Ersatz von Sojaextraktionsschrot durch Erbsen, vollfette Sojabohnen und Rapsextraktionsschrot in Rationen für Mastschweine
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- Gertrud Schubert
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1 Ersatz von Sojaextraktionsschrot durch Erbsen, vollfette Sojabohnen und Rapsextraktionsschrot in Rationen für Mastschweine Bernhard Zacharias, Tanja Zacharias, Marion Hennig, Siegmar Benz, Hansjörg Schrade, LSZ Boxberg, Hamburger Leistungsfutter, Kraichgau Raiffeisen Zentrum In der Europäischen Union wird Sojaextraktionsschrot in großem Umfang als Proteinfutter bei Schweinen eingesetzt. Da der hohe Bedarf aus heimischer Produktion bei weitem nicht gedeckt werden kann, wird Sojaschrot vor allem aus Nordund Südamerika importiert (FEFAC, 2010). Allerdings ist der Import von Sojaschrot vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Lebens- und Futtermittelproduktion und zunehmenden Bedenken der Verbraucher gegenüber gentechnisch veränderten Organismen in die Diskussion geraten (Beste et al., 2011). Im Rahmen des Soja-Netzwerks, einem Teil der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes, wird deshalb der Anbau von gentechnikfreien Sojabohnen gefördert. Gleichzeitig rücken weitere heimische Körnerleguminosen, die als Proteinträger in Frage kommen, wieder in den Mittelpunkt des Interesses. In Baden-Württemberg werden in erster Linie Erbsen (Pisum sativum) und Ackerbohnen (Vicia faba) angebaut. Vor diesem Hintergrund wurde an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg geprüft, ob in den eingesetzten Standardrationen für Mastschweine importiertes HP-Sojaextraktionsschrot (GVO-frei) durch heimische vollfette Sojabohnen, Erbsen und Rapsextraktionsschrot ersetzt werden kann. Hierzu wurde in Zusammenarbeit mit dem Raiffeisen Kraftfutterzentrum in Eppingen ein Ergänzungsfuttermittel konzipiert, das im Energiegehalt und dem Gehalt an Lysin, Methionin und Cystein, Threonin sowie Tryptophan der Zusammensetzung von HP-Sojaextraktionsschrot entspricht. Die Zusammensetzung des Ergänzers zeigt Tabelle 1. Tabelle 1: Inhaltsstoffe des Ergänzungsfutters (alle Werte auf 88 % Trockensubstanz bezogen). g/kg Erbsen, getoastet 270 Sojabohnen, vollfett, getoastet 180 Rapsextraktionsschrot (un oder als Wisan -Raps) 396 Maiskleber 127,7 L-Lysin-HCL (78 %) 18,6 DL-Methionin (100 %) 0,5 L-Tryptophan (100 %) 2,7 L-Threonin (100 %) 4,5 1/5
2 In dem Ergänzungsfutter wurde neben getoasteten Erbsen und getoasteten vollfetten Sojabohnen (Erbsofit ) auch Rapsextraktionsschrot in zwei Varianten verwendet. Das wurde einmal nach dem Wisan -Verfahren und einmal als une Ware eingesetzt. wurde ein einheitliches Lysin: Energie-Verhältnis eingestellt und die Aminosäuren Lysin, Methionin und Cystein sowie Threonin und Tryptophan in der Ergänzer entsprechend angeglichen. Anschließend wurde der Ergänzer sowohl in der Vor- als auch in der Endmast im Austausch gegen Sojaextraktionsschrot in die Rationen eingemischt. Tabelle 2 zeigt die eingesetzten Rationen und die berechneten Inhaltsstoffe. Die Rationen mit Ergänzer