Musikalische Überleitung zur Predigt Lea Hausigk (Klarinette) und Felix Lorber (Akkordeon), Ballade getragen
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- Alexandra Gertrud Tiedeman
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1 Predigt am 9. Sonntag nach Trinitatis (28. Juli 2013) in St. Salvator, Gera (Rundfunkgottesdienst MDR Figaro). Musikalische Überleitung zur Predigt Lea Hausigk (Klarinette) und Felix Lorber (Akkordeon), Ballade getragen Kanzelgruß Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. Predigt I 1. ALLES KLAR? Liebe Gemeinde, Habt ihr alles verstanden? Sie sagten zu ihm: Ja! (Mt 13, 51). So endet das 13. Kapitel des Matthäusevangeliums. Ein Kapitel voller Gleichnisse, voller rätselhafter Geschichten, die eins gemeinsam haben: Sie wollen auf überraschende und verblüffende Weise deutlich machen, was das Reich Gottes ist. Das Reich Gottes - Davon redete Jesus, wenn er redete. Ein Reich, das in den Menschen beginnt, die sich auf Gott verlassen. Ein Reich, das anders ist, als wir uns es vorstellen können. Habt ihr alles verstanden? Sie sagten zu ihm: Ja! (Mt 13, 54). Dieses einfache Ja! der Jünger verblüfft mich. Genauer gesagt: Es amüsiert mich. Es wirkt so wie beim Kasperletheater, wenn der Kasperl gefragt hat: Seid ihr alle da? Und alle Kinder rufen: Jaaah! Jesus sagt dann auch nicht: Das ist ja fein, dass ihr alles verstanden habt, da habt ihr aber gut aufgepasst! Sondern einen weiteren rätselhaften Satz, der gar nicht zu diesem klaren Ja! zu passt: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt. [Mt 13, 52] Das tut Jesus.
2 Er verbindet die alte jüdische Tradition mit dem Neuen, das er fühlt, weiß, erfährt. Versteht mich nicht zu schnell!, sagt er uns und den Jüngern. Achtet darauf, was passiert, wenn ich euch Geschichten erzähle, die ganz einfach sind, vertraut und fremd zugleich. Wenn wir an Bord gehen lassen Sie uns abstoßen vom Ufer des Gewöhnlichen, hinein in das Meer des Außergewöhnlichen. Zwei kleine Geschichten diesmal. Beide nur einen Satz lang. Was wollen sie sagen? Hören wir genau zu [Mt 13, 44-46]: Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte sie. Intermezzo Lea Hausigk (Klarinette) und Felix Lorber (Akkordeon)Ozhidanje - beschwingter Walzer Predigt II 2. DAS BANKGEHEIMNIS Einen Schatz im Acker finden. Was war das damals? Damals gab es ja noch gar keine Banken. Damals brachte man das Geld noch nicht zur Sparkasse Gera-Greiz. Da war der Dieb, der in der Nacht ins Haus schlich noch eine Bedrohung der ganzen Existenz, wenn er das Geld für's Saatgut erbeutete. Wer eine große Summe Geldes sein eigen nannte, legte es besser an in Immobilien, die bis heute weniger leicht zu stehlen sind und deswegen in der Altersvorsorge immer noch eine große Rolle spielen. Oder eben er vergrub das Geld. Wenn jemand starb,
3 der sein Geld vergraben hatte, hinterließ er oft - irgendwo in der Erde - einen Schatz. Und andere wiederum konnten diesen Schatz finden. Sie machten sich dann über die Altersvorsorge eines anderen her, besser gesagt einer anderen Familie. Aber verderben wir unserem Mann nicht die Freude. Er freut sich einfach. Das wird doch erlaubt sein. Er hat gar nicht gesucht, So erzählt es die Geschichte. Er fand einfach - und machte das Loch gleich wieder zu. Er rechnet. Wenn er das da, was er gesehen hat, verkauft, wird er insgesamt Gewinn machen. Deswegen verkauft er sodann alles, was er hat. Ist es so? Sucht der Mann seinen Vorteil? Ich denke, wir Heutigen haben immer große Schwierigkeiten, wenn Jesu Geschichten im Bereich der Ökonomie spielen. Unser Denken ist so durchsetzt und gefärbt von der Logik des klugen Wirtschaftens, dass wir an dieser Stelle stets durcheinander geraten. Wie wäre es, wenn der Mann sich an dem Schatz so freute, dass er ihn besitzen will, egal, was es ihn kostet. Wenn er also gar nicht darüber nachdenkt, was ihm die Transaktion bringt, sondern einfach eine große unvernünftige Lust bekommt, den Schatz zu besitzen? 3. DER PERLENKAUFMANN IST GAR KEINER Er hatte gar nicht gesucht, der Mann, der den Schatz im Acker fand; wohl aber der Perlenkaufmann. So nennen die meisten Bibelwissenschaftler den Mann, der die Perle fand. Aber vielleicht ist es gar kein Mann, der mit Perlen handelt, sondern einer, der Perlen liebte. Perlen sind wundervolle Geschöpfe der Natur. Keine gleicht der anderen. Sie wachsen im weichen Leib der Muscheln heran
