Leere Netze. Methoden. Schulstufe Ziel Lehrplanbezug Unterrichtsfach. Verweis: ON MISSION Magazin Seite 16 Rubrik: Ins Land Leere Netze
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- Cornelia Kraus
- vor 6 Jahren
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1 Leere Netze Schulstufe Ziel Lehrplanbezug Unterrichtsfach ab 4. Klasse HS/AHS Einblick in die Herausforderung des Landes Senegal im Rahmen der Fischerei. Wie Menschen in unterschiedlichen Gebieten der Erde leben und wirtschaften: Erkennen, dass sich Menschen in ihren Lebens- und Konsumgewohnheiten auf regionale und kulturelle Voraussetzungen einstellen und dass die Lebensweise einem Wandel unterliegt. Erkennen, wie einfache Wirtschaftsformen von Naturund Gesellschaftsbedingungen beeinflusst werden und erfassen, dass Menschen unterschiedliche, sich verändernde Techniken und Produktionsweisen anwenden. Erkennen, wie Menschen mit Naturgefahren umgehen. Geographie Methoden» Textarbeit in Kleingruppen (Arbeitsblätter leere Netze 1 5) Kurzreferate und erstellte Materialien präsentieren. 1
2 Arbeitsblatt: Leere Netze 1 Europäische Fischereipolitik Jedes Land, das ans Meer grenzt, verfügt über eine so genannte 200-Meilen Zone. Sie geht von der Küste weg und reicht 200 Meilen ins Meer. Diese Zone darf das angrenzende Land als Wirtschaftsgebiet nutzen. Beispiel Senegal: Senegal liegt an der Küste und darf entscheiden, ob innerhalb der 200 Meilen Zone gefischt werden darf oder nicht und wer dazu das Recht hat. So kann zum Beispiel Senegal vereinbaren, dass auch andere Länder innerhalb ihrer Zone fischen dürfen. Bis Juli 2006 hatte Senegal ein so genanntes Fischereiabkommen mit der EU. Dieser Vertrag erlaubte es den Fischereiflotten der EU innerhalb der Gewässer Senegals zu fischen. Mit diesem Abkommen kaufte die EU Lizenzen für Fangquoten. Mit dem Geld sollte auch die Fischereipolitik Senegals gefördert werden. Praktisch sah dies so aus, dass die Lizenzen verbilligt an Fischer abgegeben wurden, die damit die Fischbestände vor der Küste befischten. Die EU schließt solche Abkommen auch mit anderen Ländern ab, z. B. mit Grönland (Nordamerika), Mikronesien (Asien) oder Madagaskar (Afrika). Mit diesen Verträgen möchte die EU ihre Bevölkerung ausreichend mit Fisch versorgen, die eigenen Fischbestände schützen und die eigene Fischindustrie fördern. Es ist aber wichtig, dass die europäische Fischereipolitik erkennt, welche Folgen ihre Abkommen für die Bevölkerung der jeweiligen Länder haben. Die küstennahen Gebiete werden von EU-Fischern leergefischt und die einheimischen Fischer müssen immer weiter hinaus aufs Meer fahren. Das ist gefährlich, denn die kleinen Holzboote der Einheimischen eignen sich nicht so gut für die Hohe See. Basislinie Ausschliessliche Wirtschaftszone Anschlusszone Küstenmeer Hoheitsgewässer Innere Gewässer Festland SEEMEILEN Meilen Zone Fischereiabkommen: Verträge für den Fischfang Fischereiflotten: Darunter versteht man die Schiffe der Hochseefischerei, auch Trawler oder Schleppnetzfischer genannt. Zu einer Flotte gehören mehrere Schiffe. Lizenz: (Latein: licet, es ist erlaubt ) eine Erlaubnis, Dinge zu tun, die ohne Lizenz verboten sind. Fangquoten: Darunter versteht man eine festgesetzte Menge an Wassertieren (Fischen, Walen u. a.), die in einem bestimmten festgelegten Gebiet während eines Zeitraums gefangen werden dürfen. 200 Seemeilen = 37,044 km Die europäische Fischereipolitik gefährdet die Lebensgrundlage westafrikanischer Fischer, Germanwatch,
