Einführung in die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
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- Mathilde Weber
- vor 5 Jahren
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1 Einführung in die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur 4. Sitzung Abschluss: Schriftspracherwerb Grammatikunterricht ODER Reflexion über Sprache/Sprachbewusstheit 1
2
3 Lernziele für heute verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb kennen Phasen der Schreibentwicklung kennen und beschreiben können Gründe für die Implementierung von Grammatikunterricht verstehen und benennen können Sich über Sprache als Reflexionsgegenstand bewusst sein 3
4 Übersicht/Verlauf der Vorlesung Kurze Wiederholung/Auffrischung Verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb Wozu Grammatikunterricht? Sprache als Reflexionsgegenstand 4
5 Kurze Auffrischung 5
6 Sprechen - Schreiben Geschriebene Sprache Geschriebene Sprache ist kein direktes Abbild gesprochener Sprache Buchstaben werden nicht immer gleich ausgesprochen Schrift folgt eigenen Regeln Lesen und Schreiben sind eigenständige Prozesse 6
7 Sprechen - Schreiben Geschriebene Sprache Schriftspracherwerb ist ein eigenständiger Erwerbsprozess Schriftspracherwerb sollte mit einem sich entwickelndem Sprachbewusstsein einhergehen Lesen- und Schreibenlernen sind eng zusammenhängende Prozesse 7
8 Anforderungen für das Verstehen von Schriftsprache 1) Vergegenständlichung von Sprache Formaler Aspekt der Sprache ( inhaltlicher Aspekt) 2) Wortkonzept Trennung zwischen den einzelnen Wörtern; Segmentierung ( LISALAURASPIELN ) 3) Lautstruktur der Sprache Silben und Phoneme ( phonologisches Bewusstsein ) 4) Graphem-Phonem-Korrespondenz 8
9 Graphematik Was müssen Lehrer/innen alles wissen? Phonem, phonologische Regeln, Silbe, Lautabfolgebeschränkungen, Betonung Morphem, Wort Phrasenkern, Satz, Satztyp Sonstige Beschränkungen: ökonomische Prinzipien, Leseerleichterungen, Fehlertypen erkennen und bewerten 9
10 neuere Entwicklungen im Schriftspracherwerb Schriftsprachaneignung = aktive & konstruktive Eigenleistung des Lernenden Typische Lernfehler gehören zum Schriftspracherwerbsprozess dazu 10
11 Gruppenarbeitsphase (Think Pair Share) Jeder für sich: 1 Minute Zeit, um charakteristische Merkmale der einzelnen Phasen im Schriftspracherwerb zusammenzutragen Zu zweit: Tauschen Sie Ihre Antworten aus Im Plenum: Präsentieren Sie Ihre gesammelten Antworten 11
12 Hausaufgabe 12
13 Verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb Die Fibel Der Spracherfahrungsansatz Die silbenanalytische Methode 13
14 Verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb Didaktische Konzepte 1: Die Fibel synthetische, analytische und integrierende Methode Ausgangspunkt ist Laut/ Buchstabe einfache Wörter Anlauttabellen systematischer Lese- und Schreiblehrgang Knüpft nicht an das Vorwissen der Kinder an 14
15 Verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb: Die Anlauttabelle 15
16 Verschiedene didaktische Ansätze für den Schriftspracherwerb: Die Anlauttabelle 16
17 Verschiedene didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb: Spracherfahrungsansatz Didaktische Konzepte 2: Der Spracherfahrungsansatz Betont die Ähnlichkeit zw. Sprach- und Schriftspracherwerb gleichzeitiges Arbeiten mit allen Elementen der Schrift Schreiben/Lesen eigener Texte Schreiben funktional erwerben Starke Orientierung am alphabetischen Prinzip Keine alternativen Lernangebote 17
18 Die didaktische Landkarte 18
19 Verschiedene didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb: Spracherfahrungsansatz ein weiterer Ansatz für die Schriftsprachvermittlung auf einen festgelegten Lehrgang wird verzichtet und stattdessen werden Kindern individuelle Zugänge zur Schriftsprache ermöglicht alle Schüler haben schon Vorerfahrungen, an die angeknüpft werden kann, daher müssen in der Schule unterschiedliche methodische Ansätze angeboten und vielfältige motivierende Lernmaterialien und Lernanlässe bereitgestellt werden diese sollen das selbsttätige, spielerische Lernen des kleinen Kindes in die Schule hinein verlängern Die Frage nach dem WIE des Schreibens nur nebensächlich. OB und WOZU wir schreiben wollen, also die FUNKTION DER SCHRIFT ist jeweils vorweg zu klären. 19
20 Verschiedene didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb: Spracherfahrungsansatz die,,didaktische Landkarte zeigt auf, welche Einsichten, Erfahrungen und Fertigkeiten beim Schriftspracherwerb wichtig sind Lernfelder nicht hierarchisch geordnet, sondern stehen gleichwertig nebeneinander. auf der Basis dieser Didaktischen Landkarte entwickelt der Lehrer dann eine Ideen-Kiste mit Kopiervorlagen und Unterrichtsanregungen es werden Parallelen zum Spracherwerb gezogen 20
