Futterkosten in der Schweinemast reduzieren
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- Ella Heinrich
- vor 8 Jahren
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1 Futterkosten in der Schweinemast reduzieren Jede Möglichkeit, die Futterkosten zu senken, sollte ausgeschöpft werden, um angesichts der aktuellen Futterpreise zurechtzukommen. Was bei der Schweinefütterung zu beachten ist, lesen Sie im folgenden Beitrag. Die Futterkosten in der Schweinemast befanden sich im Wirtschaftsjahr 2007/2008 auf einem Rekordniveau. Nach der Ernte 2008 scheinen sich die Futtergetreidepreise 15 bis 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau einzupendeln. Dennoch kann man aufgrund der hohen Sojapreise und der hohen Preise für Mineralstoffe auch für das kommende Jahr relativ hohe Futterkosten erwarten. Wer weiterhin mit der Schweinemast Geld verdienen will, der sollte alle Einflussfaktoren optimieren, um eine möglichst günstige Futterverwertung zu erzielen und damit Futterkosten zu sparen. Futteranalysen sollten Standard sein Wie optimiert man die Futterverwertung? Neben einer guten Futterhygiene und der Vermeidung von Futterverlusten durch geeignete Technik ist dazu natürlich eine angepasste und ausgeglichene Rationsgestaltung notwendig. Dazu muss man unbedingt die Inhaltstoffe der Einzelfuttermittel kennen. Die Gehalte an Aminosäuren und Mineralstoffen unterliegen sehr oft erheblichen Schwankungen. Folglich können die herkömmlichen Werte von Futterwerttabellen/Rationsberechnungsprogrammen nur als Orientierungswerte angesehen werden und sind in der Futterberechnung nur bedingt geeignet. Ökologisch erzeugte Futtermittel weisen in der Regel bis zu 18 Prozent geringere Rohproteinwerte auf. Entsprechend geringer ist auch der Gehalt der essentiellen Aminosäuren. Falsche Energie/Eiweiß-Verhältnisse führen zu schlechten Schlachtergebnissen und in der Regel zu hohen Futterkosten. Futteranalysen sollten daher auf jedem Betrieb Standard sein. Beim Getreide erbringt das kostengünstige NIR-Verfahren (Nahinfrarot-Spektroskopie) schon recht genaue Ergebnisse. Bei Leguminosen lässt sich dieses Verfahren allerdings nicht anwenden, hier muss eine Vollanalyse durchgeführt werden. Hierbei geht es in erster Linie um Optimierung der Futterrationen und Fütterungstechnik. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind Verbesserungen in den Tageszunahmen und in der Futterverwertung (Übersicht 1). Gelingt es beispielsweise, den Futteraufwand um 0,1 kg je kg Zuwachs zu verbessern, können bei Zugrundelegung momentaner Futterpreise etwa 1,80 /Mastschwein eingespart werden. Oder ein anderes Beispiel: Lässt sich die Tageszunahme im Mittel der Mast von 750 auf 800 g steigern und somit die Mastdauer um 7 bis 8 Tage verkürzen, kann man sich ein Plus von 1,30 /Mastschwein ausrechnen. Führen die Mehrzunahmen allerdings zu verringerten Muskelfleischanteilen, was nicht selten der 1
2 Fall ist, muss entsprechend reagiert werden. Bei einer Futterpreissenkung um 0,50 /dt Mastfutter könnten etwa 1,30 /Mastschwein zusätzlich erwirtschaftet werden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass mit dem billigeren Futter vergleichbare Leistungen erzielt werden. Übersicht 1: Wie verändert sich die Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast? Veränderung +/- ca. /Mastschwein ± 0,1 kg Futterverwertung 1,80 ± 30 g Tageszunahme 0,85 ± 1 Masttag 0,17 ± 0,50 /dt Mastfutter 1,30 ± 0,005 /10 MJ ME 1,75 ± 1 % Ausschlachtung 1,60 ± 1 % Verluste 0,85 Der Bedarf an Energie und Aminosäuren ändert sich im Mastverlauf: Im Jugendalter (VM) wird Muskelmasse aufgebaut. Im Jugendalter wird viel Protein und Energie benötigt. Im Jugendalter ist die Futterverwertung gut, am Mastende wird die Futterverwertung