Überlegungen zu einer individualisierten Therapie bei Demenzen
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- Daniel Timo Bach
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1 Überlegungen zu einer individualisierten Therapie bei Demenzen Prof. Dr. med. Elmar Gräßel Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung und Bereich Med. Psychologie und Med. Soziologie, Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen Oberleinleiter, 20. April 2018
2 Prävalenz der Demenzen für Deutschland ,6 3,5 7,3 15,6 26,1 41, in Tausend 9,1 insgesamt (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2016)
3 Inzidenz der Demenzen für Deutschland (pro Jahr) , ,7 3,2 1,7 2 0,5 0, Inzidenzrate % (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2016)
4 Individualisierte Medizin Definition (BMBF, 2016): [ ] Die Entstehung, die Ausprägung und der Verlauf von Krankheiten und auch die Wirkung von Therapien sind von vielen individuellen Faktoren abhängig. Hierzu zählen etwa die genetische Veranlagung, das Geschlecht, das Alter des Menschen, aber auch der Lebensstil, soziale Faktoren und Umwelteinflusse. Eine individualisierte Medizin erfasst genau diese Faktoren und eröffnet so die Möglichkeit, für den Einzelnen maßgeschneiderte Präventions-und Therapieverfahren zu entwickeln, die Nebenwirkungen von Arzneien zu minimieren und einen deutlich besseren Therapieerfolg zu erzielen. [ ] 4
5 S3 Leitlinie Demenzen (S. 48): Individualisierte Therapie bei Demenzen Grundsatz: Die Therapie von Demenzerkrankungen [ ] ist aufgrund variabler System- und Problemkonstellationen individualisiert zu gestalten [ ].
6 Individualisierte Therapie Grundsätze: 1. Cholinesterase-Hemmer nur bei cholinergem Defizit 2. Besondere Relevanz unerwünschter Wirkungen, z.b: - anticholinerge NW bei cholinergem Defizit (ACB) - je größer die psychomotorische Dämpfung, desto größer ist das Sturzrisiko mit Verletzungsfolge 3. Demenzspezifische Kontraindikationen, z.b.: - Antipsychotika bei DLB 4. Individuelle Verträglichkeit: insbes. bei Polypharmazie: Magen/Darm; Leber- und Nierenfunktion; pharmakogenetische Besonderheiten beachten
7 Individualisierte Therapie Grundsätze: 5. Anwendung nicht-medikamentöser Therapieverfahren in Abhängigkeit sowohl vom Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung als auch von den individuellen Stärken und Interessen (Wo kann ich anknüpfen? Was kann ich erhalten?)
8 Antipsychotika-Behandlung bei Menschen mit Demenz Behandlungshäufigkeit in Deutschland: - insgesamt: 34 % (Bohlken et al. 2017) - im Pflegeheim: 51 % (Huber et al. 2012) Zusammenfassung relevanter unerwünschte Wirkungen der Antipsychotika-Therapie bei Menschen mit Demenz: a) motorische NW (Parkinson-ähnlich) b) erhöhte Sturzgefahr (vgl. a und wegen der zentralen Dämpfung) c) evtl. Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten (anticholinerge NW bei cholinergem Defizit) d) erhöhte Mortalität e) Kontraindikation bei Demenz mit Lewy-Körperchen Deshalb wird in den Therapie-Leitlinien zuerst ein nicht-pharmaklogischer Behandlungsversuch empfohlen! 8
9 S3 Leitlinie Demenzen (S. 68): Behandlung von Verhaltenssymptomen Empfehlung 54: Vor dem Einsatz von Psychopharmaka bei Verhaltenssymptomen soll ein psychopathologischer Befund erhoben werden. Die medizinischen, personen- und umgebungsbezogenen Bedingungsfaktoren müssen identifiziert und soweit möglich behandelt bzw. modifiziert werden. Darüber hinaus besteht eine Indikation für eine pharmakologische Intervention, wenn psychosoziale Interventionen nicht effektiv, nicht ausreichend oder nicht verfügbar sind.
10 S3 Leitlinie Demenzen (S. 72): Antipsychotika: Mortalitätsrisiko Empfehlung 55: Die Gabe von Antipsychotika bei Patienten mit Demenz ist wahrscheinlich mit einem erhöhten Risiko für Mortalität und für zerebrovaskuläre Ereignisse assoziiert.
11 S3 Leitlinie Demenzen (S. 73): Antipsychotika bei Lewy-Körper-Demenz Empfehlung 56: Für Patienten mit Parkinson-Demenz, Lewy-Körper- Demenz und verwandten Erkrankungen sind klassische und viele atypische Neuroleptika kontraindiziert, da sie Parkinson-Symptome verstärken und Somnolenzattacken auslösen können. Einsetzbare Neuroleptika bei diesen Erkrankungen sind Clozapin und mit geringerer Evidenz Quetiapin.
12 Wie plausibel ist der Korridor für den beobachteten Effekt? (Straubmeier et al. 2017) Lit. 90er Jahre: Abnahme von 3,0 MMST-Punkten/Jahr* * Verlauf unbehandelter Demenz in MMST-Punkten pro Jahr 2,8 wahrscheinliche Demenz vom Alzheimer-Typ (Salmon et al. 1990) 3,2 bei allen (einschließlich vaskulärer-) Demenzformen (Cohen-Mansfield et al. 1996)
13 Literatur Bohlken, J., Booker, A. & Kostev, K. (2017). High prevalence of antipsychotic medication use in dementia patients in German neuropsychiatric practices. Fortschritte Neurologie Psychiatrie, 85, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Gesundheitsforschung: Was ist individualisierte Medizin? (letzter Zugriff: ) Deutsche Alzheimer Gesellschaft (2016). Informationsblatt 1. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Berlin: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz.
14 Literatur DGN, & DGPPN. (Eds.). (2016). S3-Leitlinie Demenzen. Zugriff am , auf Huber, M., Kölzsch, M., Rapp, M.A., Wulff, I., Kalinowski, S., Bolbrinker, J., Hofmann, W., Scholze, J., Dräger, D. & Kreutz, R. (2012). Antipsychotic drugs predominate in pharmacotherapy of nursing home residents with dementia. Pharmacopsychiatry, 45, Straubmeier M, Behrndt E-M, Seidl H, Özbe D, Luttenberger K, Graessel E (2017). Non-pharmacolgical treatment in people with cognitve impairment results from the randomized controlled German Day Care Study. Deutsches Ärzteblatt International 114 (2017)
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