weisen einen niedrigeren Proteingehalt als die Rationen mit Sojaextraktionsschrot auf, da der Proteingehalt in den eingesetzten einheimischen Proteinträgern gegenüber HP-Sojaextraktionsschrot geringer ist. Um dennoch eine Vergleichbarkeit der Rationen zu gewährleisten, Im Ergänzungsfutter befanden sich neben Erbsen und auch heimische getoastete Sojabohnen. Tabelle 2: Zusammensetzung der Rationen und berechnete Inhaltsstoffe Futtermittel, % Vormast Ergänzungsfutter Endmast Ergänzungsfutter Gerste 17,5 17,5 59,5 59,5 Weizen Sojaextraktionsschrot (HP) Ergänzungsfutter Rapsöl 1,5 1,5 1,0 1,0 Mineralfutter berechnete Inhaltsstoffe 3 3 2,5 2,5 ME, MJ/kg 13,3 13,2 12,8 12,8 Rohprotein, g/kg Rohfaser, g/kg Rohfett, g/kg Lysin, g/kg 10,2 10,3 9,2 9,2 Methionin + Cystein, g/kg 6,24 6,24 5,83 5,83 Threonin, g/kg 6,51 6,42 5,98 5,98 Tryptophan, g/kg 2,11 2,11 1,98 1,98 Lysin: ME, 1: 0,77 0,78 0,72 0,72 Lys: Met + Cys: Thr: Trp, 1: 0,61:0,64:0,21 0,61:0,62:0,20 0,63:0,65:0,21 0,63:0,65:0,21 Phosphor, g/kg 4,4 4,6 6,4 6,5 Calcium, g/kg 7,5 7,7 4,9 5,1 2/5
3 Für den Fütterungsvergleich wurden 375 weibliche Masttiere in 3 Gruppen mit jeweils 125 Tieren im Gewichtsabschnitt von 30 kg bis 120 kg eingesetzt. Von allen Tieren wurden Parameter der Mast- und Schlachtleistung sowie der Fleischqualität erfasst. Die Auswertung der Daten erfolgte über ein lineares Modell mit dem Futter als festem Faktor in 3 Stufen (Kontrollration mit GVO-freiem Importsoja, Versuchsration mit Ergänzungsfutter und unem, Versuchsration mit Ergänzungsfutter und mit Wisan -Behandlung). Als zufälliger Effekt wurde die Aufstallung der Tiere innerhalb einer Bucht über eine Kovarianzmatrix mit autoregressiver Struktur berücksichtigt. Zusätzlich gingen das Einstallgewicht und das Mastendgewicht als Kovariablen in das Modell ein. Als Signifikanzschranke wurde ein Wert von p<0,05 festgelegt. Die Ergebnisse sind als Least Square Means (LS-Means) angegeben. Tabelle 3: Mastleistungen (LS-Means ± Standardfehler) un Wisan Zunahmen Gesamt, g/tag 880 ± 15, ± 15, ± 15,57 0,933 Zunahmen Vormast, g/tag 925 ± 22,7 940 ± 22,6 950 ± 22,7 0,746 Zunahmen Endmast, g/tag 834 ± 12,8 815 ± 12,2 799 ± 12,5 0,177 Mastdauer, Tage 103 ± 1, ± 1, ± 1,64 0,955 Futterverwertung Gesamt, 1: 2,82 ± 0,01 2,86 ± 0,02 2,83 ± 0,01 0,181 Futterverwertung Vormast, 1: 2,39 ± 0,04 2,48 ± 0,04 2,37 ± 0,04 0,147 Futterverwertung Endmast, 1: 3,39 ± 0,05 3,35 ± 0,05 3,47 ± 0,05 0,343 Tabelle 4: Schlachtleistungen und Fleischqualität (LS-Means ± Standardfehler) un Wisan Schlachtgewicht, kg 96,3 ± 0,20 96,7 ± 0,19 96,5 ± 0,19 0,306 Schlachtalter, Tage 178 ± 1, ± 1, ± 1,57 0,968 Ausschlachtung, % 79,7 ± 0,16 80,0 ± 0,16 79,9 ± 0,16 0,328 Muskelfleischanteil, % 59,8 ± 0,47 58,9 ± 0,47 59,0 ± 0,47 0,370 Speckmass, mm 14,1 ± 0,48 14,9 ± 0,48 14,8 ± 0,48 0,447 Fleischmass, mm 66,3 ± 0,47 65,2 ± 0,46 65,4 ± 0,47 0,254 Schlachtkörperlänge, cm 101,7 ± 0,23 101,6 ± 0,22 101,1 ± 0,23 0,177 ph 1 Kotelett 6,48 ± 0,02 6,46 ± 0, 02 6,45 ± 0,02 0,556 ph 2 Schinken 5,49 ± 0,02 5,49 ± 0,02 5,48 ± 0,02 0,901 LF2 Kotelett 2,91 ± 0,14 2,83 ± 0,14 3,01 ± 0,14 0,645 Fleischhelligkeit (Opto) 77,1 ± 1,19 75,0 ± 1,17 76,0 ± 1,18 0,471 Fleischfarbe (Minolta L) 49,0 ± 0,53 49,9 ± 0,51 49,3 ± 0,52 0,487 Tropfsaftverlust, % 1,55 ± 0,17 1,79 ± 0,16 1,84 ± 0,17 0,443 IMF, % 1,52 ± 0,09 1,70 ± 0,09 1,61 ± 0,09 0,387 3/5
