Bienenschutzstrategie. Maßnahmen zur Unterstützung der Imkerei in Baden-Württemberg
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- Jens Wolf
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1 Bienenschutzstrategie Maßnahmen zur Unterstützung der Imkerei in Baden-Württemberg Minister Köberle hatte im Sommer 2010 zur Unterstützung der Imkerei im Land eine spezielle Strategie zum Schutz der Bienen angeregt. Die Initiative wurde von den Vorsitzenden der beiden Landesimkerverbände sehr begrüßt. Zur Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs wurden die Mitglieder der Imkerverbände konsultierend in den Prozess einbezogen. Das Ergebnis wurde in einem Positionspapier zur Bienenschutzstrategie zusammengefasst. Die Anliegen dieses Positionspapiers decken sich mit bereits bestehenden oder in Angriff genommenen Maßnahmen und geben Impulse für neue Aktivitäten des Landes zur Unterstützung der Imkerei. Der Südwesten mit seiner vielfältigen Kulturlandschaft und dem günstigen Klima bietet in weiten Teilen des Landes natürlich gute Standortbedingungen und ist deshalb traditionell ein Land der Imker. Die Bestäubungsleistung der Bienen bei Kultur- und Wildpflanzen ist unverzichtbar, der dabei erzeugte Honig stellt ein wertvolles, naturbelassenes Lebensmittel dar. Baden-Württemberg sieht es deshalb als eine Verpflichtung an, beim Bienenschutz voran zu gehen. Einem integrativen Ansatz zur Problemlösung und dem Austausch aller Beteiligten kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. So sind Imkerei und Landwirtschaft aufeinander angewiesen und profitieren voneinander. Ordnungsgemäße Landbewirtschaftung dient dem Lebensraum und der Nahrungsaufnahme der Bienen. Mit dieser Bienenschutzstrategie soll dem Bienenschutz langfristig eine noch größere Bedeutung zukommen. Bewährte Maßnahmen werden fortgeführt, weiterentwickelt und neue Maßnahmen begonnen. 1. Allgemeines Aspekte des Bienenschutzes erstecken sich auf verschiedene Bereiche. Verbesserungen beim Nahrungsangebot, bei der Bienengesundheit, beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, beim Schulungs- und Beratungsangebot für Imker sind wichtige Instrumente. Eine interdisziplinäre Bearbeitung der Thematik ist erforder-
2 - 2 - lich. Das Land wird deshalb diesen Themenbereichen künftig noch größere Beachtung beimessen. In den jetzt anstehenden Verhandlungen zur Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013, die Grundlage für die Agrarpolitik des Landes ist, wird Aspekten des Bienenschutzes bei der Gestaltung von Agrarumweltmaßnahmen und Fördermaßnahmen besondere Beachtung geschenkt. 2. Verbesserung des Nahrungsangebotes für Bienen und Wildinsekten Die Verbesserung und der Erhalt des Nahrungsangebotes für Bienen und Wildinsekten stellen einen zentralen Punkt der Bienenschutzstrategie dar. Dabei sind Möglichkeiten über den landwirtschaftlichen Bereich hinaus mit einzubeziehen. Durch die MEKA-Maßnahme "Brachebegrünung mit Blühmischungen" wurden im Jahr 2010 rund ha Ackerflächen mit bienenfreundlichen Blühmischungen angesät. Diesen positiven Ansatz wollen wir bei der Weiterentwicklung unserer Agrarumweltmaßnahmen stärken und ausbauen. Im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft leisten die Wälder insbesondere im Nord- und Südschwarzwald einen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Imkerei. Zudem spielen Waldränder insbesondere für die Bienenweide im Spätsommer eine wichtige Rolle. Die Anlage naturnaher Waldränder wird im Rahmen der Richtlinie "Nachhaltige Waldwirtschaft" gefördert und verbessert das Nahrungsangebot für Bienen. Öffentlich genutzte Grünflächen können eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und Wildinsekten darstellen. Dies gilt es noch mehr in das Bewusstsein der Städte und Gemeinden zu rücken. Die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg plant im Auftrag des MLR deshalb 2011 eine Informationsveranstaltung zur bienenfreundlichen Nutzung von öffentlichem Grün. Städte- und Gemeindetag werden in diese Initiative eingebunden. Die Bepflanzung entlang von Straßen ist als Nahrungsquelle für Bienen und Wildinsekten zu optimieren. Das MLR wird dieses Anliegen an die Straßenplaner und
