Einführung Alexander von Gontard
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- Marielies Geisler
- vor 7 Jahren
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1 Einführung Alexander von Gontard Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg
2 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Umfasst die Erkennung, nichtoperative Behandlung, Prävention und Rehabilitation bei psychischen, psychosomatischen, entwicklungsbedingten und neurologischen Erkrankungen oder Störungen sowie bei psychischen und sozialen Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
3 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Eigene Facharztausbildung 4 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie 1 Jahr Pädiatrie oder Psychiatrie Psychotherapie
4 Entwicklungspsychologie Definition: Teilgebiet der Psychologie, dessen Gegenstandsbereich die Beschreibung und Erfassung vorwiegend der ontogenetischen Entwicklung des Verhaltens von Individuen und Gruppen ist Meyers Lexikon, 1995 Untersuchung der normalen Entwicklung: traditionell bei Kindern und Jugendlichen
5 Entwicklungspsychologie Traditionell: Kindesalter z.b. Entwicklung des Denkens bei Kindern (Jean Piaget) Teil eines größeren erkenntnistheoretischen Programms: Wesen, Struktur des Denkens in ihrer Genese verstehen Aktuell: Ausweitung auf die gesamte Lebensspanne
6 Entwicklungsaufgaben Essen Schlafen Verdauung Bewegung Sensomotorik Soziale Resp. Bindung Sprache Sauberkeit Selbst- -versorgung -kontrolle -steuerung Sicherheitsregeln Beziehung/ Gleichaltrige Soz. Koop. Schul- -fertigkeiten -regeln Regelspiele Hobbys Geldgebrauch Verpflichtungen Beziehung zum anderen Geschlecht Verantwortung Existentielle Autonomie Ablösung von Familie
7 Entwicklungspsychopathologie Untersuchung abweichenden Verhaltens innerhalb eines Kontextes, der die Entwicklungseinflüsse genetischer, kognitiver, affektiver und sozialer Faktoren auf das Verhalten erfasst Remschmidt, 2003
8 Prävalenz von psychischen Störungen Epidemiologie: Psychiatrische Diagnosen: DSM-IV: 14,3% ICD-10: 12,0% Fragebögen: CBCL: 10,0% Bird 1996, Achenbach 1991
9 Entwicklungsstörungen Regulationsstörungen: Essen Schlafen Schreien Interaktionsstörungen Autismus Ess-Störungen Oppositionelle St. Soz.verh. Hyperkinetische Störungen Emotionale- Depressive- Zwang- Tic- Störungen Anorexia nerv. Bulimia nerv. Depressive St. Schizophrene Psychosen
10
11 1. Früh beginnende Störungen mit überdauernder Beeinträchtigung der Entwicklung: beginnen in der frühen oder mittleren Kindheit, lebenslange Beeinträchtigung Hyperkinetische Störungen: Aufmerksamkeitsstörung Hyperaktivität Impulsivität Chronisch-peristierend Verlauf vom Kindesalter: bei 30-70% ins Jugendalter bei Jugendlichen: 5-fach höheres Risiko für Substanzmissbrauch, dissoziale, delinquente, andere psych. Störungen niedrigere Schulbildung 65% ins Erwachsenenalter (30% Vollbild)
12 2. Entwicklungsabhängige Störungen: häufig in der frühen und mittleren Kindheit, Häufigkeitsabnahme mit Reifung und Alter Enuresis nocturna: Unwillkürliches nächtliches Einnässen Ausschluss organ. Ursachen Ab Alter von 5 Jahren
13 3. Altersspezifisch beginnende Störungen: treten in einer spezifischen Altersphase erstmalig auf, verschiedene Verlaufscharakteristiken Anorexia nervosa: Selbst herbeigeführter Gewichtsverlust Körperschemastörung Endokrine Störungen
14 4. Früh beginnende erwachsenentypische Störungen: typisch für Erwachsene, beginnen in der Adoleszenz, meist Persistenz ins Erwachsenenalter Schizophrene Psychosen: Störung der Realitätskontrolle Denkstörungen Wahrnehmungsstörungen Affektive und sonstige Symptome Very early onset: < 13.LJ. Prävalenz: 1,9/ (0,0019%) Early onset: LJ. Prävalenz 0,23% Lebenszeitprävalenz: 1% Häufigkeitsgipfel: Männer 24 Jahre Frauen 27 Jahre
