Hundesprache lesen lernen

Transkript

1 Hundesprache lesen lernen eine kurze und übersichtliche Zusammenstellung von Sabine und Thomas Pott (nach den Lerninhalten von AnimalVision )!!! Es ist sehr WICHTIG zu beachten, dass ALLE einzelnen Körpersignale IMMER im Zusammenhang UND im jeweiligen Kontext betrachtet werden müssen. Zudem sollte man beachten, dass es Zeit und sehr viel Beobachtung benötigt die Hundesprache wirklich sicher lesen und interpretieren zu können. Es hilft dabei sehr Videomaterial zu sammeln und Schritt für Schritt zu analysieren. Hinzu kommt, dass dies eine sehr kurze Übersicht ist, die nur die wichtigsten und grundlegendsten Merkmale enthält und keineswegs als vollständig anzusehen ist!!! 1. Ausdrucksmerkmale im Einzelnen 1.1. Körperhaltung: Angst / Unsicherheit: geduckte Körperhaltung, eingezogener Hals, sich klein machen, Körper von Gefahrenquelle abgewandt, vorsichtige, langsame Bewegungen Selbstsicherheit: Kopf erhoben, gestreckte Gliedmaßen, posieren, ggf. Eindringen in Individualdistanzbereich des Gegenübers mit einem Körperteil (z.b. Rute, Schulter) 1.2. Schwanzhaltung: Selbstsicherheit: Rute oberhalb der Rückenlinie (auch Zeichen für Dominanz) Dominanz / Drohung / Imponieren: steifes Hin- und Herbewegen der Rute oberhalb der Rückenlinie im Falle eines Angriffs: (offensiv) Rute steif waagerecht nach hinten gestreckt (defensiv) Rute steif nach hinten, aber leicht unterhalb der Rückenlinie, Schwanzwurzel etwas angehoben (evtl. leichter Knick zu sehen) Unsicherheit / Angst: Rute unterhalb der Rückenlinie (extrem: Rute eingeklemmt) Freundlichkeit: weiche, schwingende Bewegung der Rute Große Freude: propellerartiges Kreisen

2 1.3. Ohren: Lauschen: Ohren Richtung Geräuschquelle ausgerichtet Ohröffnung: Aufmerksamkeit: vorn Protest / Wohlbefinden / opt. Orientierung: seitlich Abwehr / Demut: hinten Ohrwurzel: Selbstsicherheit / Umweltoffenheit: vorn Angriff / Flucht: hinten Aggressivität / Imponieren / Protest: oben Demut / Unsicherheit: unten Gesamtohr: Aufmerksamkeit: aufgerichtet Demut / Angst: angelegt 1.4. Stirn - bildet Einheit mit Ohrenstellung bzw. richtet sich verändert mit Bewegung der Ohren Stirn schmal (evtl. faltig) = Ohren zusammengezogen Stirn breit = Ohrwurzeln nach unten gezogen 1.5. Nasenrücken Kräuselt sich, wenn Lefzen hochgezogen sind und unterstützt Drohverhalten (z.b. aus Abwehr o. anderer aggressiver Intention); dazu Zähne blecken ist Steigerung der Geste 1.6. Maul Angst / Unsicherheit: Maulspalte lang, Mundwinkel nach unten Aktive Unterwerfung: Maulspalte lang, Imponieren: Lefzen angespannt, Maulspalte kurz Aggressivität / Angriffsdrohen: Lefzen hochgezogen, Zähne zeigen, Maulspalte kurz und Mundwinkel rund (selbstsicher) (Beißintention: Zähne fletschen, geöffnete Maulspalte, Zähne- und Kieferklappern) Defensivdrohen: je mehr Zähne, desto wahrscheinlicher defensives Drohen, Lippen hochgezogen und Nasenrücken gekräuselt, Lippenspalt lang und schmal, Zähneklappern= letzte Warnung vor Angriff (Beißintention: Maul stark aufgerissen = unsicher)

