Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW PA LK 1NT 3 Seite 1 von 8. Unterlagen für die Lehrkraft. Abiturprüfung 2010
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- Reinhardt Schulz
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1 Seite 1 von 8 Unterlagen für die Lehrkraft Abiturprüfung 2010 Erziehungswissenschaft, Leistungskurs 1. Aufgabenart Materialgebundene Aufgabe mit untergliederter Aufgabenstellung 2. Aufgabenstellung 1. Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes, geben Sie den Inhalt des Textes strukturiert wieder und skizzieren Sie den Aufbau der Argumentation des Autors. (18 Punkte) 2. Erläutern Sie die Entstehung von Gewalt aus der Sicht Nedopils mit Hilfe des psychosozialen Erklärungsansatzes von Erikson und des Modells der produktiven Realitätsverarbeitung von Hurrelmann. (34 Punkte) 3. Entwickeln Sie unter Berücksichtigung Ihrer Ausführungen zu Arbeitsauftrag 2 und Ihnen bekannter Präventions und Interventionsprogramme bei Gewalt von Jugendlichen pädagogische Handlungspläne, die zur Verhinderung aggressiver Handlungen beitragen könnten. (28 Punkte) 3. Materialgrundlage Norbert Nedopil: Ohne Chancen, von der Zeugung an. In: Süddeutsche Zeitung vom Bezüge zu den Vorgaben Inhaltliche Schwerpunkte Entwicklung und Sozialisation in der Kindheit Modelle der Beschreibung psychosexueller und psychosozialer Entwicklung im Kindesalter: Freud, Erikson Entwicklung, Sozialisation und Identität im Jugend und Erwachsenenalter Entwicklungsaufgaben des Jugend und Erwachsenenalters Modell der produktiven Realitätsverarbeitung: Hurrelmann sozialpsychologische und psychoanalytische Ansätze der Prävention und Intervention bei Jugendkrisen, insbesondere bei Gewalt 2. Medien/Materialien entfällt
2 Seite 2 von 8 5. Zugelassene Hilfsmittel Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung 6. Vorgaben für die Bewertung der Schülerleistungen Teilleistungen Kriterien a) inhaltliche Leistung Teilaufgabe 1 1 formuliert den Hauptgedanken des Textes: Die aktuellen Gewalttaten von Jugendlichen lassen sich auf verschiedene Faktoren innere wie äußere zurückführen. Eine Möglichkeit der Prävention der angesprochenen Gewaltbereitschaft liegt in gezielten Hilfen (vor allem in Bezug auf die Eltern) und einem pädagogischen Jugendstrafvollzug. 2 gibt den Inhalt des Textes strukturiert wieder, etwa wie folgt: Der aktuelle Fall jugendlicher Gewaltanwendung in München Solln wirft die Frage auf, wie es zu derartig brutalen Handlungen Jugendlicher kommen kann. Als Ursachen können u. a. Temperament (als innerer Faktor) sowie Drogenkonsum im weiteren Sinn und Regellosigkeit (als äußere Faktoren) ausgemacht werden. Diese Faktoren wirken sich negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus ( Eltern Kind Beziehung, Außenseiter im Kindergarten, mangelnde männliche Rollenvorbilder) und führen oft zu Vertrauensdefiziten und zum Fehlen geeigneter Konfliktlösungsstrategien. Ansatzpunkte für eine Lösung des Problems sind konstantes Betreuungspersonal (insbesondere in der Kindheit), Hilfen für Eltern und Kinder bzw. Jugendliche, Regelhaftigkeit sowie die Beibehaltung pädagogischer Aspekte im Jugendstrafvollzug. 3 skizziert den Aufbau der Argumentation des Autors wie folgt: Der Autor arbeitet vor dem Hintergrund eines aktuellen Falls die Schlüsselfrage heraus (Z. 1 8); spricht beispielhaft innere und äußere primäre Ursachen der Entstehung von aggressivem Verhalten an (Z. 9 23); erklärt darauf aufbauend die Entstehung von Gewaltbereitschaft (Z ) vor dem Hintergrund des Lebenslaufs der Jugendlichen; folgert daraus abschließend Ansätze einer möglichen Lösung des Problems (Z ). 4 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2) 1 4 (I) 8 (I) 6 (I) 1 AFB = Anforderungsbereich
