Das Geschäftsklima sinkt trotz stabiler Geschäftslage, Logistiker wollen Qualität ihrer Prozesse verbessern
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- Babette Kopp
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1 Das Geschäftsklima sinkt trotz stabiler Geschäftslage, Logistiker wollen Qualität ihrer Prozesse verbessern Das Geschäftsklima in der Transport- und Logistikbranche ist im Juli erneut gesunken, obwohl die Geschäftslage weiterhin relativ stabil ist. Doch die Unsicherheit nimmt zu, die Zukunftsaussichten werden sehr unterschiedlich bewertet. Der Druck auf Kosten und Preise geht durch den sinkenden Ölpreis nur leicht zurück. Die nach Tageszeiten gestaffelte LKW- Maut wird von den Unternehmen der Branche als kompliziert und unwirksam abgelehnt. Prozessoptimierung ist auch in der Logistikbranche ein großes Thema. Obwohl die Mehrheit der Unternehmen die Qualität ihrer Prozesse als gut einschätzt, arbeiten sie weiter an Verbesserungen. Operational Excellence ist das Ziel. Die Nutzung von Mitarbeiter-Knowhow und Teamarbeit ist hier der Schlüssel zum Erfolg Jul 05 Sep 05 Nov 05 Jan 06 Indikatorwert Mrz 06 Mai 06 Jul 06 Sep 06 Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Nov 07 Jan 08 Mrz 08 Mai 08 Jul 08 Abbildung 1: Geschäftsklima 1
2 Differenzierte Einschätzung der Geschäftslage Die derzeitige Geschäftslage wird gegenüber dem Vormonat deutlich vorsichtiger eingeschätzt. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen bewerten sie als normal, nur noch 21% als gut. Im Juni waren es noch 30%. Dabei wird die Geschäftslage des letzten Monats besser bewertet als im Juni, sie verbesserte sich für 26% der Unternehmen (Juni 16%). Deutliche Unsicherheit zeigt sich beim Zukunftsausblick. Eine gleich bleibende Geschäftslage in den nächsten drei Monaten wird nur noch von rund der Hälfte der Unternehmen erwartet (Juni 70%), 26% erwarten eine günstigere Geschäftslage, 18% eine schlechtere. Die Situation der Unternehmen in der Logistikbranche differenziert sich. schlechter gleich bleibend günstiger schlecht normal gut verschlechtert nicht verändert verbessert 18% 26% 10% 21% 12% 26% 56% Geschäftslage in den nächsten drei Monaten Derzeitige Geschäftslage 62% 69% Geschäftslage des letzten Monats Abbildung 2: Geschäftslage Leichte Entspannung bei den Kosten Obwohl die Kosten weiter steigen, scheint sich das Licht am Ende des Tunnels anzukündigen. Immernoch berichten zwei Drittel der Unternehmen der Branche von gestiegenen Kosten im letzten Monat, aber es sind weniger als im Vormonat. Auch für die nächsten drei Monate erwartet die Mehrheit der Unternehmen (58%) weiter steigende Kosten, aber auch hier bleibt der Wert unter dem des Vormonats zurück. Unter dem Eindruck wieder etwas sinkender Energiepreise deutet sich leichte Entspannung an. Ob dies zum Trend wird, lässt sich noch nicht sagen, mit sinkenden Kosten ist sicherlich noch nicht zu rechnen. Gerade die Transportunternehmen stehen weiter unter Druck. sinken unverändert bleiben steigen gesunken gleich geblieben gestiegen 0% Kosten in den nächsten 3 Monaten 39% 58% Kosten im letzten Monat 34% 66% Abbildung 3: Kosten Preisanpassungen erwartet Parallel zur leichten Entspannung bei den Kosten geht die Erwartung an Preisanpassungen leicht zurück. Immernoch erwartet jedoch eine deutliche Mehrheit der Unternehmen (54%) steigende Preise in den nächsten drei Monaten, 46% rechnen noch nicht mit Preisanpassungen. Im letzten Monat konnten 34% der Unternehmen ihre Preise erhöhen, dieser Wert liegt leicht unter dem Vormonat. Auch hier kann noch nicht von einem Trend ausgegangen werden. Langfristig gesehen werden sich die tendenziell höheren Kosten trotz des momentan wieder leicht gesunkenen Ölpreises weiter auf die Preise in der Logistikbranche auswirken. sinken unverändert bleiben steigen gesunken gleich geblieben gestiegen 0% Preise in den nächsten 3 Monaten 46% 54% Preise im letzten Monat 6 34% Abbildung 4: Preise 2