15
16 Risikofaktoren: Ereignisse und Erfahrungen, die mit dem Auftreten von psychischen Störungen korrelieren Vulnerabilität Protektive Faktoren Gegebenheiten oder Ereignisse, die dem Kind oder Jugendlichen helfen, sich normal zu entwickeln Resilienz
17 Risikofaktoren: Genetik Erworbene biologische (z.b.perinatale) Risiken Schwieriges Temperament Psychische Störung, Delinquenz eines Elternteils Finanzielle Probleme Streitbeziehungen in der Familie Vulnerabilität Protektive Faktoren: Weibliches Geschlecht Erstgeborenes Positives Temperament Intelligenz, Sprache stablie emotionale Beziehung in Familie Soziale Unterstützung Positive Freundschaften Resilienz
18 Kinder- und Jugendpsychiatrie Diagnostik Diagnose Therapie
19 Diagnostik Erster Kontakt mit Eltern und Kind (60 bis 90 Minuten) Anamnese (Vorstellungsanlass, aktuelle Symptomatik, Entwicklungs- und Familienanamnese) Beobachtung und Exploration Psychopathologischer Befund (CASCAP-D): deskriptive Dokumentation der aktuellen psychopathologischen Zeichen und Symptome (wie Interaktion, Affekt, Denken, Sprache, motorische Aktivität, usw.)
20 Diagnostik Fragebögen: Allgemeine (Verhalten allgemein) Spezifische (Depression, Zwänge, Tics, usw.) Eltern (CBCL) Lehrer (TRF) Kind (über 11 Jahre) (YSR)
21 Diagnostik Formale psychologische Testung: nur nach Indikation: Intelligenz, Teilleistungsstörungen, projektive Tests, Familiendiagnostik Pädiatrische körperliche und neurologische Untersuchung, einschließlich neurologischer soft signs EEG Andere Diagnostik: nur nach Indikation: MRT, CT, Ultraschall, Chromosomen und molekulargenetische Analysen, andere Laboruntersuchungen
22 Klassifikation ICD-10 (WHO) DSM-IV (APA)
23 Multiaxiale Klassifikation 1. Klinisch-psychiatrisches Syndrom (Anorexia nervosa, Frühkindlicher Autismus, emotionale Störungen, usw.) 2. Umschriebene Entwicklungsstörungen (Legasthenie, Rechenstörung, Sprachstörungen, usw.) 3. Intelligenzniveau (von geistiger Behinderung bis Hochbegabung) 4. Körperliche Symptomatik (wie Epilepsie und andere pädiatrische Erkrankungen) 5. Aktuelle abnorme psychosoziale Umstände (wie unzureichende Aufsicht, inadäquate oder verzerrte intrafamiliäre Interaktion, Kindesmisshandlung, usw.) 6. Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung (von guter sozialer Anpassung bis zu ständiger Betreuung)
24 Therapieplanung Ist Therapie notwendig? Oder: Beratung der Eltern, Veränderungen in der Umgebung des Kindes, Jugendhilfemaßnahmen? Differentielle Therapieindikation: welche Behandlung ist am effektivsten für dieses Kind in dieser Familie zu diesem Zeitpunkt? Setting: ambulant, tagesklinisch, stationär?
25 Therapie: Setting Station Tagesklinik Ambulanz Ambulanz
26 Therapieplanung Modalität: Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie Intensität Dauer Alter: ältere Kinder und Jugendliche: verbale Therapie; jüngere Kinder: Spiel oder andere nicht-verbale Medien
27 Therapieplanung Psychotherapieschulen: 1. Tiefenpsychologie 2. Personenzentrierte Psychotherapie 3. Kognitive und Verhaltenstherapie 4. Familientherapie
28 Ist Psychotherapie effektiv? Kein Zweifel an der allgemeinen Effektivität von Psychotherapien im Kindesalter: mehr als 150 randomisiert kontrollierte Studien
29 Therapieplanung Kombination mit anderen Methoden: Pharmakotherapie Logopädie, Ergotherapie, Musiktherapie, Heilpädagogik, Körpertherapie, Psychomotorik Entscheidung nach: Empirsich basierten Leitlinien (
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