Ist die Einstellung der Jagd im Kanton Basel möglich und sinnvoll? Wildtierökologische Betrachtung
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1 Ist die Einstellung der Jagd im Kanton Basel möglich und sinnvoll? Wildtierökologische Betrachtung Josef H. Reichholf Em. Honorarprofessor für Naturschutz an der Technischen Universität München & früherer Leiter der Hauptabteilung Wirbeltiere der Zoologischen Staatssammlung München
2 Fünf Thesen! 1. Jagd macht die Tiere scheu ( wild ) ohne Jagd wären sie vertraut (nicht zahm!)! 2. Jagd verändert das Aktivitätsmuster der bejagten Arten (è Nachtaktivität)! 3. Jagd geht selektiv vor: Bekämpfung von Raub -Tieren/-Vögeln Hege des Nutzwildes (Förderung der Trophäenträger )! 4. Jagd reguliert nicht i. S. natürlicher Häufigkeitsverhältnisse. Sie schafft überhöhte und unterdrückte Bestände.! 5. In jagdlich befriedeten Gebieten sind die Probleme mit (jagdbaren) Tieren geringer
3 Zu 1: Scheue Wildtiere? Warum sollte es den Nationalparkeffekt nur in (fernen) Nationalparken geben?
4 Scheu ist nicht naturgegeben
5 Zu These 2: Aktivitätsmuster Erlebbarkeit der größeren heimischen Tiere nimmt zu; Gefahr im Straßenverkehr ab!
6 Zu These 3: Rückkehr nach Einstellung der Bejagung Entwicklung des Brutbestandes in Deutschland Seeadler Fischadler Bis 1990: BRD 8 Bp. Seeadler & 1 Bp Fischadler Der Eiserne Vorhang war bis zur deutschen Wiedervereinigung auch tiergeographische Grenze
7 Wölfe leben wieder in Deutschland, aber nur im Osten ; Abschuss im Westen Rückkehr des Luchses ~ 300 in CH (!) - scheitert in D am Widerstand der Jäger trotz ihrer Schwierigkeiten, die Abschusspläne für die Reh- Bestände zu erfüllen (Wille zur Regulierung?) Höhere Bestände an Mardern in der Stadt als auf dem Land
8 Anstieg der Rehbestände Rehe Capreolus capreolus in D Abschüsse/Jagdjahr Verdreifachung / / / /03 Rehe wie Gazellenrudel
9 Zu These 4: Regulierung durch Jagd? Rehabschüsse in D unverändert über eine Million pro Jahr ohne Rückgang der Bestände Trotz Steigerung der Abschussmenge von unter auf über Stück Wildschweine nimmt deren Bestand in BY weiter zu: Regulierung gescheitert! Winterfütterung wird fortgesetzt!
10 Häufigkeit der Rabenkrähe in BY Rabenkrähen Brutpaare/km² Fluren (55 %) + Wälder (30 %) = 85 % der Landesfläche BY 0 City Stadtrand Flur Wald Atlas: Brutvögel in Bayern Brutpaare Realistischerer Wert: Brutpaare Bejagung verdrängt die Krähen & Elstern in die Städte und Siedlungen
11 Höchst fragwürdiger Abschuss Abschuss zerstört die Territorialität der Brüter und begünstigt die Nichtbrüter! Forschungsergebnisse aus der Schweiz von TOMPA 1975/76
12 Folgen der Krähenbejagung Unterschiedliche Häufigkeit brütender und nichtbrütender Rabenkrähen in Stadt und Land: Folge der Bejagung Ex./100 k m ² bejagt unbejagt Stadt Rand Feldflur Grünland Nichtbrüter Brutvögel Exponentiell (Nichtbrüter) è Mehr Nichtbrüter höhere Verluste (Niederwild/Singvögel)
13 Die Krähenbejagung senkte den Bestand nicht, sondern erhöhte ihn Rabenkrähen-Häufigkeit an der B 12 München-Bad Füssing (150 km) EG-Voge ls chutz 2.April 1979 Massenabschüsse seit 1994 ~ Krähen/Jahr Abschüsse Anzahl pro Fahrt /6 96/7 97/ In Bayern bereits seit Ende der 1980er Jahre Einzelabschussgenehmigungen (Tausende!) 2008
14 Verkannter Fuchs Kein von Natur aus scheues Nachttier!
15 Fuchs-Jagdstrecken Abschusszahlen von Feldhasen und Füchsen in Hessen Hasen Füchse x Weniger Hasen, weil mehr Füchse geschossen wurden? /
16 Totalabschuss aller Beutegreifer im Großrevier Wahlen Saarland (6 Jahre) N Revier Wahlen, Starke Steigerung der Fuchsabschüsse Kein Anstieg der Hasen-Häufigkeit r = - 0,019 ( ) Fuchs Hasen 50 Beutegreifer pro Fasan/Hase abgeschossen: Wirkungslos!
17 Wiedereinbürgerung des Bibers ohne Bejagung / Bekämpfung Anzahl Entwicklung des Bestandes der Biber Castor fiber in Bayern Aussetzungsphase knapp 100 Biber Schweiz: gegenwärtig etwa Biber NZZ vom 11. Oktober 2013
18 Eingriff & Regulation Jagd drückt produktive Bestände immer wieder in die Wachstumsphase 7000 Anzahl Stabilisierungsphase II Verzögerungsphase: schon wenige Abschüsse können die Entwicklung verhindern I Wachstumsphase I = Vernichtung II = Bestand wird produktiv gehalten; Nutzung auf hohem Niveau
19 Zu These 5: Weniger Probleme ohne Jagd Weniger Wildschäden, weniger Kollisionen im Straßenverkehr (Aktivität am Tage!); tatsächlich auftretende Probleme sind gezielt lösbar
20 Ergebnis! 1. Verminderte Scheu macht die Tiere erlebbar und zeigt ihre Häufigkeit: Vorteilhaftigkeit für Kinder und Naturfreunde (Viele gewinnen!)! 2. Regulation von Vorkommen und Häufigkeit kann weitestgehend von selbst erfolgen (Artenreichtum steigt!)! 3. Auf Schäden kann bei Bedarf und lokal reagiert werden (Beispiel: Städte)
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