4 Die Werte der Mast- und Schlachtleistung sowie der Fleischqualität lagen durchwegs auf hohem Niveau. Rationsbedingte Unterschiede waren nicht festzustellen (p>0,05). tendenziell feststellbar höhere Werte auftraten, wenn heimische Proteinträger verfüttert wurden. Gleichzeitig war das Fleischmaß tendenziell erniedrigt. Speckmaß und Fleischmaß werden wesentlich von einer bedarfsgerechten Aminosäurenversorgung bestimmt, die neben dem absoluten Aminosäurengehalt in der Ration von der Verfügbarkeit der Aminosäuren abhängt. Die Mastschweine verwerteten alle Rationen gleich. Dies zeigt zunächst, dass importiertes Sojaextraktionsschrot ohne nachteilige Wirkungen auf die Leistungen im Stall oder auf die Schlachtkörperqualität durch Proteinträger ersetzt werden kann, die aus heimischem Anbau kommen. Eine Supplementierung mit synthetischen Aminosäuren ist jedoch erforderlich. Ob neben den bereits ergänzten Aminosäuren noch weitere Aminosäuren zugesetzt werden müssen, sollte in nachfolgenden Versuchen nochmals geprüft werden, da beim IMF-Gehalt und dem Speckmaß statistisch zwar nicht absicherbar, aber Für eine optimale Aminosäurenverfügbarkeit wird von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie auf Basis der praecaecalen Verdaulichkeiten ein Verhältnis von Lysin: Methionin und Cystein: Threonin und Tryptophan von 1:0,53-0,56:0,63-0,66:0,18 angegeben (GfE, 2006). Allerdings muss neben diesem Verhältnis der erstlimitierenden Aminosäure Lysin zu den genannten Aminosäuren auch das Verhältnis weiterer Aminosäuren zum Lysin beachtet werden. Zuletzt wurde eine ökonomische Bewertung der drei Rationen auf Basis der aktuellen Futterpreise und der Erlöse je kg Schlachtgewicht vorgenommen. Das Ergebnis zeigt Tabelle 5. Auch hier ließ sich kein Unterschied zwischen den Rationen über statistische Verfahren nachweisen (p>0,05). Somit kann auch aus ökonomischer Sicht bei den im Versuchszeitraum aktuellen Preisen, kein nachteiliger Effekt festgestellt werden, wenn importiertes Sojaschrot durch heimische Proteinträger ersetzt wird. Tabelle 5: Ökonomische Bewertung des Einsatzes von Mastrationen mit unterschiedlichen Proteinträgern (LS-Means ± Standardfehler) un Wisan Auszahlungspreis/kg Schlachtgewicht, ** 1,434 ± 0,006 1,422 ± 0,006 1,421 ± 0,006 0,291 Futterkosten/kg Schlachtgewicht, 0,614 ± 0,003 0,608 ± 0,004 0,609 ± 0,003 0,372 ; ** Basispreis: 1,40 je kg Schlachtgewicht (Maske Crailsheim) 4/5
5 DER DIREKTE DRAHT Dr. Bernhard Zacharias, LSZ Boxberg Tel.: 07930/ Stand: Mai 2016 Redaktion Proteinmarkt c/o AGRO-KONTAKT Bahnhofstraße 36, Nörvenich Tel.: ( ) Fax: ( ) proteinmarkt.de ist ein Infoangebot vom Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) in Zusammenarbeit mit der Union zur Förderung von Oelund Proteinpflanzen e. V. (UFOP). 5/5
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