Zeitlich-räumliche Verteilung der Gebietsniederschläge in Europa. B. Rudolf
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- Innozenz Fischer
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1 122 DWD Klimastatusbericht 2002 Zeitlich-räumliche Verteilung der Gebietsniederschläge in Europa B. Rudolf Die Analysen des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie zeigen, dass für das meteorologische Jahr Dez bis Nov der jährliche Niederschlag über Mittelund Südosteuropa sowie über den Britischen Inseln und Südschweden die für den Zeitraum geltenden Mittelwerte (Abb. 1a,b) überstieg. Dies gilt insbesondere für die deutschen Mittelgebirge, wo in einigen Rastergebieten (1 x1 geogr. Länge/Breite) mehr als 150% der jährlichen Durchschnittswerte erreicht wurden (Abb. 1c). In den übrigen Teilen Europas war das Jahr überwiegend zu trocken. Abb. 1a Niederschlagshöhe in mm/monat, Zeitraum Dez bis Nov Abb.1b Niederschlagsanomalie in mm/monat, Zeitraum Dez bis Nov (Bezugszeitraum ). Ein Hinweis zur einheitlich verwendeten Maßeinheit Millimeter pro Monat: Für die jährlichen und jahreszeitlichen Niederschlagskarten (Abb. 1 und 2) wurden die mittleren monatlichen Niederschlagshöhen und -anomalien aus jeweils 12 bzw. 3 Monaten berechnet, damit sie ohne Umrechnung mit den monatlichen Karten in Abbildung 3 verglichen werden können. Abb.1c Jährlicher Niederschlag Dez bis Nov in % der Mittelwerte 1961 bis Die jahreszeitlichen Niederschlagsverteilungen (Abb. 2, folgende Seite) zeigen deutlich den im südlichen Europa extrem trockenen Winter 2001/02. Die hohen Niederschläge, die zu starken Überschwemmungen von Donau und Elbe sowie in Portugal führten, prägen sogar das Bild der Gesamtniederschläge für Sommer und Herbst.
2 Klimastatusbericht 2002 DWD 123 Abb. 2a Niederschlagshöhe für die Jahreszeiten in mm/monat. Abb. 2b Niederschlagsanomalie für die Jahreszeiten in mm/monat (Bezugszeitraum ).
3 124 DWD Klimastatusbericht 2002 Im folgenden werden die Niederschläge der einzelnen Monate (vgl. die Karten in Abb. 3a/b) unter Berücksichtigung der wichtigsten bekannt gewordenen*) Überschwemmungen in Europa erläutert. Extreme Niederschlagsereignisse von nur kurzer Dauer oder geringer lokaler Ausdehnung sind in den Karten der monatlichen Niederschlagsanomalie nicht in jedem Fall sichtbar, da sie durch trockene Phasen kompensiert werden können. Dezember 2001 Starker Niederschlag von 98 mm in 24 Stunden zerstörte Häuser und Strassen in Kristiansand, Südnorwegen. In weiten Bereichen Europas wurden Ortschaften durch schwere Schneefälle isoliert, es gab Stromausfälle, Züge konnten nicht verkehren, Flüge mussten storniert werden und Schiffe sanken. Januar 2002 Vom 2. auf den 3. Januar bewirkte starker Temperaturanstieg in Westrumänien eine Eis- und Schneeschmelze im Apusenigebirge, wodurch mehrere Dörfer in der Umgebung überflutet wurden. Das Sturmtief Jennifer brachte Ende Januar starken Regen, der verbunden mit Schneeschmelze zu Hochwässern in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Russland, Polen und der Tschechischen Republik führte. Februar 2002 Anfang Februar traten über Großbritannien und Irland heftige Stürme auf. Starke Regenfälle führten gebietsweise zum Übertreten der Flüsse. Gegen Ende Februar brachte das Sturmtief Anna starke Niederschläge, über Großbritannien und Russland als Schnee, über Belgien und Norddeutschland als Regen. März 2002 Sturzfluten sorgten Anfang März in Nordfrankreich, in Teilen Westpolens und an der türkischen Südküste bei Antalya für lokale Überflutungen. In der zweiten Märzhälfte fiel in Süddeutschland und Österreich örtlich sehr starker Regen, so