4 und jede braucht Jahrzehnte bis sie Schmuckgröße hat. Schon Zuchtperlen, die von eigens dazu bestimmten Muscheln heran gezogen werden, sind nicht mehr einzigartig. Eigenartigerweise! Sie sind - wenn auch schwer - von den Naturperlen zu unterscheiden, obwohl sie auch in Muscheln gezüchtet werden. Auf diese Weise ist es möglich, eine besondere Perle zu finden, eine die keiner anderen gleicht. Und dann geschieht es wieder. Der eine Satz, der in beiden Gleichnisse vorkommt und offenbar die Klammer bildet: Er ging hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte sie. Gibt es etwas, wofür Sie alles verkaufen würden, was sie haben, wenn sie es finden würden? Was ist das? Wofür würden Sie alles verkaufen? Intermezzo Lea Hausigk (Klarinette) und Felix Lorber (Akkordeon) Tango - (La fortezza dei Grandi Perché)- langsam und sehr ruhig beginnend, später schnell und schwungvoll Predigt III 4. EIN GLÜCK, DAS GRÖSSER NICHT ZU DENKEN IST Wofür würden sie alles verkaufen? Neulich fragte ich einen jungen Mann bei einem Taufgespräch: Was ist denn überhaupt Ihre Hoffnung? Und er antwortete: Das alles so bleibt, wie es ist! Ich fand diese Antwort Atem beraubend. Die meisten von uns Christen hätten sich was ganz Besonderes ausgedacht, Weltfriede oder Ähnliches. Aber er hat ehrlich geantwortet. Es war auch ein Kompliment an seine Frau, die neben ihm saß. Es sollte heißen: Ich bin glücklich mit dir! Aber es steckte auch ein: Als Mann muss ich funktionieren! darin, Worauf soll ich schon hoffen? Und vor allem eine Furcht davor, dass sein Leben wieder einmal zerbrechen könnte. Arbeitslosigkeit, Beziehungsende, Unfall, die Krebserkrankung eines nahe stehenden Menschen, irgendetwas Unvorhergesehenes.
5 Das alles so bleibt! reichte ihm zum Leben, reichte ihm als große Hoffnung. Und ich denke, es geht den meisten Menschen in unserer Gesellschaft nicht anders. Die Angst zu verlieren, ist größer als die Hoffnung zu gewinnen. Das hängt mit den Risiken unseres Wirtschaftssystems zusammen, überhaupt mit den Gefährlichkeiten der Freiheit. Aber ich wage jetzt einfach mal zu sagen: Das war damals nicht anders. Vielleicht war es sogar riskanter, im Israel der Jahrtausendwende zu leben, in jenem besetzten Land zur Zeit Jesu, als Sie, wenn Sie zum Bäcker gingen von einem römischen Soldaten gezwungen werden konnten, sein Gepäck bis zur nächsten Stadt zu tragen. Und müde und kaputt wie Sie sind, finden Sie auf dem Heimweg in der sengenden Sonne, die wir uns heute gut vorstellen können, einen Schatz oder sonst etwas, was Ihnen wichtiger ist, als Geld und Gut und Heim und Hof und Sicherheit und Freiheit? Unwahrscheinlich. Aber genau so erzählt Jesus die kleine Geschichte vom Reich Gottes. Der Mann fand etwas - und gab alles dafür her. Nicht weil er die Sache zu Geld machen konnte. Beim Perlenkaufmann, der keiner war, ist das klar. Alles verkaufen für eine Perle, die er gleich darauf wieder zu Geld macht, zu mehr Geld natürlich? Das ist unsere Logik. Jesu Logik ist diese: Wenn du wissen willst, was für dich richtig ist dann lass dich vom Glück leiten, das du empfindest! Wenn du geflutet wirst von Glück, dann ist es das, was du suchst, auch wenn du gar nicht danach gesucht hast wie der Mann, der den Schatz im Acker fand.
6 So ist das Evangelium. Wenn du es findest, weißt du, das ist es. Aber schon kurz danach fängst du an zu überlegen. Dann musst du dein Glück bestätigen, indem du Haus und Hof verkaufst. Das nun wieder konnten die Jünger gut verstehen, denn sie hatte ja allesamt alles verlassen, was sie hatten und waren Jesus nachgefolgt. Und sie hatten gar nicht gesucht, als Jesus sie ansprach und sie einfach mitnahm. Und so sollten auch wir tun. Wenn Jesus uns anspricht: Hören! Und wenn wir nicht wissen, ob er es ist: In uns hineinhorchen. Es muss ein Gefühl sein, als ob ein Kaufmann die Art von Perle gefunden hat, die er lange suchte, so ein Jubeln von unten herauf, so ein langsames Geflutetwerden von Glück. So fühlt sich das an. Dann ist es echt. Amen Kanzelsegen Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Nachklang Lea Hausigk (Klarinette) und Felix Lorber (Akkordeon) Finale allegro
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