immer schlechter (ab 110 kg LG 1:4). Zum Mastende (EM) wird Fett aufgebaut. Zum Mastende wird weniger Protein (Abbildung 1) benötigt, Energie muss begrenzt werden bedarfsgerechte Phasenmast spart Futterkosten, weil teures Eiweiß in Form von Sojaschrot eingespart werden kann und führt außerdem zu einer geringeren N und P Ausscheidung. In der Endmast können billigere Mineralfutter verwendet werden, die weniger Phosphor und niedrigere Gehalte an essentiellen Aminosäuren aufweisen, weil der Bedarf der Endmastschweine zurückgeht (Abbildung 1+2). Energie und essentielle Aminosäuren, wie Lysin, Methionin und Cystin, Threonin und Tryptophan müssen im richtigen Verhältnis stehen um ein optimales Wachstum der Masttiere zu erzielen. Aminosäurenrelation im Futter: Lys : Meth+Cys : Thr : Trp 1 : 0,53-0,57 : 0,62-0,66 : 0,18 2
3 Abbildung 1: Proteinversorgung bei Phasenfütterung im Vergleich zum Proteinbedarf von Mastschweinen Abbildung 2: Phosphorversorgung bei Phasenfütterung im Vergleich zum Phosphorbedarf von Mastschweinen 3
4 Neue Futterempfehlung für Mastschweine beachten Eingefahrene Futtermischungen sollten gegebenenfalls gecheckt und dem Bedarf der Tiere neu angepasst werden. Eine sichere Orientierung bieten die von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) erst kürzlich herausgegebenen Empfehlungen für die Versorgung von Schweinen. In Übersicht 4 sind einige wichtige Kenngrößen dieser Empfehlungen aufgeführt. Übersicht 4: Empfehlungen zur Ausstattung von Futtermischungen für Mastschweine (Ø 800 g Tageszunahme, fleischwüchsige Tiere; GfE 2006, geändert) Lebendgewicht, kg Ø Zunahme g/tag g pcv Lysin : MJ ME 0,76 0,67 0,63 0,58 0,54 (0,54) (0,54) g Brutto-Lysin : MJ ME 0,84 0,76 0,72 0,67 0,65 (0,65) (0,65) Calcium g/13 MJ ME 7,5 6,5 6,3 6,3 6,3 6,0 5,5 Phosphor g/13 MJ ME 5,0 4,5 4,5 4,5 4,5 4,0 4,0 (bei Phytasezusatz) Ergänzt werden sie durch Orientierungswerte der Landwirtschaftskammer, wobei ein Niveau von durchschnittlich 800 g Tageszunahme unterstellt wird. Wie ersichtlich nimmt der Bedarf der Tiere an Protein bzw. Aminosäuren, Calcium und Phosphor bezogen auf ein kg Futter mit steigendem Lebendgewicht ab. Beispielsweise sind für Tiere mit 30 kg Lebendgewicht 0,84 g Lysin je 1 MJ ME und für 80 kg schwere Schweine nur 0,65 g/mjme erforderlich. D. h., in der Anfangsmast sollte ein Mastfutter mit 13 MJME/kg etwa 11 g Lysin, in der Endmast nur noch 8,5 g Lysin je kg enthalten. Ähnliches gilt für die nächst limitierenden Aminosäuren Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan, die im Laufe der Mast ebenfalls relativ abgesenkt werden können. Als Relation zum Lysin sind bis 40 kg Lebendgewicht 1:0,56:0,63:0,18 und ab 40 kg Lebendgewicht 1:0,56:0,65:0,18 einzuhalten. Bei vorhandenen technischen Voraussetzungen sollten die Futtermischungen punktgenau dem Mastverlauf angepasst werden, um Futterkosten einzusparen. Genaue Informationen und Erklärungen zu diesem Thema können Sie auch in dem Artikel Neue Fütterungsempfehlung für die Schweinemast im Landwirt-Downloadcenter nachlesen. 4
5 In der Übersicht 5 sind entsprechende Mischungsbeispiele für die einzelnen Mastphasen auf der Basis von Sojaextraktionsschrot und Getreide abgebildet. Das kostenintensive Sojaschrot wird im Mastverlauf Mast von 23% auf 17% (Phasenmast) und das Mineralfutter von anfangs 3,5 % auf 2,5 % in der Endmast abgesenkt. Gleichzeitig wird ab 70 kg LG ein preisgünstigeres Mineralfutter mit einem geringeren Aminosäurengehalt eingesetzt. Die kalkulatorischen Futterkosten betragen bei dieser Drei-Phasenmast 54,10 /Mastschwein (30 bis 120 kg LG). Im Vergleich dazu errechnet sich für die Universalmast ein Betrag von 55,50 /Mastschwein, so dass sich eine Differenz von 1,40 /Mastschwein zugunsten der