BERICHT ZUM PEER REVIEW AN DER DEUTSCHEN SCHULE LISSABON OFFENE SCHULEINGANGSPHASE AM STANDORT ESTORIL
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- Willi Maurer
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1 BERICHT ZUM PEER REVIEW AN DER DEUTSCHEN SCHULE LISSABON OFFENE SCHULEINGANGSPHASE AM STANDORT ESTORIL Peers: Heike Bülow (Grundschulleiterin der DS Valencia) Helga Grafenhorst (Schulleiterin der Grundschule Neues Tor Berlin) Eva-Maria Sonnick-Ritter (Grundschule Neues Tor Berlin)
2 Inhalt 1. Vorwort.3 2. Grundlagen des Berichts Ablauf Schuldokumente Interviews Unterrichtsbeobachtungen Die Evaluationsfragen der Schule Bericht zu den Ergebnissen des Peer Reviews und Empfehlungen der Peers Unterrichtsbeobachtungen Evaluationsfragen Fazit
3 1. Vorwort Anfang 2011 wurden wir vom Grundschulleiter der DS Lissabon gebeten, den Prozess der Schulentwicklung an der DS Estoril zu unterstützen und die Schule im Rahmen eines Peer Review als kritische Freunde zu besuchen. Konditionen, Details der Durchführung und Termine wurden im Mai auf einer gemeinsamen vorbereitenden Tagung in Valencia festgelegt. Aus unserer Sicht ist es ungewöhnlich, zu so einem frühen Zeitpunkt nach der Einführung eines solchen Projekts, eine externe Evaluation durchzuführen. Wir bedanken uns deshalb ausdrücklich bei dem Kollegium für das uns entgegen gebrachte Vertrauen, das uns die Unterrichtsbeobachtungen und die Interviews ermöglichte. Mit der Einführung der Jahrgangsmischung war nach unserer Information eine grundsätzliche Entscheidung für den Standort Estoril verknüpft. Von Seiten des Vorstands waren hierfür die kulturelle Verbundenheit mit der deutschen Gemeinde in Estoril und die Bedeutsamkeit der deutschsprachigen Kinder für den Standort Lissabon ausschlaggebend. Hier investieren wir, das lohnt sich, ist ein Zitat von Frau Pinto, das dies belegt. So fiel die Entscheidung für die Grundsanierung des Schulgebäudes und die Einführung der jahrgangsgemischten Klassen unter den gegebenen Bedingungen. In der Vorbereitungsphase gab es Unsicherheiten vor allem bei Eltern und auch bei einigen Lehrkräften. Es gab heftige Diskussionen und Widerstand und daraus resultierend den Wunsch nach der Evaluation, die wir nun durchgeführt haben und über die wir im Folgenden berichten. Die interviewten Eltern hinterfragten nun auch den Zeitpunkt, wünschten sich jedoch schon regelmäßige externe Rückmeldungen. 3
4 2. Grundlagen des Berichts Der von uns erstellte Bericht basiert auf der Basis: Information durch den Grundschulleiter (mündlich und schriftlich) Interviews Unterrichtsbeobachtungen 2.1. Ablauf Das Peer Review an der Deutsche Schule Lissabon wurde durchgeführt in dem Zeitraum vom 05. bis 07. Juni Der genaue Ablauf gestaltete sich wie folgt: Sonntag 05. Juni: Uhr: Schulbegehung Montag, 06. Juni: 8.30 Uhr: Vorstellung der Peers im Kollegium 9.00 Uhr: 1. gemeinsame Hospitation, Abgleich der Einschätzung 9.45 Uhr: 2. gemeinsame Hospitation, Abgleich der Einschätzung Uhr: je 4 Hospitationen durch die Peers Uhr: Interview des Kollegiums Uhr: Interview der Eltern Dienstag, 07. Juni: Uhr: Interview mit der Vorstandsvorsitzenden Frau Pinto Uhr: je 2 Hospitationen durch die Peers 4
5 Uhr: Interview mit dem Schulleiter Herrn Dr. Clauß Uhr: Vorbesprechung der Ergebnisse mit dem Grundschulleiter Uhr: öffentliche Vorstellung der Ergebnisse (Kollegium, Eltern, Schulleitung, Schulvorstand) 2.2. Schuldokumente Von der DS Lissabon wurde den Peers eine Reihe von Dokumenten zur pädagogischen und organisatorischen Struktur der Schule bereit gestellt 2.3. Interviews Es wurde mit insgesamt vier am Schulleben beteiligten Gruppen, dem Kollegium, dem Schulvorstand, der Schulleitung und den Eltern, Interviews zu den vorgegebenen Evaluationsfragen durchgeführt 2.4. Unterrichtsbeobachtungen Für das Peer Review wurde bezüglich der Unterrichtsbeobachtung vereinbart, 5 Kriterien des Beobachtungsbogens der Bund - Länder -Inspektion (BLI) zu verwenden. Im Einzelnen wurde zudem berücksichtigt: Hospitationen bei allen Lehrkräften, die in der Offenen Schuleingangsstufe unterrichten 20 Minuten Hospitationsdauer pro besuchter Unterrichtsstunde keine individuelle Rückmeldung Darüber hinaus haben wir uns an den folgenden Kriterien orientiert: möglichst alle Unterrichtsfächer werden besucht besuchte LK sollen möglichst gleich auf alle Peers verteilt sein 5
