Einsatz von Rapskuchen als Mischfutterkomponente in der intensiven
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- Helene Auttenberg
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1 Einsatz von Rapskuchen als Mischfutterkomponente in der intensiven Lämmermast DR. JÖRG MARTIN Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Institut für Tierproduktion in Dummerstorf Bei der Ölsaatenverarbeitung (z.b. der Biodiesel-Herstellung) fällt Rapskuchen als Koppelprodukt an. Da sich durch die Erfolge bei der Züchtung von 00-Raps (d.h. erucasäurefrei und glucosinolatarm) die Einsatzmöglichkeiten in der Tierfütterung wesentlich verbessert haben, steht der anfallende Rapskuchen auch den Schäfern als Eiweißquelle zur Verfügung. Um Schäfern Empfehlungen für eine möglichst wirtschaftliche Verwertung des anfallenden und gegenwärtig vor allem von dezentralen Ölmühlen angebotenen Rapskuchens zu geben, erfolgten vielfältige Untersuchungen zum Rapskucheneinsatz in der Lämmermast. Rapskuchen - eine Alternative als Proteinträger in der Fütterung Aus der Sicht der Tierernährung ist Rapskuchen infolge seines Rohproteingehaltes von hohem Interesse (Tabelle 1). Tabelle 1: Vergleich des Futterwertes von Rapskuchen mit pflanzlichen Eiweißträgern 1) Futtermittel Gehalt je kg Trockenmasse Roh- RNB 2) nxp 3) Roh- Roh- umsetz. protein fett faser Energie g MJ ME Sojaextraktionsschrot , ,6 Rapsextraktionsschrot , ,9 Rapskuchen 10 % Fett , ,1 Rapskuchen 15 % Fett , ,0 Blaue Lupinen , ,2 Erbsen , ,4 1) Analysenergebnisse der LFA MV kalkulatorische Parameter 2) ruminale N-Bilanz kennzeichnet N-Versorgungsgrad im Pansen 3) am Dünndarm nutzbares Rohprotein Dabei weist Rapskuchen gegenüber Körnerleguminosen einen z.t. deutlich höheren Rohproteingehalt auf. Allerdings muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass der Rohproteingehalt erheblich in Abhängigkeit vom Abpressgrad (Restfettgehalt) schwankt. Deshalb ist eine Futtermittelanalyse vor dem Einsatz zu empfehlen, um eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung der Ration bzw. des Mischfutters zu gewährleisten. Zu achten ist außerdem auf die Mineralstoffversorgung der Tiere, um ein Calcium- Phosphor-Verhältnis von etwa 3:1 im Mischfutter zu sichern.
2 Was bringt der Rapskucheneinsatz in der intensiven Lämmermast? Die Erzeugung des vom Markt geforderten fettarmen Lamms mit gut entwickelter Bemuskelung der wertvollen Teilstücke (Kotelett, Lende, Keule) erfordert die optimale Nutzung der hohen Wachstumsintensität bei günstiger Futterverwertung junger Masttiere. Entscheidende Voraussetzung ist dabei eine leistungsgerechte Ernährung über energie- und proteinreiche Futterrationen, da wachsende Tiere höhere Ansprüche an die Futterqualität als Alttiere stellen. Deshalb ist den Problemen der Fütterung, d.h. der Versorgung der Tiere mit Energie, Nähr-, Mineral- und Wirkstoffen, der Futterstruktur und möglichen Schadstoffen im Futter (Toxine, Antinutritiva) sowie den Futterkosten, eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Da Rapskuchen auch als Proteinquelle für die Lämmermast zur Verfügung steht, erfolgten unter den standardisierten Bedingungen der Mastprüfanstalt Laage (Gruppenhaltung auf Tiefstreu Misch- und Grobfutter zur freien Aufnahme, männliche Lämmer der Rasse Schwarzköpfiges Fleischschaf) Untersuchungen zur Nutzung von Rapskuchen im ( hofeigenen ) Lämmermischfutter. Tabelle 2 enthält einen Überblick über die Zusammensetzung der eingesetzten Futtermischungen, die mittels einer fahrbaren Mischstation hergestellt wurden. Sie waren so aufeinander abgestimmt, dass nahezu gleiche Energie- und Rohproteingehalte