Drei-Phasenmast ergibt. Grundsätzlich lohnt es sich vor allem im hinteren Mastabschnitt, die Futterkosten zu senken. In dieser Phase werden die größten Futtermengen verbraucht und gleichzeitig die geringsten Ansprüche an die Futterzusammensetzung gestellt und in diesem Mastabschnitt kann wirtschaftseigenes Futter optimal veredelt werden. Übersicht 5: Optimierte Beispiele für die Phasenmast mit Sojaschrot und Getreide (fleischwüchsige Tiere) (Mischungsanteile in %) Futtertyp Zum Vergleich: Vormast Anfangsmast Endmast Lebendmasse, kg Universal Sojaextraktionsschrot (44 %) Mineralfutter 3 1) 3,5 1) 3 1) 2,5 2) Weizen Gerste 20 18, ,5 Roggen Sojaöl je kg sind enthalten: Energie MJ ME 13,1 13,07 13,13 13,19 Rohprotein g/kg pcv Lysin g/kg 9,1 9,6 8,7 7,8 g Brutto-Lysin : MJ ME 0,80 : 1 0,84 : 1 0,76 : 1 0,65 : 1 Energieaufwand MJ ME Futteraufwand kg Futterkosten 3) /dt 21,7 22,05 21,65 20,95 Futterkosten /Phase 55,5 4,6 15,35 34,15 1) Mineralfutter: 20 % Ca, 2,5 % P, 6 % Lysin, 1 % Methionin 2) Mineralfutter: 20 % Ca, 2,5 % P, 4 % Lysin 3) inkl. 1,00 /dt Mahl- und Mischkosten 5
6 Auf den Punkt zu füttern bedeutet, möglichst genaue Kenntnisse von den Inhaltsstoffen der vorhandenen Futtermittel zu besitzen. Voraussetzung ist zudem eine einwandfrei funktionierende Fütterungstechnik. Außerdem darf ein preisgünstiges Endmastfutter nicht dazu verleiten, das richtige Augenmaß für die tägliche Futterzuteilung zu verlieren. Hohe tägliche Energiezufuhren bringen zwar höhere Zunahmen, in der Endmast aber meist nur in Verbindung mit unnötiger Verfettung und schlechterer Futterverwertung. Intensive Mast verbessert die Futterverwertung Es lohnt sich nie, wegen den steigenden Futterpreisen den Mastschweinen knappere Rationen zu zuteilen. Das Gegenteil ist der Fall. Wird intensiver gefüttert, so steigen die Tageszunahmen, die Mastdauer wird kürzer, die Tiere brauchen weniger Erhaltungsfutter und die Futterverwertung wird besser. Wichtig ist, dass das genetische Potential der Mastschweine vollkommen ausgeschöpft wird, gleichzeitig muss aber auch die Energiezufuhr auf 36 MJ ME/Tag rationiert werden, weil sonst das Risiko einer Verfettung in der Endmast besteht. Bitte bedenken Sie, dass der Erhaltungsbedarf bei 100 kg Lebendmasse rund 13,9 MJ ME beträgt und somit mehr als ein 1/3 der täglich aufgenommenen Energie nur für die Erhaltung erfolgt. Die Tageszunahmen bei den Mastschweinen müssen daher deutlich über 700g/Tag liegen, weil sich eine verlängerte Mastdauer aufgrund des höheren Erhaltungsanteils deutlich auf die Futterverwertung niederschlägt. Durstige Schweine fressen weniger Wasser ist das wichtigste Futtermittel und wird häufig vernachlässigt. Nicht selten sind schlecht laufende Tränken oder eine falsche Tränketechnik die Ursache für geringe Mastleistungen oder zu hohe Futteraufwendungen. Mastschweine mit einer höheren Futteraufnahmekapazität müssen beispielsweise mehr Speichel bilden um das verzehrte Futter einspeicheln zu können und haben dadurch einen höheren Flüssigkeitsbedarf. Wenn die Tiere durstig sind, fressen sie zu wenig und die Futterverluste sind hoch, da bei der ständigen Wassersuche während der Fresszeiten Futter verloren geht. 6
7 Vermahlungsgrad des Futters kritisch prüfen Eine gröbere Vermahlung des Futters bewirkt eine schlechtere Stärkeverdaulichkeit des Futters und damit in der Tendenz ungünstigere Futterverwertung. In Haus Düsse wurde in Fütterungsversuchen festgestellt, dass gröber vermahltes Futter wegen seines größeren Volumens zu einer geringeren Ausschlachtung führte. Im Extrem betrug der Rückgang zwischen feiner und grober Vermahlung immerhin 1,8 Prozentpunkte! Hier muss man also sorgfältig abwägen. Bei guten Haltungsbedingungen, nicht stressanfälligen und gesunden Tieren sind