3 Seite 3 von 8 Teilaufgabe 2 1 ermittelt aus dem Text aufgabenrelevante Aspekte für den psychosozialen Ansatz Eriksons, z. B.: die Konstanz einer mütterlichen Bezugsperson (Z. 26) bzw. konstantes pädagogisches Betreuungspersonal (Z. 46), aggressives Verhalten als Kompensation der eigenen Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit (Z. 37 ff.), 2 ordnet diesen Ankerplätzen aufgabenrelevante Aspekte aus der Theorie zu, z. B.: Vertrauen vs. Misstrauen, Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl, 3 verknüpft begründet Teilleistungen aus 1 und 2, z. B.: Ablehnung, die fehlende Konstanz einer Bezugsperson sowie unzureichender Schutz bereits in der frühen Kindheit bewirken mangelndes Vertrauen zu sich selbst und zu Mitmenschen, was Ängste verursacht und oft aggressives Verhalten nach sich zieht. Minderwertigkeitsgefühl kann aggressives Verhalten verursachen, was die Jugendlichen leicht in eine Außenseiterrolle bringt (vgl. auch Z. 30). 4 ermittelt aus dem Text aufgabenrelevante Aspekte für das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung von Hurrelmann, z. B.: Es fehlen oft männliche Rollenvorbilder, die den Jugendlichen andere Möglichkeiten der Konfliktlösung vorleben und soziale Kompetenzen vermitteln (Z. 35 ff.). Regellosigkeit führt zu Angst und Aggression, verhindert vorausschauendes Planen und ein Berücksichtigen von Konsequenzen (Z. 57 ff.). Es gibt Möglichkeiten des Eingreifens und der Hilfe (Z. 63 ff.). Die heutige Zeit erfordert immer größere Anpassungsleistungen an die heutige komplexe, globale Umwelt (Z. 52 f.). 5 ordnet diesen Ankerplätzen aufgabenrelevante Aspekte aus der Theorie zu, z. B.: die Möglichkeit der Entstehung von Krisen beim Sozialisationsprozess im Jugendalter (4. Maxime), das Risiko einer unangemessenen individuellen Bewältigung der Spannung von Individuation und Integration (5. Maxime), die Notwendigkeit vielseitiger sozialer Unterstützung durch die wichtigsten Bezugsgruppen (6. Maxime), die Bedeutung der veränderten historischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen (8. Maxime), 4 (II) 6 (II) 6 (II) 4 (II) 6 (II)
4 Seite 4 von 8 6 verknüpft begründet Teilleistungen aus 4 und 5, z. B.: Das Fehlen geeigneter Rollenvorbilder kann durch die mangelnden sozialen Kompetenzen zu inadäquaten Reaktionen der Jugendlichen führen, die Krisen auslösen können. Ängste und Aggressionen verhindern eine angemessene Integration in die Gesellschaft sowie einen befriedigenden Individuationsprozess. Vielseitige soziale Unterstützung (vor allem durch die Familie, aber auch ggf. im Jugendstrafvollzug) ermöglicht dem Jugendlichen die Bewältigung der Probleme im Sozialisationsprozess im Jugendalter (gerade in Krisen). Gerade in der heutigen globalisierten, komplexen Welt sind in hohem Maße Anpassungsleistungen des Jugendlichen notwendig, die eine Fähigkeit zur Bewältigung von Konflikten sowie Selbstvertrauen voraussetzen. 7 formuliert ein abschießendes Fazit, indem er vor allem herausstellt, dass sich die Aussagen Nedopils sowohl auf die psychosozialen Überlegungen Eriksons als auch auf den sozialisationstheoretischen Ansatz Hurrelmanns stützen. 8 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (4) 6 (II) 2 (II) Teilaufgabe 3 1 formuliert unter Rückgriff auf die Ausführungen zu Teilaufgabe 2 Ursachenerklärungen für Gewalt, z. B.: misslungene Bewältigung der psychosozialen Phasen in der Kindheit, unzureichende soziale Unterstützung der Jugendlichen bei der Entwicklung einer Ich Identität, 2 arbeitet begründete Ziele heraus, in welche Richtung sich die Maßnahmen auswirken sollen, z. B.: Stärkung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls, Entwicklung angemessener Strategien der Konfliktlösung, Förderung der Sozialkompetenz, 3 skizziert aufgabenbezogen und begründet aus dem Unterricht bekannte, geeignete Präventions und Interventionsansätze zum Abbau aggressiven Verhaltens bei Jugendlichen, z. B.: aggressionsfördernden Faktoren ausweichen, Alternativen zur Gewaltanwendung kennen lernen, Nachteile der Anwendung von Gewalt erkennen, 4 (III) 6 (III) 8 (III)