dass Flüsse über die Ufer traten und stellenweise Steinschlag ausgelöst wurde. Zum Ende des Monats fielen sehr ergiebige Niederschläge auf den Kanarischen Inseln und den Balearen. Mit 224 mm innerhalb von drei Stunden wurde in Santa Cruz der seit 40 Jahren gültige Rekordwert erreicht. April, Mai, Juni 2002 Für den April sind keine besonderen Niederschlagsereignisse verzeichnet. Von Mitte Mai bis Anfang Juni fielen örtlich starke Regenfälle, die in der Türkei, Moldawien, Bulgarien und Jugoslawien mit Sturzfluten verbunden waren. Nach schweren Stürmen in Norditalien, der Slowakei, Polen und Rumänien wurden Strassen durch starke Regenfälle unterspült. *) Quellen: Münchner Rück; Roger Brugge, UK, Dartmouth Flood Observatory, New Hampshire, USA, sowie Meldungen der Tagespresse (ap; dpa; FAZ; NZZ; R; SZ; Die Welt)
4 Klimastatusbericht 2002 DWD 125 Juli 2002 In Griechenland trat infolge starker Niederschläge am 8. Juli der Fluss Kifissos über die Ufer. Teile Athens wurden überflutet. Mitte Juli kam es europaweit durch örtlich sehr starke Regenfälle zu Überschwem mungen. Im Westen wurde am 14. Juli in Mallorca mit 55 mm pro Stunde ein Rekordniederschlag gemessen. Im Osten waren Rumänien, die Slowakei und die Tschechische Republik betroffen. Heftige Niederschläge fielen auch in Teilen Mitteleuropas, und zwar in Deutschland, Österreich und Norditalien sowie in den französischen Alpen und der Ostschweiz. Ende Juli traten örtlich starke Regenfälle in Bulgarien und Rumänien, in Nord-, Ost- und Süddeutschland sowie in Großbritannien auf, wo örtlich 76 mm in 24 Stunden beobachtet wurden. Dies entspricht dort der normalen Niederschlagsmenge von zwei Monaten. August 2002 Während des gesamten Monats waren viele Gebiete in Europa von extremen Niederschlägen mit neuen Rekordwerten und Überschwemmungen betroffen. Schwerpunkte der Niederschläge waren die Einzugsgebiete von Donau (6. und 7. August) und Elbe (10. bis 12. August). Dem Jahrhunderthochwasser der Elbe ist in diesem Heft ein eigener Artikel gewidmet (Rudolf und Rapp, 2003). Im Gegensatz zu den schweren Niederschlägen in Mitteleuropa fiel der Monat August in Ost- und Nordeuropa sehr trocken aus. September 2002 Zu Beginn des Monats trat in der Schweiz örtlich starker Regen und Hagel auf, der erheblichen Schaden verursachte. In Griechenland trat der Fluss Kifissos erneut über die Ufer. Auf der Insel Elba wurde von 4. bis 5. September eine Niederschlagshöhe von 133 mm innerhalb von 18 Stunden gemessen. Südfrankreich wurde am 8. und 9. des Monats von örtlich extremen Regenfällen heimgesucht. In Anduce, westlich der unteren Rhône gelegen, wurde die Rekordniederschlagshöhe von 650 mm in 24 Stunden erreicht. Auch in Albanien führten örtlich sehr starke Regenfälle zu Sturzfluten. Oktober 2002 Mitte Oktober wurde Katalonien von Barcelona bis Montpellier an der französischen Mittelmeerküste durch heftige Regenfällen (Maximum 186 mm in 16 Stunden) überschwemmt. Mazedonien und Rumänien waren ebenfalls von Starkniederschlägen betroffen. Schottland war gegen Ende Oktober ein Schwerpunktgebiet. So fiel hier örtlich innerhalb von zwei Tagen die Niederschlagsmenge eines ganzen Monats. Der Fluss Don in Schottland erreichte den höchsten Pegelstand seit dreißig Jahren. November 2002 Über den südlichen Alpen fielen vom 14. bis zum 16. wiederum extreme Niederschläge. Das Maximum überschritt 400 mm in 3 Tagen. Rhône, Saône und Loire überschritten gefährliche Pegelstände, so dass 2000 Menschen aus Lyon in Ost frankreich evakuiert werden mussten. Norditalien (Lombardei und Trentino) sowie erneut Südfrankreich waren ebenfalls von Hochwasser betroffen.