21 Verschiedene didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb: Spracherfahrungsansatz Eine Grundidee: Kinder sollen über das schreiben, was sie interessiert Konkret heißt das: Erstklässler bekommen eine Anlauttabelle, Wenn sich die Kinder ein Wort vorsprechen, können sie es mit Hilfe der Anlauttabelle auch schreiben - wenn auch meist nicht orthografisch korrekt. Statt Tomate steht dann da am Anfang oft nur "TMT Um die Rechtschreibung geht es in der Anfangsphase nicht. Die Kinder sollen über das schreiben, was sie selbst erleben, über ihre eigenen Erfahrungen, von Anfang an. Es geht vor allem um selbständiges Lesen und Schreiben. Systematisch werden Rechtschreibphänomene ab der zweiten Klasse thematisiert. 21
22 Verschiedene didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb: Die silbenanalytische Methode Didaktische Konzepte: Die silbenanalytische Methode Sprachwissenschaftlich fundiert Silben als kleinste artikulatorische Einheiten Knüpft am implizite phonologischen Wissen von Kindern an Schwerpunkt bilden zweisilbige Wörter (Trochäen) Didaktische Methode: Silbenhäuschen, zerlegen der Wörter von hinten: <Dose> : [z ] [ o] [do] [do. z ] 22
23 Die silbenanalytische Methode Silbenhäuser für Kontrastpaare 23
24 Die silbenanalytische Methode Silbenhaus 24
25 Aufgabe One-Minute-Paper Schreiben Sie kurz die ausschlaggebenden Merkmale der einzelnen didaktischen Ansätz auf? Welche Fragen sind offen geblieben? 25
26 Schreibentwicklung: Textproduktion nach Bereiter (1980) Struktur des Schreibmodells 26
27 Schreibentwicklung: Textproduktion Erwerbsstufen beim Schreiben assoziatives Schreiben Flüssiges Schreiben, flüssiges Bereitstellen von Wissen performatives Schreiben kommunikatives Schreiben integriertes Schreiben Einhalten grammatischer und orthographischer Normen Orientierung an einem potentiellen Adressatenbezug Lesender, reflektiver Umgang mit dem eigenen Produkt epistemisches Schreiben Schreiben wird integraler Bestandteil des Denkens 27
28 Fragen? Welche didaktischen Ansätze gibt es, um den Schülern die Schriftsprache zu vermitteln und wodurch zeichnen sie sich aus? Problematik? 28
29 Grammatikunterricht 29
30 Übersicht/Verlauf der Vorlesung Wozu Grammatikunterricht? Sprache als Reflexionsgegenstand 30
31 Grammatikunterricht 31
32 Wozu Grammatikunterricht? Vermittlung der Sprachnorm der deutschen Standardsprache Bewusstmachung der Grammatik durch Beschäftigung mit dieser Festigung und Erweiterung von Sprachbewusstheit Fähigkeit, über die eigenen Sprachkenntnisse bewusst zu verfügen 32
33 Wozu Grammatikunterricht? Sprachliches Lernen Kompetenzen in einer Sprache erwerben «die Sprache als solche» Sprachliche Bildung Erweitert nicht nur Kompetenzen im Sprachgebrauch, sondern auch im Wissen «über die Sprache» 33
34 «Grammatikwissen» auf verschiedenen Wissensebenen Deklaratives Wissen Wissen über Grammatikstruktur Prozedurales Wissen Problemlösendes Wissen Metakognitives Wissen Fähigkeit, grammatisch korrekte Sätze äußern zu können, ohne darüber nachzudenken Wissen darüber, wie z.b. herauszufinden ist, was sprachlich korrekt ist oder nicht Fähigkeit, das eigene grammatische Können und Wissen zu reflektieren 34
35 Frage zum Text Aus welchem Grund will man vom Grammatikunterricht weg und hin zur Sprachreflexion? 35
36 Sprache als Reflexionsgegenstand (Tabelle nach Budde et al. 2011: 133) Sprache als System reflektieren Sprache im Gebrauch reflektieren Sturkturbezogene (grammatische) Reflexionen Auf Wortebene: -Wortarten und Flexion -Wortbildung Auf Satzebene: -Satzglieder und Attribute -Satzarten -komplexe Sätze Auf Textebene: -Textkohäsion Bedeutungsbezogene (semantische) Reflexionen Bedeutungsbeziehungen zwischen sprachlichen Ausdrücken Mehrdeutigkeit, idiomatische Wendungen etc. Handlungsbezogene (pragmatische) Reflexionen Sprachgebrauch in Rede und Gespräch Sprachgebrauch in Text Sprache und Sprachgebrauch unter weiteren Gesichtspunkten reflektieren (z.b. historisch-diachrone, varietätenbezogene, philosophische Reflexionen) 36
37 Hausaufgabe Formulieren Sie eine Prüfungsfrage zum heutigen Themenblock und zum Themenblock Schriftspracherwerb. Erklären Sie kurz, was unter dem Begriff Sprache als Reflexionsgegenstand zu verstehen ist! Bearbeiten Sie folgende Aufgabe mithilfe des Basistextes: In Kap. 4 (Neue Impulse aus der Schreibforschung ) ist davon die Rede, dass wer nämlich die Qualität des Produkts, also des fertigen Aufsatzes, verbessern will, muss seine Entstehung kennen. Überlegen Sie, was dieser Ansatz für Sie als Deutschlehrer bedeutet und wie Sie die Unterrichtseinheit prozessorientiert gestalten können. 37
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