3 - 3 - die Straßenbaulastträger herantragen. Bepflanzungen in Privatgärten sind wichtige Nahrungsquellen und Rückzugsraum für Bienen und Wildinsekten. Das MLR wird im Kontakt mit den Obst- und Gartenbauverbänden im Land das Bewusstsein für diesen Beitrag zum Bienenschutz stärken. Das MLR hat Landeseinrichtungen beauftragt, in diesem Jahr mit Versuchen zum Anbau von blühenden Kulturen zur Nutzung in Biogasanlagen zu beginnen. Die Versuche werden bienenwissenschaftlich begleitet. Die eingeleitete Aktualisierung des "Pflanzenkatalogs zur Verbesserung der Bienenweide und des Artenreichtums" (kurz: Bienenweidekatalog) rundet das Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Nahrungsangebotes ab. Er dient als Informationsgrundlage und Auswahlhilfe für alle, die bienenfreundliche Bepflanzungen vornehmen wollen. 3. Bienengesundheit - Gesundheitsvorsorge Maßnahmen zum Erhalt und der Verbesserung der Bienengesundheit sind für die Imker von zentraler Bedeutung. Die staatlichen Bienengesundheitsdienste unterstützen die Imker mit einem umfangreichen Informations- und Beratungsangebot bei der Gesunderhaltung ihrer Bienen. Zur weiteren Unterstützung in dieser Aufgabe werden die von den Veterinärämtern eingesetzten Bienensachverständigen durch die Bienengesundheitsdienste hinsichtlich der Erkennung von Krankheiten und Schädigungen an Bienen konsequent fortgebildet. Als Hauptproblem in der Imkerei ist derzeit der Befall mit der Varroa-Milbe zu sehen. Das gemeinsam von Imkerverbänden, der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim, den Bienengesundheitsdiensten und dem MLR getragene "Varroa-Bekämpfungskonzept Baden-Württemberg" wird weitergeführt. Nur bei breiter und konsequenter Anwendung der empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen ist ein wirksamer Schutz der Bienenvölker vor ihrer derzeit stärksten Bedrohung möglich.
4 - 4 - Das MLR unterstützt die Landesanstalt für Bienenkunde bei der Forschung und Weiterentwicklung, insbesondere von praktikablen Behandlungsmethoden. 4. Pflanzenschutz Die Verminderung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln unter anderem zur Schonung der Honigbiene und von Wildinsekten ist seit Jahren ein wichtiges Anliegen der Landesagrarpolitik. Der integrierte Pflanzenschutz, insbesondere im für die Bienen wichtigen Obstbau, wurde in Baden-Württemberg entwickelt und wird erfolgreich angewendet. Ergänzend werden bienenfreundliche Verfahren wie die biologische Schädlingsbekämpfung im Obst- und Gartenbau sowie auch im Weinbau und zur Bekämpfung des Maiszünslers im MEKA gefördert. Die Offizialberatung wird noch stärker als bisher auf die Anwendung von bienenungefährlichen Pflanzenschutzmitteln empfehlen. Soweit die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in blühenden Kulturen und zur Hauptblütezeit im Frühjahr erforderlich ist, wird den Landwirten geraten, auch bienenungefährliche Mittel erst nach dem täglichen Bienenflug einzusetzen. Die Offizialberatung weist zudem auf den ordnungsgemäßen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln bzw. Beizmitteln hin und führt hierzu auch Veranstaltungen und Schulungen durch. Bei Nichtbeachtung der Vorgaben kann auch ein Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Eine Zulassung von Maisbeizmitteln aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide sowie clothianidinhaltigen Bodengranulaten soll nur dann erteilt werden, wenn die derzeit noch laufenden fachlichen Prüfungen ergeben haben, dass keine negativen Auswirkungen auf die Bienenvölker bestehen. Bei der Beratung wird verstärkt auf die Fruchtfolgegestaltung hingewirkt, so dass die Artenvielfalt in der Landschaft erweitert wird. Die Spritzbrühekontrollen zur Überwachung der Einhaltung der Bienenschutzauflagen während der Frühjahrsblüte werden wie bisher konsequent fortgeführt. Zur Verbesserung der frühzeitigen Erkennung und Verhinderung von weiteren Schadensfällen führt das LTZ Augustenberg Schulungen für Bienensachverständige und Pflanzenproduktionsberater durch.