gesichert werden konnten. Tabelle 2: Zusammensetzung und Futterwert der eingesetzten Futtermischungen (Angaben je kg Originalsubstanz) Sojaextraktionsschrot SES % 20 Rapskuchen RAK 10 % 30 Rapskuchen RAK 15 % 32 Rapsextraktionsschrot RES % 26 Gerste % Hafer % Triticale % Mineralstoffe (Ca-reich) % Futterkalk % Öl (zur Staubbindung ) % Futterwert Energiekonzentration MJ ME 11,1 11,1 11,2 11,1 Rohprotein g Ruminale N-Bilanz g 2,4 2,7 3,2 2,6 am Dünndarm nutzb. Rohprotein g Rohfett g Rohfaser g Fleischleistung von Lämmern bei Rapskucheneinsatz im Mischfutter In Tabelle 3 sind die Untersuchungsergebnisse zum Rapskucheneinsatz im Lämmermischfutter zusammengefasst. Die Ergebnisse demonstrieren das erreichte Niveau der Mast, wodurch eine weitgehende Ausschöpfung des individuellen Wachstumsvermögens der Tiere gewährleistet werden konnte. Dabei wiesen die Tiere aller Gruppen, als Voraussetzung für eine hohe tägliche Zunahme, einen hohen Futterverzehr und damit eine hohe Energie- und Nährstoffaufnahme auf. Tendenziell war jedoch eine leichte Verringerung der Futteraufnahme
3 beim Einsatz von Rapskuchen, aber auch von Rapsextraktionsschrot im Mischfutter im Vergleich zur SES-Gruppe zu beobachten. In der Wachstumsintensität und der Futterverwertung zeigte sich dagegen die differenzierte Wirkung des angebotenen Mischfutters. Das höchste Leistungsniveau in der Mast (Zunahme, Futterverwertung) wurde für die Tiere der SES-Gruppe ermittelt. Dagegen führte die Nutzung von Rapskuchen zu einer verminderten Wachstumsintensität und Futterverwertung. Deutlich günstigere Ergebnisse als die RAK-Gruppen erreichte auch die Gruppe, deren Futtermischung Rapsextraktionsschrot enthielt. Die Schlachtkörper wiesen unabhängig von der verabreichten Ration die für junge Lämmer bekannte gute Qualität auf. Bei der Wertung der Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine gewichtsabhängige Schlachtung mit einer anschließenden Korrektur auf ein einheitliches Mastendgewicht (von 43,0 kg) erfolgte. Auf folgende Faktoren muss dabei besonders hingewiesen werden: bei relativ ausgeglichenen Schlachtgewichten spiegeln sich in den Nettozunahmen das Schlachtalter und damit der erreichte Reifegrad sowie die differenzierten Schlachtausbeuten zwischen den Gruppen wider; im Nierentalganteil zeigt sich die bei Lämmern ausgeprägte Altersabhängigkeit dieses Merkmals, die jedoch durch die differenzierte Energie- und Nährstoffverwertung deutlich verstärkt wird; die Nutzung von Rapskuchen als Mischfutterkomponente führt in Abhängigkeit vom Rohfettgehalt tendenziell infolge ungünstigerer Konformation (Bemuskelung Fleischigkeitsklasse, Muskeldicke) und Verfettung (Nierentalg, Fettdicke Auflagefett) zu einer verringerten Schlachtkörperqualität. - Ökonomische Bewertung des Einsatzes von Rapskuchen Über 90 % der Markterlöse entfallen in der Schafhaltung auf den Verkauf junger Mastlämmer. Ein vorrangiges Ziel einer wirtschaftlichen Schafhaltung muss deshalb die Erzeugung der vom Markt geforderten fettarmen Lämmer mit gut entwickelter Bemuskelung der wertbestimmenden Teilstücke (Rücken und Keule) sein. Dabei weist die Kalkulation zu wirtschaftlichen Aspekten der Lämmermast bei Einsatz von Rapskuchen als Mischfutterkomponente selbst unter der Voraussetzung eines ähnlichen Energie- und Nährstoffgehaltes auf wirtschaftliche Nachteile gegenüber der Nutzung von Sojaextraktionsschrot als alleinige Eiweißquelle im Mischfutter hin (Tabelle 4). Verursacht wird dies u.a. durch eine verringerte Wachstumsintensität bei ungünstigerer Futterverwertung und damit durch eine verlängerte Mastdauer zum Erreichen marktüblicher Endgewichte.
