Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 2018 Scheibenschlagen in Danis Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Scheibenschlagen in Danis Bündner Tagblatt Bündner Tagblatt vom 19. Februar Seite 1 und 3. Man könnte meinen, einen Vulkanausbruch zu beobachten. Tatsächlich handelt es sich aber um das traditionelle Scheibenschlagen, welches am Samstagabend in Danis-Tavanasa stattfand und von der dortigen Jungmannschaft organisiert wurde. Die Schüler und ledigen Männer schlagen dabei glühende Holzscheiben in Richtung Dorfplatz in Danis. Der Scheibe folgt jeweils ein lautstarker Ruf, mit welchem die jungen Frauen beeindruckt werden sollen. Geübte schlagen die glühende Scheibe bis zu 600 Meter weit ins Dorf. Der Anlass hat im Dorfleben von Danis einen hohen Stellenwert. Am Scheibenschlagen treffen sich Einheimische, Touristen und Heimwehdaniser, um gemeinsam den Frühling will- kommen zu heissen. (LIV/Foto Marco Hartmann)

3 - 3 - Gespanntes Warten vor der Kirche in Danis: Der traditionelle Brauch des Scheibenschlagens stellt für viele Kinder den Höhepunkt im Dorfleben dar. Am Samstag haben sich die Knaben und ledigen Männer von Danis-Tavanasa zum Scheibenschlagen getroffen. Nebst dem Vertreiben des Winters hat der uralte Brauch auch noch einen anderen Zweck, wie ein Besuch vor Ort zeigt. Livio Giovanoli (Text) Marco Hartmann (Fotos) Schon von Weitem ist das laute Glockengeläute zu hören und der Duft von Feuer zu riechen. Vor der katholischen Pfarrkirche in Danis stehen Fackeln und einige junge Männer mit Hüten. Es ist der erste Samstag nach Aschermittwoch und der Beginn der Fastenzeit. Für die Kinder und die jungen Erwachsenen im Dorf ist es der Höhepunkt im Dorfleben. Doch auch für alle andern Dorfbewohner und für die Gäste, welche ihre Ferien in Danis verbringen, ist es ein Spektakel. Das traditionelle Scheibenschlagen, im romanischen «Trer schibettas» genannt, steht auf dem Programm. Traditionsgemäss findet zuerst eine katholische Messe statt, an welcher die Scheiben, «schibettas» genannt, gesegnet werden. Nach dem Ende der Messe verlassen als Erste die Hauptakteure des Abends mit ihren umgehängten Scheiben, den «schibettas», die Kirche. Die grosse Vorfreude ist in den Augen der Kinder sichtbar.

4 - 4 - «Schi-bettas, schi-bettas, schi-bettas», rufen sie lautstark und ziehen durchs Dorf in Richtung «Chistatscha», eines Orts hoch über Danis, von wo aus die «schibettas» abgeschleudert werden. Tausendjährige Tradition Das Scheibenschlagen ist nicht nur in Danis verbreitet. Auch in Untervaz und Dardin üben die jungen Dorfbewohner den Brauch noch aktiv aus. Es handelt sich um einen germanisch-heidnischen Brauch aus Mitteleuropa, welcher erstmals im Jahr 1090 erwähnt wird. Damals brannten im deutschen Ort Lorsch die Kirche sowie Teile des Klosters nieder. Grund für den Brand sollen brennende Holzscheiben gewesen sein, welche von den Jugendlichen des Dorfs geschlagen wurden. Ihr Ziel war es, mit den brennenden Scheiben den Winter zu vertreiben. In Danis wird der Brauch seit längerer Zeit auch noch für eine weitere und für die jungen Männer wohl wichtigere Funktion gebraucht. Jedes Mal, wenn ein Schüler oder ein junger Mann eine Scheibe auf seinen Haselnussstock aufsteckt und sie danach in den dunklen Himmel über Danis schleudert, wird der Scheibe ein Spruch hinterhergerufen: «Oh tgei biala schibetta per la» / «Oh welch schöne Scheibe für», gefolgt vom Namen eines Mädchens, dem die Scheibe gewidmet ist. Umgekehrt hört man aber nie einen Männernamen. Denn Frauen sind am traditionellen Brauch nicht zugelassen. Ausschliesslich Schüler ab der dritten Klasse und ledige Männer haben das Privileg, die «schibettas» schlagen zu dürfen. Traditionellerweise schlagen zuerst die Schüler die Scheiben und im Anschluss die ledigen Männer. Die Rolle der Frauen Als die ersten Schüler mit ihren Fackeln vom «Plaun da Schibas», dem Scheibenplatz, auf den Dorfplatz von Danis zurückkehren, kommt unter den Mädchen und jungen Frauen ein wenig Hektik auf. Für sie startet das «Trer schibettas» nämlich erst jetzt richtig. Die Schüler und jungen Männer besuchen nach dem Scheibenschlagen die Mädchen und ledigen jungen Frauen und erhalten bei ihnen als Dank für die gewidmeten «schibettas» Fasnachtsküchlein, sogenannte «patlaunas».

5 - 5 - Mit Fackeln, «schibettas» und Haselnussstöcken ziehen die Schüler vom Dorfplatz in Richtung «Plaun da Schibas». Aus einem Erlenstamm werden Schindeln abgespalten, welche dann mithilfe einer Axt die runde Form der Scheiben bekommen. Wie wichtig dieses Ritual ist, zeigt ein Gespräch im Festzelt auf dem Dorfplatz. Auf die Frage eines älteren Herrn, ob sie die «patlaunas» selbst gemacht habe, antwortet ein Mädchen mit Nein. «Nächstes Jahr will ich sie aber auf jeden Fall selbst machen», sagt sie sichtlich stolz und verabschiedet sich. Während die Schüler die selbst gemachten Fasnachtsküchlein geniessen, steigen die ledigen Männer auf. Der Unterschied zu den Schülern ist offensichtlich: Die Schläge gehen weiter und die Rufe ertönen lauter. Es scheint fast so, als gäbe sich manch ein junger oder zumindest jung gebliebener Daniser besonders Mühe, die Frauen zu beeindrucken Internet-Bearbeitung: K. J. Version 02/