Vermahlungsgrade von etwa 70% der Partikel unter 1 mm Größe sowie von nicht mehr als 50 % der Teilchen unter 0,5 mm Größe nach wie vor eine sinnvolle Empfehlung. Zukaufgetreide nach Inhaltsstoffen bewerten Mastbetriebe mit Zukaufgetreide sollten jeweils prüfen, mit welchem Getreide am preisgünstigsten gefüttert werden kann. Die Klassiker Weizen und Gerste sind im Verhältnis meist teuerer als Triticale und vor allen Dingen Roggen. Die heutigen Roggensorten lassen sich gut in der Mast einsetzen, bei einwandfreier Qualität in der Anfangsmast etwa 25 % und in der Endmast um die 35 %. Einzelne Fütterungsversuche zeigen, dass sogar noch höhere Mischungsanteile möglich sind. Nach üblichen Preiswürdigkeitsberechnungen darf Roggen etwa bis 0,50 /dt mehr kosten als Gerste, um wirtschaftlich zu sein. Die Roggenpreise bewegen sich meist unter Gerstenpreisniveau. Triticale darf bis zu 1.- /dt mehr kosten als Gerste. Nebenprodukte reduzieren die Futterkosten Infolge der expandierenden Bioenergieproduktion fallen immer mehr Nebenprodukte für die Schweine- und Rinderfütterung an. Hier stellt sich die Frage, in welchem Umfang Produkte wie Rapsextraktionsschrot (RES), Rapskuchen (RKU), Trockenschlempe (DDGS = Dried Destillers Grains with Solubles) und Glycerin ernährungsphysiologisch und ökonomisch einbezogen werden können. Bei der Rationsgestaltung ist darauf zu achten, dass die Aminosäuren von Rapsprodukten und von Trockenschlempen erheblich schlechter vom Schwein verdaut werden als die von Sojaschrot. Glycerin enthält überhaupt kein Eiweiß, muss also ausreichend mit Aminosäuren ergänzt werden. Wenn die beschriebenen Nebenprodukte in verträglichen Mengen eingesetzt werden, sind gute Mastleistungen und Schlachtkörperergebnisse zu erwarten und bei vorliegender Preiswürdigkeit entsprechende Futterkosteneinsparungen zu erzielen. 7
8 Futterzusatzstoffe ökonomisch prüfen Seit dem Verbot der antibiotischen Leistungsförderer drängen die unterschiedlichsten Futterzusatzstoffe auf den Markt, die die alten Leistungsförderer ersetzen sollen. Verwendung finden Organische Säuren, Probiotika, Präbiotika, Enzyme, pflanzliche Zusätze usw. Sieht man vielleicht von den Organischen Säuren einmal ab, die sich meist bewährt haben, ist die Wirkung der immer mit Zusatzkosten verbundenen Stoffe in der Schweinemast oft zu gering, um dem Mäster echte wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Der Einsatz sollte gegebenenfalls überprüft werden, um unnötige Kosten zu sparen. Ein optimales Stallklima hilft Futter zu sparen Bei sehr hohen Stalltemperaturen im Sommer sinkt die Futteraufnahme der Schweine und folglich auch die Tageszunahmen. Auch kühle Temperaturen im Winter führen zu einem verminderten Wachstum, weil zusätzliche Energie aus dem Futter für die Wärmeproduktion verbraucht wird. Das optimale Stallklima ist aber nicht nur für die Leistung der Tiere entscheidend, sondern trägt auch erheblich zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Schweine bei. Das bleibt festzuhalten: In der Fütterung gibt es verschiedene Möglichkeiten und Wege, Kosten zu senken bzw. die Produktion von Mastschweinen zu optimieren. Voraussetzungen sind ausgefeilte Fütterungstechniken und stets dem Bedarf der Mastschweine angepasste und optimierte Futterrationen. Diese sollten einerseits möglichst konstengünstig sein, aber andererseits hohe tierische Leistungen gewährleisten. Um langfristig als Mäster Gewinn mit der Schweinemast verbuchen zu können, sollten folgende produktionstechnische Kennwerte angestrebt werden: Verluste unter 2,50 % Futterverwertung < 2,95 kg Mittlere Futteraufnahme mind. 2,10 kg Tägliche Zunahmen g MFA-Anteil von Ø 59 bis 61 % Schlachtgewicht von kg 8
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