5 Seite 5 von 8 4 formuliert begründet unter Berücksichtigung des bisher Erarbeiteten Umsetzungsmöglichkeiten der skizzierten Ansätze, z. B.: eine Gestaltung der familialen Erziehung und der schulischen Bedingungen in dem Sinne, dass vermehrte Misserfolge vermieden werden und damit Selbstvertrauen aufgebaut wird. die Etablierung von Streitschlichtung und Mediation an den Schulen sowie vermehrte Rollenspiele in diesem Kontext, z. B. im Pädagogikunterricht. die Einrichtung von Kursen für Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Ziel, Erziehungskompetenz zu erlangen und damit u. a. in der Lage zu sein, von der Geburt an den eigenen Kindern den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu ermöglichen. 8 (III) 5 formuliert ein abschießendes Fazit. 2 (III) 6 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (4) b) Darstellungsleistung 1 strukturiert seinen Text schlüssig, stringent sowie gedanklich klar und bezieht sich dabei genau und konsequent auf die Aufgabenstellung. 2 bezieht beschreibende, deutende und wertende Aussagen schlüssig aufeinander. 4 3 belegt seine Aussagen durch angemessene und korrekte Nachweise (Zitate u. a.). 3 4 formuliert unter Beachtung der Fachsprache präzise und begrifflich differenziert. 4 5 schreibt sprachlich richtig (Grammatik, Orthographie, Zeichensetzung) sowie syntaktisch und stilistisch sicher. 5 4
6 Seite 6 von 8 7. Bewertungsbogen zur Prüfungsarbeit Name des Prüflings: Kursbezeichnung: Schule: Teilaufgabe 1 1 formuliert den Hauptgedanken... 4 (I) 2 gibt den Inhalt... 8 (I) 3 skizziert den Aufbau... 6 (I) 4 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium: (2) Summe 1. Teilaufgabe 18 Lösungsqualität EK 2 ZK DK Teilaufgabe 2 1 ermittelt aus dem... 4 (II) 2 ordnet diesen Ankerplätzen... 6 (II) 3 verknüpft begründet Teilleistungen... 6 (II) 4 ermittelt aus dem... 4 (II) 5 ordnet diesen Ankerplätzen... 6 (II) 6 verknüpft begründet Teilleistungen... 6 (II) 7 formuliert ein abschießendes... 2 (II) 8 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium: (4) Summe 2. Teilaufgabe 34 Lösungsqualität EK ZK DK 2 EK = Erstkorrektur; ZK = Zweitkorrektur; DK = Drittkorrektur
7 Seite 7 von 8 Teilaufgabe 3 1 formuliert unter Rückgriff... 4 (III) 2 arbeitet begründete Ziele... 6 (III) 3 skizziert aufgabenbezogen und... 8 (III) 4 formuliert begründet unter... 8 (III) 5 formuliert ein abschießendes... 2 (III) 6 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium: (4) Summe 3. Teilaufgabe 28 Summe der 1., 2. und 3. Teilaufgabe 80 Lösungsqualität EK ZK DK Darstellungsleistung 1 strukturiert seinen Text bezieht beschreibende, deutende belegt seine Aussagen formuliert unter Beachtung schreibt sprachlich richtig... 4 Summe Darstellungsleistung 20 Lösungsqualität EK ZK DK Summe insgesamt (inhaltliche und Darstellungsleistung) 100 aus der Punktsumme resultierende Note Note ggf. unter Absenkung um ein bis zwei Notenpunkte gemäß 13 Abs. 2 APO GOSt Paraphe ggf. arithmetisches Mittel der Punktsummen aus EK und ZK: ggf. arithmetisches Mittel der Notenurteile aus EK und ZK: Die Klausur wird abschließend mit der Note: ( Punkte) bewertet. Unterschrift, Datum:
8 Seite 8 von 8 Grundsätze für die Bewertung (Notenfindung) Für die Zuordnung der Notenstufen zu den en ist folgende Tabelle zu verwenden: Note Punkte Erreichte sehr gut plus sehr gut sehr gut minus gut plus gut gut minus befriedigend plus befriedigend befriedigend minus ausreichend plus ausreichend ausreichend minus mangelhaft plus mangelhaft mangelhaft minus ungenügend
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