3 Arbeitsblatt: Leere Netze 2 Illegales Verhalten europäischer Fischflotten Immer öfter kann man illegales Verhalten von Trawlern aus EU-Ländern beobachten. Es befinden sich in den westafrikanischen Gewässern viel mehr europäische Trawler als es der Vertrag erlaubt. Obwohl nur 80 Boote eine Genehmigung hatten, konnten bis zu 150 Boote an der senegalesischen Küste beobachtet werden. Die Schiffe dringen sogar in Zonen vor, für die sie kein Zugangsrecht haben. Nachts fahren sie mit abgeblendetem Licht in diese Zonen hinein und rauben die dortigen Fischbestände aus. Diese Raubzüge schaden den einheimischen Fischern am meisten, da sie mit ihren kleinen Fischerbooten nur an der Küste fischen können. Doch weil sie an der Küste nichts mehr fangen, sind viele gezwungen trotz Gefahr immer weiter auf dem offenen Meer zu fischen, weil sie sonst ihre Familien nicht ernähren können. Ihre Boote sind nicht hochseetauglich, deshalb gibt es immer wieder Todesfälle. Fisch ist im Senegal eines der wichtigsten Lebensmittel und die wichtigste Quelle von tierischem Eiweiß. Im Senegal trägt Fisch zu über 75% zur Proteinversorgung bei. Deshalb ist es für die Bevölkerung im Senegal eine Katastrophe, dass ihre Fischbestände zerstört und geraubt werden. Trawler (engl.: Schleppnetzfischer) ist ein Schiffstyp, der zum Fischfang eingesetzt wird. Fischbestand Damit ist die Menge der lebenden Fische gemeint. Tierisches Eiweiß Eiweiß ist ein lebenswichtiger Nährstoff für den Menschen. Es dient dem menschlichen Körper als unersetzliche Aufbausubstanz für Muskeln und den menschlichen Organismus überhaupt. Insbesondere tierisches Eiweiß kann unser Körper gut verwerten. Die europäische Fischereipolitik gefährdet die Lebensgrundlage westafrikanischer Fischer, Germanwatch,
4 Arbeitsblatt: Leere Netze 3 Senegal Die EU hat mit dem Senegal einen Fischereivertrag. Wissenschaftler haben ihre Empfehlungen abgegeben, wie viel gefischt werden darf, damit die Fischbestände erhalten bleiben es wird allerdings schon lange mehr gefischt, als empfohlen. Anstatt etwas dagegen zu unternehmen, wird noch mehr gefischt. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass es einige Fischarten bereits nicht mehr gibt. Die industriellen Fischfangmethoden gehen mit den knappen Vorräten an Fisch besonders verantwortungslos um. Weltweit wird etwa ein Drittel der gefangenen Fische gleich wieder ins Wasser geworfen. Bei der Garnelenfischerei vor der Küste Senegals sieht es noch schlimmer aus: pro Tonne gefangener Garnelen wird mindestens eine Tonne Fisch wieder zurückgeworfen. Senegalesische Fischer gehen mit den knappen Ressourcen verantwortungsvoller um: nur was gegessen werden kann, wird auch gefangen und weiterverarbeitet. Moderne Fischerei gefährdet die Erneuerung der Fischbestände, weil die großen Grundschleppnetze die Bodenflora und damit Laichgebiete zerstören. Mit den handwerklichen Fischmethoden der einheimischen Fischer kann das nicht passieren. Industrie Die Industrie (lat. industria: Betriebsamkeit, Fleiß) stellt mechanisch und automatisch Waren her. Das Ziel ist möglichst schnell möglichst viel zu produzieren. Für die Fischerei bedeutet das, möglichst schnell, möglichst viele Fische zu fangen. (= moderne Fischerei) Garnelen Krebse Schleppnetze Darunter versteht man Netze, die hinter einem oder mehreren Schiffen hergezogen (geschleppt) werden. Schleppnetze sind heute die wichtigsten Fischfanggeräte der Tiefseefischerei. Es gibt zwei Arten von Schleppnetz:» Pelagische Schleppnetze sind für den Fang von Fischarten konstruiert, die im freien Wasser leben z.b. Rotbarsch, Kabeljau, Seelachs.» Grundschleppnetze werden für den Fang von Fischen wie Scholle oder Seezunge und Krebstieren wie Hummer oder Garnelen, die auf dem Meeresgrund leben, hergestellt. Bodenflora Darunter versteht man alle am Boden lebenden Tiere und Pflanzen. Laichgebiete Orte, an denen Fische ihre Eier (Fischlaich) ablegen. Die europäische Fischereipolitik gefährdet die Lebensgrundlage westafrikanischer Fischer, Germanwatch,