5 126 DWD Klimastatusbericht 2002 Abb. 3a Monatliche Niederschlagshöhen Abb. 3b Monatliche Niederschlagsanomalien in mm in mm (Bezugszeitraum ).
6 Klimastatusbericht 2002 DWD 127 Abb. 3a Monatliche Niederschlagshöhen Abb. 3b Monatliche Niederschlagsanomalien in mm in mm (Bezugszeitraum ).
7 128 DWD Klimastatusbericht 2002 Abb. 3a Monatliche Niederschlagshöhen Abb. 3b Monatliche Niederschlagsanomalien in mm in mm (Bezugszeitraum ).
8 Klimastatusbericht 2002 DWD 129 Hinweise zur Datenbasis der Niederschlagskarten und Berechnung der Anomalien: Die Niederschlagskarten dieses Beitrags beruhen auf Rasterdaten, die regelmäßig monatlich auf der Basis gemessener Niederschlagsdaten im Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie (WZN) berechnet werden (Rudolf et al., 1992 und Rudolf, 1995). Für das monatliche GPCC Monitoring Product werden die in SYNOP- und CLIMAT- Meldungen über das globale Fernmeldesystem GTS empfangenen Daten nach einer gründlichen Qualitätskontrolle durch das WZN analysiert. Diese Datenbasis umfasst weltweit rund Stationen. Abb. 4 zeigt die Verteilung der im Ausschnitt Europa liegenden Stationen. Die Anomalien wurden auf der Basis der Rasterdaten gebildet, die jeweils getrennt für die monatlichen Niederschlagsdaten des Jahres 2002 sowie für die Mittelwerte der Normalperiode durch Interpolation berechnet wurden. Die Rastergröße beträgt 1 mal 1 geographische Breite und Länge, die resultierenden Rasterwerte wurden zur Darstellung in den Karten (Abb. 1 bis 3) geglättet. Abb. 4 Verteilung der in den Analysen für 2002 verwendeten Stationen Das vom DWD im internationalen Auftrag betriebene WZN ist ein Beitrag Deutschlands zur globalen Klimaforschung und überwachung (WMO, 1990). Unter der englischen Bezeichnung Global Precipitation Climatology Centre (GPCC) ist es in die internationalen Programme Global Climate Observing System (GCOS) und World Climate Research Programme (WCRP) als aktive operationelle Komponente eingebunden. Die monatlichen Rasterdaten des WZN können interaktiv mit Hilfe eines Web Browsers global oder für regionale Ausschnitte visualisiert sowie als Bild oder als Daten gespeichert werden (Web-Adresse: Literatur Rudolf, B. (1995): Die Bestimmung der zeitlich-räumlichen Struktur des globalen Niederschlags. Berichte des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Main, 153 Seiten. Rudolf, B., H. Hauschild, M. Reiß und U. Schneider (1992): Beiträge zum Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie - Contributions to the Global Precipitation Climatology Centre. Meteorologische Zeitschrift N. F. 1 Nr. 1, Rudolf, B., und J. Rapp (2003): Das Jahrhunderthochwasser der Elbe synoptische Wetterentwicklung und klimatologische Aspekte. DWD Klimastatusbericht 2002, im Selbstverlag des Deutscher Wetterdienstes, Offenbach am Main WMO (1990): The Global Precipitation Climatology Project - Implementation and Data Management Plan. World Climate Research Programme, WMO/TD-No. 367, 47 pp. and 6 Appendices, Genf 1990.
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