3 Beschäftigungsanstieg in der Logistikbranche noch nicht vorüber Obwohl sich die Dynamik des Arbeitsmarktes in der Logistikbranche gegenüber den beiden letzten Befragungen deutlich abgeschwächt hat, wächst die Beschäftigtenzahl immernoch. Gut ein Drittel der Unternehmen hat in den letzten drei Monaten Neueinstellungen vorgenommen, bei über der Hälfte ist die Beschäftigtenzahl gleich geblieben, nur bei 10% wurde die Belegschaft verkleinert. Auch für die nächsten drei Monate erwartet ein Drittel weiter steigende Beschäftigung. Scheinbar führen der aktuelle Personalmangel, die konjunkturelle Entwicklung und der Kostendruck nicht zu einem Beschäftigungsabbau bei den Unternehmen der Branche. zurückgehen gleich bleiben steigen gesunken gleich geblieben gestiegen 5% 10% 3 34% Beschäftigung in den nächsten 3 Monaten 56% 62% Beschäftigung der letzten 3 Monate Abbildung 5: Beschäftigung Irland zu weit entfernt für deutsche Logistikunternehmen? Der Logistikmarkt Irland spielt für deutsche Logistikunternehmen keine große Rolle. 76% der befragten Unternehmen sind nicht dort tätig und planen es auch nicht. Die Mehrheit der Unternehmen (64%) bescheinigt dem Logistikmarkt Irland eine gleichbleibende Bedeutung, jeweils 18% jedoch eine wachsende oder nachlassende. Nach dem großen Wachstumsboom sind die Meinungen über die weitere Entwicklung also geteilt. Interessanter die Frage warum deutsche Unternehmen im Gegensatz z.b. zu ihren holländischen 1 5% Konkurrenten während des großen Wirtschaftsbooms in Irland den Sprung auf die Insel nicht gewagt haben. Die Erschließung neuer Märkte erfolgt bei den meisten deutschen Logistikunternehmen vor allem in den direkten Nachbarländern. Geschäftstätigkeit auf dem Logistikmarkt in Irland wachsend konstant rückläufig geplant nicht geplant 76% Abbildung 6: Logistikmarkt Irland Branche lehnt nach Tageszeit gestaffelte LKW-Maut ab Die geplante Staffelung der LKW-Maut nach Tageszeit wird von den Unternehmen der Logistikbranche mehrheitlich abgelehnt. Nur 14% der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich das angestrebte Ziel einer Verlagerung des Verkehrs in stauarme Zeiten realisieren lässt. 71% kritisieren, dass das Mautsystem unnötig verkompliziert wird, 49% bemängeln insbesondere, dass die wichtigen zeitkritischen Ver- und Entsorgungsverkehre draufzahlen. Entlastet werden ausschließlich die (eigentlich unerwünschten) langen Transitverkehre, bei denen die Fahrzeiten der Maut angepasst werden können. Ein Hebel für die Verkehrsvermeidung ist dieses Instrument nicht. Mautsystem wird unnötg verkompliziert zeitkritische Ver- und Entsorgungsverkehre zahlen drauf Verkehre werden sich in stauarme Zeiten verlagern Entlastung von langen Transitverkehren - keine Verkehrsvermeidung keine Meinung Beurteilung einer nach Tageszeit gestaffelten LKW-Maut 14% 14% 49% 71% Abbildung 7: LKW-Maut 3
4 Logistiker wollen ihre Prozesse kontinuierlich verbessern Die Qualität von Geschäftsprozessen ist entscheidend für die Zusammenarbeit mit den Kunden und langfristigen Erfolg von Unternehmen. Prozessoptimierung ist deshalb in allen Branchen ein großes Thema. Die Unternehmen der Logistikbranche sind überwiegend überzeugt von der Qualität ihrer Prozesse. 6% der befragten Unternehmen halten ihre Prozesse für nahezu optimal, 56% glauben ihre Prozessqualität sei gut, weitere 31% zumindest für branchenüblich. Nur 11% finden die Prozesse in ihrem Unternehmen verbesserungswürdig. gut branchenüblich verbesserungswürdig nahezu optimal unbefriedigend Wie beurteilen Sie die Qualität ihrer Prozesse? 31% 11% 6% 0% 56% Verbesserungsbedarf Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf? Trotz dieser guten Selbsteinschätzung sind die meisten Unternehmen mit Qualitätsverbesserungen befasst und wissen wo es hakt. Handlungsbedarf sehen über die Hälfte der Unternehmen bei den Schnittstellen zum Kunden, ebenso bei der Disposition und Planung, eigentlich Kernkompetenzen der Logistikbranche. Ein Viertel sieht Verbesserungsbedarf bei den Vertriebsprozessen, dahinter folgen Lager- und Transportprozesse. Schnittstellen zu Kunden Dispo / Planung Vertriebsprozesse Lagerprozesse Transportprozesse Abrechnung Auftragsannahme 18% 15% 27% 24% 52% 55% Operational Excellence Was unternehmen Sie, um die Qualität der Prozesse zu verbessern? Operational Excellence ist das Ziel durch die ständige Optimierung aller Bildung von Teams betrieblichen Prozesse mit Hilfe der (Task-Force) Mitarbeiter. Deshalb setzen die Unternehmen bei der Verbesserung der Nutzung des Mitarbeiter Prozessqualität auf die Mitarbeiter. 