4 Tabelle 3: Ergebnisse zur Gewichtsentwicklung und Futterverwertung sowie zu Schlachtertrag und -körperqualität der Mastlämmer Anzahl Alter Mastende Tage 105,0 111,0 114,2 110,2 Gewichtsentwicklung und Futterverwertung Futterauf- Mischfutter kg 1,26 1,24 1,22 1,20 nahme je Heu kg 0,17 0,19 0,22 0,23 Masttag Energie MJ ME 15,3 15,2 15,4 15,1 Rohprotein g Lebendge- Mastbeginn kg 22,7 22,2 22,1 22,3 wicht 28. Masttag kg 34,9 33,2 32,7 33,5 Mastende kg 43,0 43,0 43,0 43,0 Zunahme Einstallung - Mastbeginn g/d Mastbeginn Masttag g/d Masttag - Mastende g/d Mastbeginn - Mastende g/d Futterauf- Mischfutter kg 2,82 3,08 3,22 2,89 wand je kg Energie MJ ME 34,2 37,8 40,6 36,3 Zuwachs Rohprotein g Schlachtertrag und -körperqualität Schlachtausbeute % 49,12 47,72 46,74 48,54 Schlachtgewicht (warm) kg 20,0 19,4 18,9 19,8 Nettozunahme g Nierenfett g % 1,01 1,61 2,03 1,33 Bemuskelung Note 7,0 6,6 6,4 6,8 Muskeldicke (Ultraschall) mm 28,5 27,2 26,5 27,5 Fleischigkeitsklasse E = 1 P = 5 Note 2,8 3,2 3,2 3,0 Fettdicke (Ultraschall) mm 6,8 8,6 9,6 8,3 Tabelle 4: Wirtschaftliche Aspekte des Rapskuchen in der Lämmermast (Angaben in je Tier) Mastdauer Tage 45,9 52,4 55,8 51,6 Mischfutterverbrauch kg 57,7 64,8 68,4 62,2 Mischfutterpreis je kg 0,18 0,16 0,16 0,15 dar. Kosten Eiweißträger % Marktleistung 1) 75,98 73,54 71,94 75,20 Kosten (ohne Tiereinsatz) 36,40 39,96 42,68 38,52 dav. Mischfutter 10,26 10,39 11,18 9,15 Heu 0,83 1,06 1,32 1,26 Lohn 9,25 10,16 10,63 10,05 sonstige 2) 16,06 18,35 19,55 18,06 Marge 3) 39,58 33,57 29,26 36,69 1) 3.80 je kg Schlachtgewicht 2) u.a. Einstreu, Tierarzt, Wasser und Energie, Gebühren, Abschreibungen 3) Erlösbeitrag zur Kostendeckung Mutterschafhaltung, entspricht Marktleistung abzüglich Kosten
5 Schlussfolgerungen und Empfehlungen Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Lammfleischerzeugung ist die Fütterung. Nur durch eine leistungs- und bedarfsgerechte Versorgung mit hochwertigen, energie- und eiweißreichen Futtermitteln (Misch- und Grobfutter) ist die optimale Nutzung der hohen Wachstumsintensität bei günstiger Futterverwertung der Tiere und die Sicherung der vom Handel geforderten guten Konformation der Schlachtkörper als Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit der Fleischerzeugung gewährleistet. Aus den Untersuchungsergebnissen zur Nutzung von Rapskuchen in der Mastlammerzeugung können folgende Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet werden: 1. Die Nutzung von Rapskuchen als Proteinquelle in der Tierernährung kommt, unter der Voraussetzung das Raps aus inländischer Erzeugung genutzt wird, der Erfüllung der Forderung nach enger Flächenbindung der Produktion und Ablösung von Futterimporten entgegen. Zu beachten sind dabei: der relativ günstige Preis im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot, aber auch der deutlich erhöhte Rohfett- und Rohfasergehalt (in Abhängigkeit vom Abpressgrad). 2. Die Qualität von Rapskuchen (insbesondere der Energie- und Nährstoffgehalt) kann in Abhängigkeit von der Verarbeitung (Warm- bzw. Kaltpressung) und der Größe der Ölmühle deutlich schwanken. Deshalb ist vor dem Einsatz (insbesondere neuer Chargen) eine Futtermittelanalyse zu empfehlen, da nur so eine ausge wogene Nährstoffzusammensetzung der Ration bzw. des Mischfutters gesichert werden kann. Zudem ist auf eine hygienische ein-wandfreie Lagerung des Rapskuchens zu achten (trocken und sauber, um eine Schimmelbildung zu vermeiden). 3. Folgende Empfehlungen sollten beim Einsatz in hofeigenen Futtermischungen für Mastlämmer bei der Rationsplanung und -bilanzierung beachtet werden: Rapskuchen möglichst mit anderen Eiweißträgern kombinieren, um - eine ausgewogenere Nährstoffzusammensetzung des Mischfutters zu erreichen, - eine hohe Verwertbarkeit der Energie und Nährstoffe zu sichern sowie - eine mögliche Wirkung verzehrsmindernder Futterbestandteile zu minimieren, - praktische Erfahrungen weisen auf eine gute Eignung von Sojaextraktionsschrot als Kombinationspartner hin; Mineralstoffversorgung beim Einsatz von Rapskuchen in hofeigenen Futtermischungen beachten! - durch Beimischen von calciumreichen, phosphorarmen Mineralfutter und Futterkalk weites Calcium-Phosphor-Verhältnis (etwa 3:1) sichern, - Ziel: Vermeidung der Bildung von Harn- bzw. Blasensteinen (Urolithiasis) insbesondere bei männlichen Lämmern. 4. Durch den Einsatz von Rapskuchen ist infolge verringerter Wachstumsintensität bei ungünstigerer Futterverwertung und damit verbundener verlängerter Mastdauer zum Erreichen marktüblicher Endgewichte keine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Lammfleischerzeugung zu erwarten. Dies ist nur möglich, wenn höhere Erlöse je kg Gewicht z.b. über die Teilnahme an speziellen Vermarktungsprogrammen erzielt werden können.
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