3 1.7. Augen / Blick Unsicherheit / Angst: Augen weit auseinander, da Kopfhaut angespannt, große Augen und große Pupillen, Blick unruhig, neigt zum Wegsehen (im entspannten Kontext als Beschwichtigungsgeste normal große Pupillen), evtl. auch Zusammenkneifen d. Augen Passive Unterwerfung: Blick komplett abgewandt (sonst keine Demutsgebärde) Imponieren: kleine Pupillen, vermeiden von direktem Blickkontakt, Blick abgewandt Angriffsdrohen: starkes Fixieren des Gegners, Augen groß und rund (selbstsicher), aber wirken wie näher zusammengerückt Defensivdrohen: Blickkontakt wird gehalten, gleicht aber nicht Fixieren Fixieren = immer aggressiv (ausgenommen: Jagd und Spiel) 1.8. Fell Fell sträuben (Bürste) im Nackenbereich, am Rücken und am Schwanzansatz = Ausdruck von Beunruhigung, Erregung, oft im aggressiven Kontext 1.9. Taktile Körpersignale freundlich: gegenseitige Fellpflege / Lecken / Stupsen / Schnauzenzärtlichkeiten / Kontaktliegen / bepföteln / Annäherung in Unterwerfungsgesten agonistisch: wegdrängeln / rempeln / Hinterteilrempeln / Kopf auflegen / umrennen / aufreiten / anspringen Beschwichtungssignale (einige wichtige) Blick abwenden Maul schlecken plötzliches Schnuppern Vorderkörper-Tief-Stellung blinzeln pföteln einfrieren langsame Bewegungen Bogen laufen splitten gähnen markieren plötzlichen Hinsetzen auf den Boden legen o. rollen

4 2. Körpersignale im Zusammenhang 2.1. Unsicherheit / Angst: Körperhaltung: verspannt, evtl. zurückweichend, Beine (v.a. Hinterläufe) eingeknickt, Kopf gesenkt Schwanzhaltung: hängend, oder eingeklemmt Ohren: weit auseinander, da Kopfhaut gespannt, Ohrwurzeln nach hinten, Gesamtohr möglichst weit hinten Maul: Mundwinkel nach hinten gezogen, Maulspalte lang Augen/Blick: große Augen und große Pupillen, neigt zum Wegsehen, kein Fixieren [Quelle: Fotograf: Andreas Sell] Aktive Unterwerfung: Körperhaltung: klein machen, Gegenüber mit der Schnauze anstupsen (Mundwinkel), pföteln, belecken, aufdringlich angespannt Schwanzhaltung: eingeklemmt oder schnelles Wedeln unterhalb der Rückenlinie, Ohren: weit auseinander gezogen, angelegt (breite Stirn) Maul: Maulspalte lang Augen/Blick: Blickkontakt, demütig Sonstiges: häufig von winseln, fiepsen oder hochtönigem Bellen begleitet [Quelle: eigenes Foto; Fotograf: Thomas Pott]

5 Passive Unterwerfung: Körperhaltung: reglos auf dem Rücken liegend, freiwillige Geste Schwanzhaltung: eingeklemmt Ohren: weit auseinander gezogen, angelegt (breite Stirn) Maul: Maulspalte lang Augen/Blick: Blick komplett abgewandt, evtl. Augen geschlossen! Sonstiges: begleitet durch winseln, fiepsen oder schreien [Quelle: Imponieren Körperhaltung: steifbeiniger Gang, Gelenke durchgedrückt, Rückenlinie gerade, Kopf hoch, Schnauze waagerecht, Schwanzhaltung: waagerecht oder höher hängend, evtl. leicht pendelnd [Quelle: FotografIn: unbekannt] Ohren: Ohrwurzel hoch gezogen, Ohröffnung seitlich, Kopfhaut angespannt Maul: Lefzen angespannt, Maulspalte kurz Augen/Blick: Vermeiden von direktem Blickkontakt, kleine Pupillen Sonstiges: Umkreisen, Imponierscharren, Markieren, Aufreiten, Bewegungseinschränkung

6 2.3. Drohverhalten [Quelle: Angriffsdrohen: Körperhaltung: angespannt, Kopf gesenkt und nach vorn gerichtet, Kopf und Rücken = eine Linie, steifbeiniger Gang Schwanzhaltung: hochgestellt, Verlängerung der Rückenlinie Ohren: nach vorn gerichtet, Ohrwurzel seitlich Maul: Mundwinkel rund, Maulspalte kurz, Lefzen hochgezogen, Maul geöffnet, Zähne blecken, evtl. Zähne- Kieferklappern, mögliche Beißintention Augen/Blick: starkes Fixieren [Quelle: Fotograf: Mike Thimmesch]

7 Defensivdrohen: Körperhaltung: Körper eher zurück gerichtet, weniger steif Schwanzhaltung: unten, evtl. eingeklemmt Ohren: nach hinten gezogen und angelegt Maul: starkes Zähne blecken (je mehr Zähne desto wahrscheinlicher Defensivdrohen), Maulspalte lang und schmal, Beißintentionen in Form von Schnappen und Zähneklappern (dies aber kaum als Warnung, sondern als Angriffsankündigung zu sehen) Augen/Blick: Blickkontakt evtl. gehalten, aber kein Fixieren Sonstiges: Lautäußerungen = Knurren, Schreien, Bellen, => Angriff, Flucht oder Unterwerfung [Quelle: Fotograf: Detlef alias knisper62]