6 3. Die Evaluationsfragen der Schule Von der Deutschen Schule Lissabon wurden wir um die Beantwortung von drei Evaluationsfragen gebeten: 1. Werden wir dem einzelnen Kind gegenüber gerecht? - wird unser Deutschunterricht den Nichtmuttersprachlern gegenüber gerecht? - fördern und fordern wir die Kinder ausreichend gut, auch die Zweitklässler ; wie könnten wir sie noch besser fördern? 2. Rahmenbedingungen für die Arbeit in jahrgangsgemischten Klassen? - sind die räumlichen und personellen Rahmenbedingungen gut? - wie effektiv nutzen wir die Teamteachingstunden? 3. Lehrerressourcen? - werde ich meinen Ansprüchen gerecht, sind meine Ansprüche angemessen? - achte ich genügend auf meine Ressourcen? 6
7 4. Bericht zu den Ergebnissen des Peer Reviews und Empfehlungen der Peers 4.1.Unterrichtsbeobachtungen Die Auswertung der einzelnen Unterrichtsbögen ergab folgendes Gesamtergebnis: Im Unterricht werden unterschiedliche Lernvoraussetzungen angemessen berücksichtigt Der Unterricht wird differenziert nach Anspruchsniveau und Lerntempi: 92% Der Unterricht berücksichtigt unterschiedliche Lernzugänge / sprachliche Voraussetzungen: 58 % Die Schüler werden dabei unterstützt, ihre individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erkennen und weiter zu entwickeln: 75% Der Unterricht fördert gezielt die Entwicklung der Deutschkompetenz (auch DaF/DFU) (Unterrichtsbesuche im Fach Portugiesisch wurden nicht berücksichtigt) Der Unterricht entwickelt Sprachkompetenz und Sprachbewusstsein in der Deutschen Sprache: 90% Fremdsprachige Schüler werden durch den Einsatz von DaF-/DFU- Methodenwerkzeugen beim Spracherwerb unterstützt: 20% Der Unterricht schafft Sprachanlässe und bietet Raum für differenziertes und komplexes Sprachhandeln auf Deutsch: 40% Die Schüler beteiligen sich aktiv am Unterricht Die Schüler leisten Beiträge für den Lernprozess: 83% Die Schüler arbeiten konzentriert und aufgabenorientiert: 96% Eine unterrichtsbezogene Schüler-Schüler-Interaktion ist feststellbar: 42% 7
8 Die Schule fördert das soziale Lernen durch Lehr- und Lernarrangements Die Lehrkraft nutzt aktivierende Gesprächsformen und sorgt dafür, dass Schüler miteinander kommunizieren: 50% Die Schüler wenden Methoden kooperativen Lernens an (z.b. Partner- und Gruppenarbeit): 42% Bei geeigneten Aufgaben fungieren einzelne Schüler als Helfer / Experten für Einzelschüler bzw. Gruppen: 33 % Die Lernumgebung fördert schüleraktivierende Lernformen Die Sitzordnung ist der Sozialform angepasst: 96% In der Lernumgebung sind Materialien und Hilfen bereitgestellt, auf die Schüler von sich aus zugreifen können: 75% Lernergebnisse werden im Unterrichtsraum präsentiert: 42% 4.2 Evaluationsfragen 1. Werden wir dem einzelnen Kind gegenüber gerecht? Aus den Beobachtungen der Peers im Unterricht und den Aussagen der Eltern in den Interviews wird ersichtlich, dass die Schüler gern zur Schule kommen. Das System wird dabei den Kindern nicht weniger gerecht als bisher, eher im Gegenteil. Die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen werden angemessen berücksichtigt und die Lernentwicklung wird entsprechend gefördert und gefordert. Die Kinder beteiligen sich aktiv am Unterricht, leisten Beiträge für den Lernprozess und arbeiten konzentriert und aufgabenorientiert. Jedoch könnten die unterrichtsbezogene Schüler-Schüler-Interaktion und die Präsentation von Lernergebnissen im Unterrichtsraum ausgeweitet werden. Das Kollegium empfindet im Vergleich zu früher die individuelle Förderung des einzelnen Kindes in den jahrgangsgemischten Klassen als besser möglich. Die Teamarbeit verbessert zudem den Austausch untereinander über die Schüler und deren Lernentwicklung. 8
