Luzerne, ideales Grundfutter für die Milchkuh
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- Eike Solberg
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1 Luzerne, ideales Grundfutter für die Milchkuh Luzerne wird als die Königin der Futterpflanzen bezeichnet. Diesen Namen verdient sie sowohl als Pflanze als auch als Futtermittel. Die hervorragenden Eigenschaften, Inhaltstoffe und die positiven Auswirkungen auf Leistung und Tiergesundheit machen die Luzerne zu einer der interessantesten Rationskomponenten für Milchkühe. Auch Südtiroler Futterflächen können in Gunstlagen Luzerne bester Qualität und gute Erträge liefern. Verwendung und Konservierung Frischfutter: (Grünfutter) eignet sich bestens für Rinder, da der Energiegehalt sich nur langsam ändert. Damit ist eine hohe Nutzungselastizität gegeben. Silierung: Luzerne ist aufgrund des hohen Eiweiß- und geringen Kohlenhydratgehaltes schlecht silierbar. Aus diesem Grund sollte grasbetonten Luzernemischungen der Vorzug geben werden, denn junge Gräser liefern Zucker als Nahrung für die Milchsäurebakterien. Heugewinnung: Die Heubereitung ist stark witterungsabhängig. Um die Bröckel- und Atmungsverluste zu minimieren, müssen die Arbeitsgänge am Feld eingeschränkt werden. Die ideale Konservierung erfolgt durch die Unterdachtrocknung (Belüftung mit Warmluft). Luzerne heißluftgetrocknet: Nur die künstliche Trocknung ist in der Lage die entsprechenden Qualitäten der Luzerne zu bewahren. Italien ist nach Spanien und Frankreich führend in der Luzerneproduktion, in den Nordländern und Vereinigten Staaten spielt die Luzerne keine Rolle. In Italien laufen etwa 40 Trocknungsanlagen, die von der EU eine Förderung von 33 je Tonne Trockenmaterial erhalten. Aufgrund der Förderung und der guten Transportdichte sind die Preise als relativ günstig zu betrachten. Luzernecobs: Das Produktionsverfahren ist wie bei der Luzerne heißluftgetrocknet. Im letzten Arbeitsschritt werden Pellets gepresst (siehe Abb.1). Luzernepellets sind als strukturwirksames Kraftfutter zu betrachten, da die Wiederkautätigkeit in hohem Maße erhalten bleibt. Luzerne liefert Struktur und steigert die Futteraufnahme Untersuchungen belegen, dass der Verzehr von Luzerne, egal ob frisch, als Heu, Silage oder Cobs verfüttert, signifikant höher ist als bei Verfütterung von anderen Grünfutterkonserven. Der hohe Verzehr beruht auf dem schnellen Pansendurchlauf und der Schmackhaftigkeit von Luzerne. Der Rohfasergehalt von Wiederkäuerrationen sollte nicht wesentlich unter 18% liegen. Dabei muss zusätzlich die Strukturwirksamkeit des Futters berücksichtigt werden. Der grobe Stengel der Luzerne fördert auch in zerkleinerter Form (Heißluft getrocknet) die Pansenfunktion.
