Zur Politik der Importsubstitution in Russland. Eine ökonomische Betrachtung. Russland-Konferenz Markt. Modernisierung. Mittelstand.
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1 Zur Politik der Importsubstitution in Russland. Eine ökonomische Betrachtung. Russland-Konferenz Markt. Modernisierung. Mittelstand. Dr. Ricardo Giucci, Berlin Economics Haus der Deutschen Wirtschaft, Berlin, 27. Februar 2015
2 Gliederung 1. Importsubstitution: Begriff und Politikinstrumente 2. Politik der Importsubstitution in Russland sinnvoll? Makroökonomische / kurzfristige Sicht Strukturelle / langfristige Sicht 3. Wirkung einer Politik der Importsubstitution Wirkung auf inländische Produktion Negative Nebeneffekte 4. Schlussfolgerungen 2
3 1. Begriff und Politik-Instrumente Importsubstitution: Importe werden durch inl. Produktion ersetzt Wie? Zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten Von Marktkräften getrieben, z.b. nach einer starken Abwertung (wie nach 1998 oder nach 2008) Durch eine gezielte Politik der Importsubstitution Thema hier: Politik der Importsubstitution Politik-Instrumente: Handelspolitik: Zölle, nicht-tarifäre Hemmnisse, Importverbote Öffentliche Auftragsvergabe, inkl. Staatsunternehmen Kredite, Garantien, Subventionen an einzelne Sektoren 3
4 2. Politik der Importsubstitution sinnvoll? Makro Sicht * 2015* Export Mrd. USD Import Mrd. USD Überschuss Mrd. USD Überschuss % BIP 8,6 9,9 12,8 Quelle: Weltbank; *Schätzung/Prognose UBS Kein Importproblem, vergleichbar zu DE (+7,1% des BIP) 2013 RU DE CN IN BR ZA Import Mrd. USD Import % BIP 16,4 31,9 21,1 24,8 11,2 36,0 Relativ niedrige Importquote RU im BRICS-Vergleich Politik makroökonomisch nicht zu begründen 4
5 Politik Importsubstitution sinnvoll? Strukturelle Sicht Waren der Lebensmittelindustrie 4% Waren tierischen Ursprungs 5% Waren pflanzlichen Ursprungs 5% Quelle: UN Comtrade Kunststoffe 5% Sonstige 18% Importe nach Sektoren, 2013 Metalle 7% Maschinenbau/Beförderungsmittel/Chemie > 50% Dominierende Rolle von Technologie Chemische Erzeugnisse 11% Maschinenbau 29% Beförderungsmittel 16% Import wichtig für Modernisierung & langfristiges Wachstum Politik auch aus struktureller Sicht nicht sinnvoll 5
6 3. Politikwirkung: Inländische Produktion Wirkungsweise Politik der Importsubstitution: Importhemmnisse Nachfrage nach inländischen Produkten Grundsätzlich: Wirkung auf Produktion UND/ODER Preise Entscheidende Frage: Was ist eher zu erwarten? Produktion ODER Preise Konkrete Antwort hängt von zwei Faktoren ab: Kapazitätsauslastung Investitionsbedingungen 6
7 Jan-00 Aug-00 Mrz-01 Okt-01 Mai-02 Dez-02 Jul-03 Feb-04 Sep-04 Apr-05 Nov-05 Jun-06 Jan-07 Aug-07 Mrz-08 Okt-08 Mai-09 Dez-09 Jul-10 Feb-11 Sep-11 Apr-12 Nov-12 Jun-13 Jan-14 Aug-14 Kapazitätsauslastung Kapazitätsauslastung und Arbeitslosenquote % Kapazitätsauslastung (linke Achse) Arbeitslosenquote (rechte Achse) % Quelle: Rosstat Hohe Auslastung Produktion nur falls Investitionen 7
8 Jan-14 Feb-14 Mrz-14 Apr-14 Mai-14 Jun-14 Jul-14 Aug-14 Sep-14 Okt-14 Nov-14 Dez % Investitionsbedingungen Zinsen für Unternehmenskredite nach Laufzeit Bis zu einem Jahr Über ein Jahr Quelle: Zentralbank der Russischen Föderation Sehr hohe Zinsen Signifikante Investitionen unwahrscheinlich, zumal hohe Unsicherheit herrscht Politik der Importsubstitution: Kaum Wirkung auf inländische Produktion zu erwarten Erheblicher Effekt auf Preise und Inflation 8
9 3. Politikwirkung: Negative Nebeneffekte Negative Effekte nach Politikinstrument: Importverbot/-einschränkung: Höhere Preise/Inflation, Einkommensumverteilung von unten nach oben Gelenkte Kredite: Höhere faule Kredite bei Banken, negativer Beitrag zur Finanzstabilität Subventionen/Garantien: Fiskalische Belastung Dazu: Governance Probleme nehmen zu, da Unternehmen die Nähe zur Regierung suchen werden Erhebliche negative Wirkungen zu erwarten 9
10 Zur Zielsetzung 4. Schlussfolgerungen Russland braucht keine Politik der Importsubstitution Im Gegenteil: Importe sind wichtig um die Wirtschaft zu modernisieren und langfristiges Wachstum zu sichern Erwartete Wirkung Kaum positive Wirkung auf inländische Produktion zu erwarten Dafür: Erhebliche negative Wirkungen wahrscheinlich Schlussfolgerung Eine marktgetriebene Importsubstitution ist zu begrüßen; die Abwertung des Rubels bildet eine gute Basis dazu Aber: Eine Politik der Importsubstitution macht keinen Sinn Sinnvollere Handelspolitik: Freihandel vorantreiben! 10
11 Kontakt Dr. Ricardo Giucci BE Berlin Economics GmbH Schillerstr. 59, D Berlin Tel: / Fax: / service@berlin-economics.com Follow us on 11
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