9 Die Unterrichtsbeobachtungen zeigen über das kognitive Lernen hinaus, dass das soziale Lernen durch entsprechende Lehr- und Lernarrangements mehr gefördert werden könnte. Die Eltern erleben ihre Kinder selbstständiger, fragen sich aber, ob es auf die Altersmischung zurückzuführen ist. Die Sprachkompetenz und das Sprachbewusstsein in der deutschen Sprache werden im Unterricht gut entwickelt. Die unterschiedlichen Sprachvoraussetzungen könnten jedoch noch besser berücksichtigt werden. Die fremdsprachigen Schüler werden wenig durch einen besonderen Einsatz von speziellen DaF-/DFU-Methodenwerkzeugen beim Spracherwerb unterstützt. Es gibt keinen DaF-Unterricht, in dem die fremdsprachigen Kinder durch eine äußere Differenzierung besonders gefördert werden. An der Schule wird zur Förderung des Spracherwerbs mehr auf das Sprachbad gesetzt. 2. Rahmenbedingungen für die Arbeit in jahrgangsgemischten Klassen? Die Peers haben das Kollegium, die Eltern, den Schulvorstand und den Schulleiter und den Gesamtschulleiter zu diesem Punkt befragt. Insgesamt wurde deutlich, dass die momentanen Rahmenbedingungen von Seiten der Lehrkräfte und der Eltern für optimal gehalten werden. Besondere Erwähnung fanden vor allem die Teamteachingstunden, die Materialausstattung, die neuen räumlichen Bedingungen und die Gruppengrößen. Diese korrelieren jedoch mit der Raumgröße und sind dementsprechend angemessen. Das Kollegium lobt die Vorgehensweise bei der Materialbeschaffung hinsichtlich der Kontinuität und Systematik sowie der Mitsprache. Für die Eltern und vor allem das Kollegium sind die Teamteachingstunden von großer Bedeutung. Das Kollegium wünscht sich die Beibehaltung dieser Stunden in vollem Umfang. Es fühlt sich hinsichtlich der personellen und materiellen Rahmenbedingungen sehr gut unterstützt, wünscht sich jedoch vom Gesamtschulleiter mehr Interesse und Wertschätzung. Von Seiten des Schulvorstandes als auch des Gesamtschulleiters wird auf die notwendigen Sparmaßnahmen hingewiesen, die auch ihre Auswirkungen auf die Grundschule in Estoril haben. 9
10 Die Teamarbeit wird von den Kollegen hinsichtlich der gemeinsamen Vorbereitung von Unterricht und speziellen Werkstätten positiv wahrgenommen. Die Kommunikation mit den Eltern hat sich aus Sicht der Lehrkräfte nicht verändert. Die eigenen Zweifel wurden beim Kollegium durch die Fortbildungsreihen und vor allem Hospitationsmöglichkeiten vorab in Deutschland ausgeräumt. In erster Linie bestanden aus Sicht der Lehrkräfte die Befürchtungen und Zweifel zu Beginn der Einführung der jahrgangsgemischten Gruppen bei den Eltern. Sie erlebten die Eltern als abwartend und spüren nun aber das gewachsene Vertrauen. Die Eltern ihrerseits erleben das Konzept als schlüssig und sind insgesamt zufrieden. Als Stolpersteine erwähnten die Eltern die Problematik der Pilotklasse (jetziger Jahrgang 2). Sie sehen zum Teil eine Klasse durch die Aufteilung der Zweitklässler und die neue Zusammensetzung als besonders belastet an. Sie fragen sich, ob einzelne Lehrkräfte möglicherweise im Pilotjahr überfordert waren und welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten bestehen. Auf Seiten der Eltern besteht der Wunsch nach Hospitationsmöglichkeiten in den jahrgangsgemischten Klassen, dem die überwiegende Mehrzahl der Lehrkräfte ja schon nachkommt. 3. Lehrerressourcen Als Ressource erleben die Kollegen die Vorbereitung und die guten Rahmenbedingungen, die geschaffen wurden, sowie die Teamarbeit, die hilfreich erlebt wird. Das gewachsene Vertrauen der Eltern wird ebenfalls unterstützend erlebt. Wie bereits erwähnt würde sich das Kollegium über mehr Interesse und Wertschätzung von Seiten der Schulleitung in Lissabon freuen. 10
11 Die Lehrkräfte wünschen sich nun Zeit. Zeit für die persönliche Entwicklung, sowie Zeit und Mittel für weitere Hospitationen in Deutschland. Im nächsten Schuljahr, mit eigenen Erfahrungen die Arbeit in anderen Schulen zu sehen und sich auf einer Ebene in kollegialen Austausch treten zu können, wird von den Lehrkräften als große Chance gesehen und als Wunsch geäußert. Hilfreich wäre die Beibehaltung der personellen und finanziellen Rahmenbedingungen, und für die Lehrkräfte darüber hinaus nicht vorzeitigen, übertriebenen Erwartungen ausgesetzt zu sein. 4.3.Fazit: Der Start in die Jahrgangsmischung ist gelungen. Wir sagen Danke und wünschen eine gute Weiterarbeit. Berlin, Valencia, den Heike Bülow Helga Grafenhorst Eva-Maria Sonnick-Ritter 11
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