6 Know-hows der Unternehmen nennen die Bildung von Teams (Task-Force), 57% die Nutzung Optmierung ist des Mitarbeiter-Know-how als Weg zur Chefsache Prozessverbesserung. Nur noch 29% finden, dass Optimierung ausschließlich Nutzung externe Berater Chefsache ist. 2 nutzen für die Prozessoptimierung externe Berater. Damit zeigt die Logistikbranche, dass sie moderne Wege der Prozessoptimierung kennt und auch anwendet. 2 29% 57% 6 Abbildungen 8-10: Qualität der Prozesse 4
5 Entwicklung der Nachfrage hat positiven Einfluss auf die Geschäftslage Bei der diesjährigen Untersuchung der wichtigsten Einflussfaktoren für die Geschäftslage fällt wieder die positive Entwicklung der Nachfrage auf. Über 70% der Unternehmen der Branche verzeichneten einen positiven Einfluss der Nachfrageentwicklung. Auch das Preisniveau wurde von der Hälfte der Unternehmen als positiver oder neutraler Faktor verzeichnet. Hier zeigt sich deutlich, dass vor allem mit anspruchsvolleren Angeboten wie Lager/ Warehousing gute Preise erzielt werden können, ebenso mit der Bereitstellung von Infrastruktur wie Terminals etc. Beim reinen Transport wird das Preisniveau deutlich schwieriger bewertet. Die Kostenentwicklung, vor allem bei Kraftstoffen und Energie, wirkt sich am stärksten negativ aus. Am geringsten fällt hierbei die Belastung bei Mieten und Infrastruktur aus. Positiv werden alle IT-Entwicklungen bewertet, vor allem Systeme für logistische Prozesse und Lagerlogistik und verwaltung. Entwicklung der Nachfrage Entwicklung des Preisniveaus Entwicklung der Kosten Auflagen v. Behörden & Zulassungsstellen Politische Rahmenbedingungen Entwicklungen EDV & IT Sonstiges Entwicklung der Nachfrage Lager/Warehousing Transport Bereitstellung Infrastruktur (Terminals, etc) Treib-/Kraftstoff und Energie Personalkosten Fahrzeugkosten Infrastrukturkosten Mieten und Pachten Verwaltungskosten Versicherungen und Gebühren Neue Lenk- und Ruhezeiten Basel II Digitaler Tachgraph Versand- und Speditionssoftware Softwaresysteme zur Optimierung logistischer Prozesse EDV System für Lagerlogistik, -verwaltung Sonstiges 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Positiv kein Einfluß Negativ Abbildung 11: Einflussfaktoren 5
6 Das SCI/Logistikbarometer Das SCI/Logistikbarometer ist ein regelmäßig ermittelter Indikator, der die brancheninterne Wirtschaftslage und -zukunft zeigt. Im Juni 2003 startete das Barometer mit der Befragung von 200 in Bezug auf Größe, Produkte und weitere Indikatoren repräsentative Unternehmen der Logistikbranche. Mit Hilfe von ausgewählten Entscheidern der Logistikbranche hat SCI Verkehr eine schnelle und unkomplizierte Abfragemethode entwickelt. Die Befragung erfolgt mittels eines zweiseitigen Bogens. Innerhalb weniger Minuten können die kurzen, prägnanten Aussagen bzw. Einschätzungsabfragen beantwortet werden. Die Analyse erfolgt zum Teil in methodischer Anlehnung an den Ifo- Geschäftsklimaindex. Die Zielsetzung des SCI/Logistikbarometers geht jedoch über den Ansatz des Ifo-Institutes hinaus. Es werden nicht nur kurzfristige, konjunkturellbedingte Erwartungen abgefragt; vielmehr verfolgt dieses Barometer darüber hinaus das Ziel, langfristige, wachstumsbedingte Tendenzen aufzudecken. Weitere Informationen: Herr Peter Abelmann SCI Verkehr GmbH Vor den Siebenburgen Köln Tel.: Die Befragungsergebnisse werden analysiert, interpretiert und in der Deutschen Verkehrs-Zeitung veröffentlicht. Dies soll interessierten Unternehmen helfen, die Entwicklungen in der Logistikbranche bei ihrer Planung zu berücksichtigen und dementsprechend zu agieren. Des Weiteren können sich auch Dritte mit Hilfe des SCI/Logistikbarometers über die aktuelle und die zukünftig erwartete Marktlage der Logistikbranche informieren. 6
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