Tierwohl in Fischerei und Aquakultur - Fachliches und aktuelle Diskussionen
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- Kristian Arnold
- vor 7 Jahren
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1 Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Tierwohl in Fischerei und Aquakultur - Fachliches und aktuelle Diskussionen Dr. Helmut Wedekind Starnberg
2 Begrifflichkeit animal welfare Tierschutz Tiergerechtheit Tiergerechtigkeit Tierwohl Fischwohl?
3 Fischhaltung in Teichen und Anlagen
4 Gesetzliche Vorschriften Tierschutzgesetz (TierSchG 2010) Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen (Tierversuche: Tierschutz-Versuchstierverordnung) Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV 1999) das Aufbewahren, Betäuben und Schlachten von Fischen Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV 1999) Schutz von Tieren bei ihrer Beförderung in Fahrzeugen sowie Transportbehältnissen
5 Belastungsursachen bei Fischen in der Aquakultur Wasserqualität Verschmutzungen gelöster Sauerstoff Stoffwechselprodukte Temperatur Biologische Faktoren Fisch Fisch Krankheitserreger Nahrung Einwirkungen des Menschen Fang Handhabung, Sortieren Krankheitsbehandlung Transport
6 Wasserqualität Schreckenbach (2001) Umweltparameter ME kritischer unterer Bereich eingeschränkter unterer Bereich optimaler Bereich eingeschränkter oberer Bereich kritischer oberer Bereich Temperatur C bis 0, bis 25 Sauerstoff (O 2 ) mg/l bis 4,0 6,0-6,9 7, bis 40 ph-wert bis 4,9 5,0 6,0 6,1-8,0 8,1-8,9 bis 9,0 Kohlendioxid (CO 2 ) mg/l bis 0, bis 20 Stickstoff (N 2 ) % Sätt. - - < bis 105 Ammoniak (NH 3 ) mg/l - - 0,01 0,01-0,07 bis 0,1 Salpetrige Säure (HNO 2 ) Leistungskurve: Wachstum Futterverwertung Belastungsfähigkeit Erregerabwehr mg/l - - 0,0002 0,0002-0,0005 Stress bis 0,002 Stress
7 Reaktionen der Fische auf dauerhafte Belastungen Verhaltensänderungen: - Futterverweigerung - verringerte Schwimmaktivität - permanente Fluchtbereitschaft Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes (Dunkelfärbung, Aufhellung) Konditionsschwäche, Immunsuppression (Infektionen) Verlangsamung oder Stagnation des Wachstums, schlechte Futterverwertung Verluste
8 Symptome bei chronischen Belastungen Hautbeläge Verfärbungen Augentrübung Kiemenschwellung Hautrötungen Flossenschäden u.a. Organveränderungen Mageninneres Magenschleimhaut Kontrollfisch Gestresster Fisch
9 Kennzeichen der intensiven Aquakultur hohe bis sehr hohe Individuendichte (Ballung) technisierte Haltungsumwelt (Sauerstoffeintrag, wenig Strömung) ausschließliche Verwendung von optimiertem, industriell hergestellten Trockenmischfuttermitteln züchterisch bearbeitete, an die Haltungsbedingungen angepasste Bestände
10 Belastung durch hohe Besatzdichte 10
11 11
12 Besatzdichte I geringe Individuendichte Wedekind (2012) Zu beobachten: innerartliche Aggression Dominanzverhalten Positionseffekte Folge: dauerhafter sozialer Stress schlechte Futteraufnahme und verwertung Auseinanderwachsen der Population
13 Besatzdichte II mittlere Individuendichte Wedekind (2012) Zu beobachten: keine innerartliche Aggression Schwarmverhalten Folge: gleichmäßiges Wachstum gute Futteraufnahme und verwertung nur bedingt wirtschaftlich
14 Besatzdichte III hohe Individuendichte (ohne Technik) Wedekind (2012) Zu beobachten: O 2 -Mangel NH 3 -Spitzen physiologischer Stress Folge: Auseinanderwachsen hohe Krankheitsanfälligkeit (Verluste) hoher Sortieraufwand, geringe Qualität hohes betriebswirtschaftliches Risiko
15 Besatzdichte IV Wedekind (2012) hohe Individuendichte (mit Sauerstoffeintrag) Zu beobachten: keine innerartliche Aggression, Schwarmverhalten gleichmäßige O 2 -Verhältnisse evtl. Wasser durch Fisch- Ausscheidungen belastet Folge: gleichmäßiges Wachstum höchste Produktivität und Qualität hoher Überwachungsaufwand Ammoniak-Ausscheidung ist begrenzender Faktor
16 Flossenmissbildungen
17 Forellenaufzucht: mit und ohne Struktur Verhaltensunterschiede unterschiedlicher Flossenstatus Schmidt & Wedekind (2010)
18 Beschattung in einer Rinnenanlage für Forellen
19 Belastung Abfischen, Sortieren, Transportieren
20 Belastung durch Handhabung beim Abstreifen 20
21 Belastung durch Handhabung beim Sortieren
22 Hältern, Betäuben, Schlachten
23 Betäuben/Töten in der Fluss- und Seenfischerei 4 Abs. 1 TierSchG fordert, dass ein Wirbeltier nur unter wirksamer Schmerzausschaltung (Betäubung) in einem Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit getötet werden darf. Nach der neuen Tierschutzschlachtverordnung vom (s. Anlage) gelten die Bestimmungen dieser Verordnung nach 1 Abs. 3 Nr. 4. nicht bei einem Massenfang von Fischen, soweit es nach dem Stand der Wissenschaft nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, eine Betäubung durchzuführen. Das bedeutet, dass es jeweils im Ermessen des Fischers liegt, aus guter fachlicher Praxis heraus zu entscheiden, ob er im konkreten Fall eine Betäubung durchführen muss (vorstellbar z.b. beim Fang einzelner Fische) oder eine solche Betäubung nicht möglich ist. 23
24 Zusammenfassung Gute fachliche Praxis! Sicherstellung einer optimalen Wasserqualität Bemessung von Besatz und Bestandsdichte nach den Gegebenheiten (Anlagendimensionierung, Ausstattung, Technisierung) Bedarfsgerechte Fütterung Vermeidung von Belastungen bei den verschiedenen Produktionsschritten: Haltung/Aufzucht, Sortieren, Abstreifen, Fang, Transport, Hältern und Schlachten Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 24
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