten Als eine mögliche gesundheitsfördernde Maßnahme werden Kurse angeboten, um gesundheitsgerechtes Verhalten zu schulen. Hier sind es 86 Prozent der Betriebe im Bereich und 78 Prozent im Bereich öffentliche, die diese Kurse anbieten. Im Bereich bieten 67 Prozent der Betriebe den Beschäftigten die Möglichkeit, sich im Rahmen von Kursen zu gesundheitsgerechtem Verhalten weiterzubilden, im Bereich werden sie mit Prozent am seltensten angeboten. Ein weiteres Beispiel für gesundheitsfördernde Maßnahmen sind Gesprächskreise zu gesundheitlichen Problem ( Gesundheitszirkel ), welche von 78 Prozent der Betriebe im Bereich angeboten werden. Im Bereich bieten Prozent diese Möglichkeit, 56 Prozent sind es im Bereich öffentliche. Am seltensten werden die Gesprächskreise im Bereich angeboten, hier ist es mit 44 Prozent aber immer noch fast jeder zweite Betrieb. Fazit Insgesamt zeigt die Übersicht, dass die Mehrheit der Betriebe darum bemüht ist, Beschäftigte in ihrer Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben zu unterstützen und ihre Gesundheit zu fördern. Gerade bei flexiblen Arbeitszeiten oder Tele- und Heimarbeit sowie dem Gesundheitsschutz bietet ein Großteil der Betriebe die Maßnahmen bereits an. Bei Führungspositionen, die auch in Teilzeit besetzt werden können, sind es hingegen noch wenige Betriebe, die dies ermöglichen. Hier sind Potentiale 6
7 für die Zukunft zu sehen, um Frauen und Männern die Verwirklichung in beiden Lebensbereichen zu ermöglichen. Um im Zeitverlauf Veränderungen feststellen zu können und zu analysieren, in welche Richtung sich Betriebe in verschiedenen Bereichen entwickeln, ist es für unsere Studie von großer Wichtigkeit, dass wir die Informationen zu weiteren Zeitpunkten erfassen können. Denn nur so sind qualifizierte Aussagen darüber möglich, ob es Veränderungen hinsichtlich verschiedener Arbeitsbedingungen in Großbetrieben gibt, oder ob der Status quo beibehalten wird. Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihr Interesse! Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Anja Abendroth Prof. Dr. Martin Diewald 7
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