2 Abb1: Schema: Trocknungsanlage für Luzerne Ausgangsmaterial (Grünfutter gehäckselt) Heizofen rotierender Zylinder Ventilator Dampf Brenner Hamm er- Presse für Pellet Kühler Presse für Ballen Die Speichelproduktion und die Muskeltätigkeit werden angeregt, der Nahrungsbrei bleibt locker und bietet den Mikroorganismen im Pansen optimale Bedingungen. Speichel puffert die Säure im Pansen ab, der ph-wert bleibt relativ konstant wodurch Verdaulichkeit und Futteraufnahme steigen. Dieser Umstand wirkt positiv auf den Milchfettgehalt. Die Bakterienmasse nimmt zu, wodurch mehr Bakterienprotein gebildet werden kann. Die bessere Futterverwertung resultiert in guter Milchleistung und erhöhtem Milcheiweißgehalt. Luzerne als Eiweißquelle Luzerne ist in der Lage in etwa doppelt so viel Rohprotein wie Soja je Flächeneinheit zu bilden. Auch die Eiweißqualität braucht den Vergleich mit Soja nicht zu scheuen. Entscheidend für die Milchproduktion ist jene Eiweißmenge, die nach der Pansenpassage im Dünndarm als nutzbares Protein (APD) zur Verfügung steht (siehe Abb.2). Je mehr Eiweiß unabgebaut durch den Pansen gelangt, desto geringer sind die beim Abbau bzw. bakteriellen Wiederaufbau im Pansen entstehenden Eiweiß- und Energieverluste. Abb. 2 Verwertung der Proteine beim Wiederkäuer
3 Durch die künstliche Trocknung von Grünfutter aus Luzerne wird viel nutzbares Protein (pansengeschütztes Protein) gebildet, Luzerne liefert also viel APD. Die ruminale N-Bilanz (N-Überschuss) wird im Vergleich zu Grassilagerationen verbessert, wodurch der Harnstoffgehalt in der Milch sinkt. Luzerne könnte in Zukunft die wichtigste Eiweißquelle in Europa darstellen und eine gewisse Unabhängigkeit bedeuten, dieser Umstand kommt vor allem seit dem Ausscheiden von tierischen Eiweißquellen zum tragen. Futterart Trockenmasse MJ Nel Rohfaser Rohprotein RP APD APDN Weide A2 volles Schossen , Grassilage A , Beg.Rispensch. Belüftungsheu A5 Beg , Blüte Maissilage teigreif 300 6, Sojaschrot , Biertreber siliert 240 6, Luzernegras Stadium , Luzernesilo Stadium , Luzerne belüftet Stadium , Luzerne künstl. getrocknet 900 5, St.4 Tab.1: Werte laut Grünem Buch in g/kg Trockensubstanz Luzerne liefert wertvolle Inhaltstoffe Luzerne vor allem als Grünfutter und mit Konservierung durch die Heißlufttrocknung liefert höchste Gehalte an ß-Carotin, Vitamin E und Vitamine des B-Komplexes. Im Organismus (Leber, Darmwand) wird ß-Carotin zu Vitamin A umgewandelt. Der Tagesbedarf einer Milchkuh an ß-Carotin liegt bei mg/tag; 4 Wochen vor dem Abkalben bis zur Feststellung erneuter Trächtigkeit werden mg empfohlen. Bei Weidegang im Sommer oder Fütterung von frischem Gras ist der Bedarf ausreichend gedeckt. In der Winterfütterung kann lediglich Grassilage und Belüftungsheu bester Qualität (früher Schnitt) als Lieferant von ß-Carotin betrachtet werden. Bei zunehmender Lagerdauer nehmen die Gehalte wesentlich ab. Rationen mit hohen Maisanteilen, Getreide und Mischkraftfutter enthalten zu wenig ß-Carotin, diem Unterversorgung des Organismus kann anhand der Blut-Serumfarbe mit einem Stalltest eindeutig festgestellt werden.
4 Auswirkungen wenn das ß-Carotin des Futters nicht ausreicht: Fruchtbarkeitsprobleme: Stillbrunst, Brunstlosigkeit, verzögerten Eiblasensprung, Eierstockzysten, embryonaler Fruchttod und Frühaborte; Schwächung der allgemeinen Abwehrkraft der Tiere gegen Infektionskrankheiten; Schlechte Immunversorgung des neugeborenen Kalbes; Erhöhte Anfälligkeit für Euterentzündungen. Vitamine des B Komplexes begünstigen die Pansenfunktion und damit die Futteraufnahme, wodurch Gesundheit und Leistung profitieren. Als nicht optimal muss das weite Ca-P Verhältnis der Luzernpflanze angesehen werden, Phosphor muss je nach Rationsberechnung ergänzt werden. Carotin Vit.E Vit.D Vit.B1 Vit.B2 