5 - 5 - Das LTZ Augustenberg arbeitet zusammen mit dem Institut für Biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt an der Entwicklung von weiteren biologischen Verfahren im Pflanzenschutz. Dazu zählt auch die Entwicklung alternativer Bekämpfungsmethoden von Feuerbrand. Entsprechende Verfahren werden über die Beratung verbreitet. Zur biologischen Bekämpfung der Larven des Maiswurzelbohrers werden vom LTZ Augustenberg Untersuchungen mit parasitierenden Nematoden durchgeführt. 5. Verbesserung des Austauschs aller Beteiligten In der Kommunikation zwischen allen Beteiligten liegt ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg aller laufenden und geplanten Maßnahmen. Der vom MLR eingerichtete Runde Tisch "Imkerei und Landwirtschaft" ist Gesprächsplattform der Verbände der Imkerei und der Landwirtschaft sowie der mit der Imkerei befassten "staatlichen" Stellen. Es werden aktuelle Fragestellungen und Probleme diskutiert, Lösungsansätze erarbeitet und die zur Umsetzung notwendigen Maßnahmen beschlossen. In vielen Landkreisen wurden auf Anregung des MLR die Bienenschutzausschüsse wieder aktiviert. Der Austausch zwischen Vertretern aus Imkerei, Landwirtschaft, Forst, Veterinärwesen und Naturschutz ist sehr positiv und weiter zu intensivieren. 6. Förderprogramm Imkerei Im Rahmen der "Maßnahmen zur Verbesserung der Erzeugungs- und Vermarktungsbedingungen für Bienenzuchterzeugnisse", die von der EU mitfinanziert werden, stehen den Imkern im Land weiterhin jährlich bis zu Euro zur Verfügung. Gefördert werden insbesondere die Aus- und Fortbildung der Imker, die Erstausstattung von Jungimkern sowie die Varroa-Bekämpfung. Die Fördermaßnahmen erfolgen in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den Landesimkerverbänden.
6 - 6 - Die Gewinnung von Nachwuchsimkern ist eine Herausforderung der Imkervereine und Imkerverbände. Die Verbände werden hierzu neue Initiativen starten. Im Rahmen der Fördermaßnahmen werden diese Aktivitäten unterstützt. 7. Öffentlichkeitsarbeit Die Bedeutung der Imkerei ist einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Hierzu wird unter anderem eine Broschüre über die Imkerei in Baden-Württemberg erstellt. Wesentliche Inhalte der Broschüre sind Informationen zu den Produkten Honig und Wachs, die Darstellung der Arbeiten eines Imkers, die Vorstellung der Arbeit der staatlichen Stellen und die Bedeutung der Imkerei. In enger Zusammenarbeit zwischen den Imkerverbänden und der Landesanstalt für Bienenkunde soll die Broschüre bis Mitte des Jahres vorliegen. Darüber hinaus soll der Imkerei bei der "Gläsernen Produktion" und im Rahmen des Programms "Lernort Bauernhof" noch mehr Beachtung geschenkt werden. Das MLR unterstützt die neue Aktion der Landjugend "Biene sucht Bauer und Winzer" zur Bildung von Patenschaften zwischen Junglandwirten und Imkern.
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