5 Arbeitsblatt: Leere Netze 4 Schlafende Netze Badara Diop, ein Fischer nahe der Hauptstadt Dakar, macht am Strand seine Piroge zum Auslaufen klar. Er inspiziert den Außenbordmotor des Fischerbootes und die Schwimmwesten, kauft Treibstoff und unterweist seine Besatzung. An diesem Morgen wird Badara zu den schlafenden Netzen fahren, die er knapp außerhalb der Sechs-Meilen-Zone ausgelegt hat. Diese Netze haben 24 Stunden im Meer getrieben; ihre Maschendichte ist speziell auf eine wertvolle Art von Schalentieren (Muscheln, Krebse) abgestimmt, mit denen sie nun gefüllt sind. Kleinfischer wie Badara besitzen 40 oder mehr Netze, jedes für eine andere Art Meerestiere. Im Gegensatz zu den ausländischen Trawlern, die Schleppnetze benutzen, haben die Kleinfischer so gut wie keinen so genannten Beifang in ihren Netzen. Und sollte sich doch einmal eine unerwünschte Fischart darin finden, dann wird sie mit an Land gebracht, verkauft, verarbeitet und verbraucht. Praktisch nichts wird bei dieser Fangmethode verschwendet. Unmittelbar nach Passieren der Sechs- Meilen-Zone entdeckt Badara den ersten fremden Kutter. Es ist ein koreanisches Schiff, spezialisiert auf den Fang von Fischarten, die am Meeresboden leben. Dakar Hauptstadt Senegals Piroge traditionelles Fischerboot im Senegal Trawler (engl.: Schleppnetzfischer) ist ein Schiffstyp, der zum Fischfang eingesetzt wird. Schleppnetze Darunter versteht man Netze, die hinter einem oder mehreren Schiffen hergezogen (geschleppt) werden. Schleppnetze sind heute die wichtigsten Fischfanggeräte der Tiefseefischerei. Es gibt zwei Arten von Schleppnetz:» Pelagische Schleppnetze sind für den Fang von Fischarten konstruiert, die im freien Wasser leben z.b. Rotbarsch, Kabeljau, Seelachs.» Grundschleppnetze werden für den Fang von Fischen wie Scholle oder Seezunge und Krebstieren wie Hummer oder Garnelen, die auf dem Meeresgrund leben, hergestellt. Sechs-Meilen-Zone Darunter versteht man den Küstenstreifen, der nur von der einheimischen Bevölkerung befischt werden darf. Kutter ein kleines Schiff Hazelege Barend, Der Überblick: Fisch der Armen für die Reichen: Die EU gefährdet im Senegal die Fischerei und das Einkommen vieler Menschen, 33. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1997: S
6 Arbeitsblatt: Leere Netze 5 Die Trawler Die Trawler konkurrieren mit den örtlichen Kleinfischern um Seezungen, Barsche, Brassen und verschiedene Sorten Schalentiere. Sie drängen sich mit ihren Booten zwischen uns und unsere Fische, klagt Badara (Fischer aus dem Senegal). Durch die ausländische Konkurrenz ist er gezwungen, weiter in die offene See hinauszufahren und länger draußen zu bleiben, wenn er die gleiche Menge Fisch fangen will wie früher. Die fremden Kutter dezimieren nicht nur die ohnehin schon überfischten Bestände, sondern stellen auch ein Sicherheitsrisiko dar. Im Schutz der Nacht dringen sie in die Zone ein, in der nur die Einheimischen fischen dürfen. Häufig kommt es zu Kollisionen, da deren Pirogen in der Dunkelheit kaum sichtbar sind. Boote und Netze werden beschädigt, manchmal werden auch Menschen getötet. Die Regierung steht scheinbar auf der Seite der ausländischen Fischer. In der heutigen Zeit scheint eine Piroge keinen großen Wert zu haben, aber sie ist alles, was ein senegalesischer Fischer besitzt und für ihn ist sein Fischerboot wichtig für seinen Beruf. Als Badara an Land zurückkommt, bezeugt er einigen alten Fischern seinen Respekt, indem er ihnen einen Teil von jedem Fang abgibt. So sind auch die alten Fischer versorgt. Diese spielen eine wichtige Rolle in seinem Dorf, und die jüngere Generation hält sehr viel auf ihre Meinung. Denn sie besitzen ein von alters her überliefertes Wissen über das Meer und den Fischfang, das vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Schalentiere Krebse, Muscheln, Schnecken Seezungen, Barsch, Brasse Speisefische Kollision Zusammenstoß überfischte Bestände Leer gefischtes Meer dezimieren vermindern Hazelege Barend, Der Überblick: Fisch der Armen für die Reichen: Die EU gefährdet im Senegal die Fischerei und das Einkommen vieler Menschen, 33. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1997: S
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