Vit.B6 Vit.PP Colin Luzernegras ,7 17,4 6, Beg. Blüte Luzerneheu ,3 14,5 44 gut Luzerneheu ,6 13,2 38 mittelmäßig Luzerne heißl ,4 15, getrocknet Tab.2: Gehalt der Luzerne an Vitaminen in mg/kg Trockenmasse (Nehring u Coll) Luzerne als wirtschaftliche Rationskomponente Reine Grünlandrationen mit etwa 15% Rohprotein im Grundfutter reichen für etwa kg Milch, stark maisbetonte Rationen reichen aufgrund des tiefen Rohproteingehaltes für etwa kg Milch. Darüber hinaus ist eine Eiweißergänzung erforderlich, wobei Komponenten mit hoher Eiweißstabilität erforderlich sind. Luzerne liefert neben Biertreber und Sojaschrot, je nach Ration den höchsten Teil an im Pansen unabgebautem Protein. Aus diesem Grund sollte die wertvolle Futterpflanze auch in Südtirol wieder vermehrt kultiviert werden. Wo die Standortansprüche nicht entsprechen, ist der Zukauf von bester Qualität zu empfehlen. Nicht nur Futterknappheit sondern die Vorteile für die Rinderfütterung sind der Grund weshalb künstlich getrocknete Luzerne auch Silomais als Grundfutter und Kraftfutter als Eiweißlieferant teilweise ersetzen kann. Die Fütterung von wichtigem ß-Carotin und Kalzium kann über Luzerne billiger und wirkungsvoller erfolgen als über Mineralfuttermittel. Der Einsatz von Luzerne in der Milchviehfütterung sollte durch eine Rationsberechnung unter Berücksichtigung der vorliegenden Futterqualitäten erfolgen. Luzerne heißluftgetrocknet guter Qualität kann bis max. 30% der Ration ausmachen.
5 In verschiedenen Versuchen in Amerika und Norditalien wurde die Verfütterung von hohen Luzernemengen getestet. Jungvieh kann sich mit ausschließlicher Luzernefütterung (grün oder Heu) und einer Ergänzung von ca. 1 Kg Gerste sehr gut entwickeln. Für die Milchkuh wird bei zu hohen Mengen Luzerne der Ca-Überschuss bei Mangel an Phosphor zum Problem. Futtermittel für Biobetriebe Luzerne ist relativ umweltfreundlich, da die Futterproduktion ohne Dünge- und Spritzmittel erfolgt. Der Einsatz von Gentechnik ist im Gegensatz zur Sojaproduktion nicht erforderlich. Alle diese Eigenschaften machen die Luzerne zum idealen Futtermittel für Biobetriebe, die auf hohe Grundfutterleistungen achten, und auf exotische Eiweißkomponenten verzichten, müssen. Nachteile der Luzernefütterung - Weidefütterung ist nicht möglich, da Luzerne sehr empfindlich gegen Tritt und Verdichtung ist. - Luzerne verträgt keinen Frühschnitt, kann also nicht extrem jung für die Grasfütterung Verwendung finden; - Durch die schlechte Silierbarkeit von Luzerne kann die Trocknung nur über Warmbelüftung oder in speziellen Anlagen durch Heißluft zu Grünmehl oder Cobs erfolgen; - Der hohe Gehalt an Kalzium in der Luzerne kann Stoffwechselprobleme (Milchfieber) verursachen, die Ration für Trockensteher muss entsprechend angepasst werden. Fazit - Luzerne aus guter Konservierung und vor allem durch künstliche Trocknung liefert mehr Energie und vor allem mehr pansenstabiles Eiweiß als Heu oder Grassilage, wodurch Eiweißkraftfutter eingespart werden kann; - Luzerne ist in jeder Form strukturwirksam für den Wiederkäuer; - Luzerneprodukte können verhältnismäßig umweltfreundlich ohne Einsatz von Chemie und Gentechnik erzeugt werden. Durch die Produktion als betriebseigenes Futter oder in Nachbarländern entfallen lange Transportwege; - Die Luzernequalität kann sehr leicht sensorisch geprüft werden, das Risiko für toxische Futtergifte und andere Fremdstoffe ist sehr gering; - Luzerne liefert wertvolle Vitamine und Mineralstoffe; Die Ration muss berechnet werden, um Phosphor richtig zu ergänzen; - Bei Vergleich der Reinnährstoffe ist Luzerne ein günstiges Futtermittel auch im Zukauf. Georg Tschurtschenthaler Bergbauernberatung Fachschule für Landwirtschaft Mair am Hof Dietenheim
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